Mülheim. In Mülheim-Speldorf plant ein weiterer Investor ein Mega-Wohnbau-Projekt. Was zwischen Golfplatz-Idylle und Duisburger Straße entstehen soll.
Der Mülheimer Investor „Raffelberger Wohnimmobilien“ plant mit dem örtlichen Geohaus als Planungsbüro an der Duisburger Straße in Speldorf den Neubau von rund 90 Wohnungen schaffen – mit exklusivem Blick in die geschützte Natur.
Vor Jahren schon liefen Abstimmungen mit Mülheims Stadtverwaltung an. Zwischenzeitlich hat der Investor, was keine Selbstverständlichkeit ist, von sich aus einen städtebaulichen Wettbewerb ausgelobt, um Stadtplaner und Gestaltungsbeirat von seinem Vorhaben an nicht unsensibler Stelle im Außenbereich zu überzeugen: Anfang September nun soll sich erstmals Mülheims Planungsausschuss in öffentlicher Sitzung mit dem Projekt an der Duisburger Straße 380 befassen. Er soll ein vorhabenbezogenes Bebauungsplanverfahren in Gang setzen.
Investor will in Mülheim-Speldorf qualitativ hochwertiges Wohnquartier schaffen
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Zur Örtlichkeit: Die „Raffelberger Wohnimmobilien“ haben dort, in Hanglage zwischen Duisburger Straße und Golfplatz an der Galopprennbahn, 2019 die ehemalige Hofstelle mit insgesamt 1,32 Hektar Fläche ringsum erworben. Ziel ist es, nach Abriss der alten Hofgebäude „ein qualitativ hochwertiges Wohnquartier mit Mehrfamilienhäusern für generationsübergreifendes Wohnen“ zu realisieren, wie es in der Aufgabenstellung zum städtebaulichen Wettbewerb hieß.
Der Wettbewerb hat mit dem Büro RKW Architektur (Düsseldorf) und dem Planungsbüro DTP Landschaftsarchitekten (Essen) einen eindeutigen Sieger hervorgebracht, der gleich alle Stimmen der zehn Jurymitglieder auf sich vereinte.
Viergeschossige Mehrfamilienhäuser sind auf hinterem Teil des Geländes verortet
Der Entwurf sieht insgesamt drei Gebäude auf dem bebaubaren Teil des Areals vor. Sie sollen einen zentralen, mit einer zweigeschossigen Tiefgarage unterbauten Quartiersplatz einrahmen, der halböffentlich zugänglich sein soll. Der Tiefgaragen-Bau (146 Stellplätze für Pkw und 200 für Fahrräder) soll so ins Geländegefälle eingebaut werden, dass schließlich darauf alle Gebäude mit Erdgeschoss auf Höhenniveau der Duisburger Straße gebaut werden können.
Zwei größere, viergeschossige Mehrfamilienhäuser mit aufgesetzten Staffelgeschossen sind dabei gemäß Siegerentwurf aus dem Wettbewerbsverfahren bewusst so weit wie möglich abseits der Duisburger Straße verortet. Sie setzen nicht nur eine klare Grenze zu einem Schutzstreifen für das rechtlich gesicherte Schutzgebiet „Oberlauf des Buschbachs“ im Norden. Zehn Meter breit soll dieser Schutzstreifen sein, unbegehbar, verspricht Thomas Forstmann als Vertreter der Investoren. Gleichwohl soll das Grün im Norden Hingucker für spätere Bewohner und Flaneure werden. Das Abrücken von der vielbefahrenen Duisburger Straße soll ebenso ermöglichen, auf jener Südseite Balkone, Terrassen und Loggien zu bieten. Zwischen den zwei Bauten soll ein attraktiver „Landschaftsbalkon“ mit Treppenanlage auch anderen Bürgern ermöglichen, einen Blick auf die Natur im Norden zu werfen.
Mülheimer Bauprojekt: Diskussion über Höhen der Gebäude scheint noch offen
Zu den Gebäudehöhen merkt die Planungsverwaltung in ihrem Entwurf zum Bebauungsplan jedoch schon Nachbesserungsbedarf an: „Der Siegerentwurf ist im weiteren Verfahren anzupassen, da der geplante Gebäuderiegel mit seinen Staffelgeschossen die vorgegebene Gebäudehöhe durchgängig überschreitet.“ Diese ist mit 58 Metern definiert.
Auch direkt an der Duisburger Straße soll es hoch hinaus gehen. Als „städtebauliche Dominante“ skizziert der Entwurf dort im weithin sichtbaren Kurvenbereich ein Gebäude mit sieben Vollgeschossen. Auch hierfür deutet die Stadtverwaltung an, Skepsis zu hegen: „Das Preisgericht des städtebaulichen Wettbewerbs hat die Höhe der Dominante und die einheitliche Höhe und Massivität des Riegels im Verhältnis zur Nachbarschaft kontrovers diskutiert“, heißt es da in Replik auf die Aufforderung einzelner Jurymitglieder, in dieser Hinsicht womöglich noch einmal kritisch hinzuschauen und am Bebauungskonzept zu feilen.
Miete, öffentlich geförderter Wohnraum, Eigentumswohnungen: Noch alles im Spiel
Investor-Vertreter Forstmann betont, dass seine Gesellschaft insbesondere Wohnraum schaffen wolle, klassisch in einem Mix aus Zwei- bis Vier-Raum-Einheiten. Zu welchen Anteilen diese später zur Miete, als Eigentum oder auch als öffentlich geförderter Wohnraum angeboten würden, sei noch offen. Das hänge auch von der Entwicklung etwa von Förderbedingungen ab, so Forstmann.
Bedarf an Wohnraum habe Mülheim zweifelsohne, verweist Forstmann auf jüngst veröffentlichte Zahlen zu exorbitant gestiegenen Mieten in Mülheim, aber auch darauf, dass sein Unternehmen mit weit mehr als 300 Wohnungen in Mülheim und näherer Umgebung aktuell viele Mietinteressenten vertrösten müsse. Wo zu wenig Angebot sei, so sagt er, steige nun mal der Preis. Nur in Teilbereichen der Gebäude könnten womöglich auch Gewerbe Platz finden, etwas zur Nahversorgung, Ärzte oder bei Bedarf auch eine Kita, sei hier aber nichts in Stein gemeißelt, so Forstmann.
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Baurecht an Duisburger Straße dürfte frühestens in zwei Jahren geschaffen sein
Baurecht dürfte frühestens in zwei Jahren geschaffen sein, die Entwicklung der Baupreise, der Inflation bleibe abzuwarten, will Forstmann noch nicht abschätzen, wo am Ende eine Quadratmetermiete für das neue Mini-Quartier liegen könnte.
Forstmann sieht seine Investoren-Gesellschaft gut vorbereitet für die anstehenden Diskussionen mit der Politik und mit Bürgern, auch wenn etwa geplant ist, die vorhandene Baumkulisse zur Straße hin auszulichten, weil einige laut Forstmann ohnehin erheblich geschädigt seien. Man will dagegen in Sachen Nachhaltigkeit auch damit punkten, dass man neben dem Schutzstreifen zum Grün im Norden etwa mit „hüllflächenoptimierten, einfachen Riegelbauwerken“ in Holzhybridbauweise plant. In der vielgestaltigen Balkon- und Loggialandschaft soll es vielfältige Möglichkeiten zur Begrünung geben, ebenso ist eine Dachbegrünung vorgesehen. Fachgutachten werden noch ins Verfahren einfließen.
Note „gut“ in der Klima-Checkliste von Mülheims Stadtplanern
In ihrer Klima-Checkliste kommen die Stadtplaner in einer Skala von 1 bis 5 auf die Benotung mit einer 2 für das Projekt. Negativ bewertet wurden da nur der Grad der Versiegelung aufgrund der großflächigen Tiefgarage und der Tatbestand, dass es sich um Bauland im Außenbereich handele, bei dem Freiflächen mit Klimafunktion geopfert würden. Positiv sei, dass bereits versiegelte Brachflächen einer neuen Nutzung zugeführt würden, ebenso könne auf vorhandene Infrastruktur im Umfeld zurückgegriffen werden.
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