Mülheim. Der Bismarckturm ist ein 27 Meter hohes Mahnmal für die lange vernachlässigte Instandhaltung historischer Bauten in Mülheim. Jetzt tut sich was.
Vor mehr als sechs Jahren ist Mülheims Bismarckturm am Kahlenberg zunächst in Teilen, später aufgrund massiver Schäden ganz gesperrt worden. Die Landmarke, 1909 eingeweiht, liegt seither im Dornröschenschlaf. Jetzt keimt Hoffnung auf, dass eine Sanierung für die überschuldete Stadt nicht bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag zu schieben sein wird.
Rückschau: Schäden am 27 Meter hohen Turm waren im Frühjahr 2017 festgestellt worden. Zunächst nur ab der dritten Etage ließ ihn die Stadtverwaltung seinerzeit sperren, weil lockere Steine im Innern entdeckt worden waren. Künstler Jochen Leyendecker, der im Turm sein Atelier unterhielt, durfte zunächst bleiben, musste dann aber auch raus aus dem bröckelnden Bauwerk.
Stadt Mülheim legte eine Serie verfallener Immobilien hin
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Abplatzungen der Natursteinverkleidung an der Außenfassade, feuchtes Mauerwerk, Risse im Estrich, Korrosion an den Deckenträgern, Auswaschungen der Fugen am Ziegelmauerwerk und Korrosion der im Mauerwerk verbauten Stahlkonstruktionen. . . Die Mängelliste war schnell lang. Doch Geld war und ist nicht freigeschaufelt bei der Stadt, die mit dem Tersteegenhaus, Schloß Broich, der VHS und dem alten Bürgermeisteramt in Dümpten in den vergangenen Jahren eine Serie verfallener Immobilien hinlegte.
Schloß Broich ist saniert, die langwierige Sanierung des Tersteegenhauses macht Fortschritte, die alte Bürgermeisterei wollte die Stadt schnell loswerden, um hier nicht auch noch einen Klotz am Bein zu haben wie bei VHS und Bismarckturm.
Mit Förderung soll für Mülheimer Turm Machbarkeitsstudie zu finanzieren sein
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Jetzt gibt es einen kleinen Hoffnungsschimmer: Die Stadt will sich im Rahmen der Internationalen Gartenbauausstellung (IGA) 2027 zumindest schon mal um Fördermittel bewerben für eine Machbarkeitsstudie. Diese soll aufzeigen, wie und mit welchem finanziellen Aufwand der Bismarckturm zu retten wäre. Am Ende steht das Ziel, den Turm vor dem weiteren Verfall zu retten und ihn wieder öffentlich zugänglich zu machen. Zur IGA wird’s aber sicher nichts werden, so Klaus Beisiegel, Referent im Dezernat von Baudezernent Felix Blasch.
Beisiegel berichtete, dass die Bezirksregierung der Stadt dennoch positive Signale übermittelt habe für jene Anschubfinanzierung mit IGA-Mitteln; schließlich zählt der Bismarckturm zu Mülheims IGA-Projekt „Grüner Stadtring“.
Vertraglich fixiert: Stadt Mülheim muss Bismarckturm öffentlich zugänglich halten
Die Stadt ist in der Pflicht, alsbald mal tätig zu werden. Der Bismarckturm sei wie die Sportanlage am Kahlenberg im Besitz der Gretchen-Leonhard-Stiftung, so Beisiegel. Die Stiftung habe der Stadt den Turm seinerzeit unter der vertraglichen Maßgabe überlassen, ihn öffentlich zugänglich und in Schuss zu halten. „Selbst wenn wir den Turm zurückgäben“, so Beisiegel, „müsste er saniert sein.“
Die Sanierung dürfte in die Millionen gehen. Die Stadt will nach Fördermitteln für das Denkmal suchen. Ins Spiel brachte Oliver Linsel (Grüne) etwa die Stiftung Preußischer Kulturbesitz. „Es gibt eine Reihe möglicher Co-Finanzierungen“, nannte Beisiegel etwa auch die NRW-Stiftung.
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