Mülheim. Nach Kritik von Schulen, Eltern und Schülerschaft hat die Ruhrbahn zum zweiten Mal Anpassungen vorgenommen. Dieses Mal offenbar im Alleingang.

Als Reaktion auf die negativen Rückmeldungen von Schulen, Eltern und Schülerschaft hat die Ruhrbahn Anpassungen bei den Linienfahrplänen mehrerer Einsatzwagen vorgenommen – das nun zum zweiten Mal. Ab Montag, 6. November, sollen die veränderten Fahrten in Kraft treten, betroffen sind die E-Wagen 25, 29, 32, 34, 41 und 53 sowie die Schulzentren Broich und Saarn, die Gustav-Heinemann-Schule, das Gymnasium Heißen, die Luisenschule und das Otto-Pankok-Gymnasium. Noch bevor das geänderte Angebot überhaupt in die Praxis umgesetzt wird, gibt es Kritik.

In einem Rundbrief wendet sich Timo Spors, Vorsitzender des Mobilitätsausschusses, unter anderem an Mülheims Schulleitungen und stellt klar: „Die heute verschickten Änderungen sind NICHT mit mir abgestimmt.“ Es sollen ihn bereits kurz nach der Bekanntgabe der Ruhrbahn am Montag mehrere Rückfragen erreicht haben. „Auch wenn die Ruhrbahn einige wichtige Punkte und Verbesserungen aus dem von mir erstellten Konzept 1 zu 1 übernommen hat, hat sie aus mir unerklärlichen Gründen andere weggelassen“, erklärt der Grünen-Politiker in seinem Schreiben, das der Redaktion vorliegt.

Mülheimer Politiker ist irritiert von der Ruhrbahn

So seien etwa die aus seiner Sicht notwendigen Verbindungen vom Schulzentrum an der Von-Bock-Straße sowie von der Luisenschule nach Saarn und Selbeck nicht berücksichtigt worden. „An dem Thema sind wir schon seit einem Jahr dran“, erklärt Spors, Aufsichtsratsmitglied der Ruhrbahn, im Gespräch mit der Redaktion. „Dass ein Ersatz für den 753er jetzt wieder nicht berücksichtigt wurde, irritiert mich.“ Mehrfach hatten sich Eltern und Kinder aus den beiden betroffenen Stadtteilen beklagt, zu den Stoßzeiten vom Liniennetz abgeschnitten zu sein, gerade für Luisenschüler an den sogenannten Langtagen ein Problem.

Timo Spors, Vorsitzender des Mobilitätsausschusses und Aufsichtsratsmitglied der Ruhrbahn, begleitet die Neugestaltung des Mülheimer ÖPNV-Netzes von Beginn an.
Timo Spors, Vorsitzender des Mobilitätsausschusses und Aufsichtsratsmitglied der Ruhrbahn, begleitet die Neugestaltung des Mülheimer ÖPNV-Netzes von Beginn an. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Das allerdings ist nicht der einzige Punkt, den der Vorsitzende des Mobilitätsausschusses hinsichtlich der bald in Kraft tretenden Anpassungen kritisiert. So sei bei einer Besprechung unter Beteiligung des Verkehrsmanagements der Ruhrbahn Mitte Oktober beschlossen worden, die Nummerierung der E-Wagen zu verbessern, denn auch hier hatten sich in der Praxis einige Schwierigkeiten offenbart. Wieso das nun nicht umgesetzt wird, obwohl laut Spor selbst die Kostenfrage geklärt gewesen sei, ist ihm ein Rätsel.

Ruhrbahn reagiert auf Kritik aus Mülheim - weitere Anpassungen kommen

Auch die Kommunikationsweise ist etwas, das Spors kritisiert. Eine frühzeitige Information über die angedachten Maßnahmen im E-Wagennetz an die im Arbeitskreis vertretenen Politiker sei demnach zwar zugesagt, aber erst mit drei Stunden Verzug umgesetzt worden, nachdem die Schulleitungen informiert worden waren.

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Nun zeichnet sich das ab, was Spors bereits seit geraumer Zeit vermutet hat: „Es läuft auf eine erneute Anpassung Anfang des kommenden Jahres hinaus.“ Bereits mit Inkrafttreten des neuen ÖPNV-Plans nach den Sommerferien hieß es, dass weitere Nachjustierungen zum Jahreswechsel und im Sommer 2024 wohl kaum zu vermeiden seien. Zunächst aber soll das umgesetzt werden, was Mitte Oktober im Arbeitskreis beschlossen worden war – und zwar gänzlich.

Mülheimer ÖPNV-Netz wird mehrfach umgestellt werden müssen

„Die Ruhrbahn hat den klaren Auftrag, das zu lösen“, so Timo Spors. Bis zu den Weihnachtsferien, die am 21. Dezember beginnen, muss das Verkehrsunternehmen nun nacharbeiten. Anfang 2024 sollen dann Anpassungen über die E-Wagen hinaus folgen. „Wir sprechen da von Minuten, um bessere Umstiegszeiten zu ermöglichen.“ Die Überarbeitung der Streckennetze selbst ist darüber hinaus geplant, wohl aber erst im Sommer.

„Es ist sehr zeitintensiv im Moment“, räumt Timo Spors ein, der den Umstieg auf den neuen Nahverkehrsplan seit Beginn an begleitet und sich mit sämtlichen Details auskennt. „Dass wir jetzt drei Runden statt einer drehen, ist einfach nervenaufreibend.“ Auch wenn es mit dem Arbeitskreis eine in der Theorie funktionierende Gruppe gibt, die den Prozess begleitet, wünsche sich der Vorsitzende des Mobilitätsausschusses mehr proaktives, aber auch schnelleres Handeln der Ruhrbahn. „Das jetzt war eine Aktion im Alleingang. Ich gehe aber davon aus, dass die nächsten Anpassungen zeitnah kommuniziert werden.“

Die Ruhrbahn äußerte sich zu der Situation auf Anfrage bis Redaktionsschluss nicht.

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