Mülheim. Null – das ist die Anzahl der Bewerbungen, die bei der Möbelspedition Westhoff vorliegen. Dabei will der Betrieb zur Umzugs-Fachkraft ausbilden.
Krisensicher, abwechslungsreich und mit guten Zukunftsaussichten – so beschreibt Julian Buse den Job, den er in seinem Familienunternehmen zu vergeben hat. Der Prokurist der Westhoff GmbH hat einen Ausbildungsplatz zur „Fachkraft – Möbel-, Küchen- und Umzugsservice“ zu vergeben – und bislang keine einzige Bewerbung darauf erhalten.
Julian Buse kennt auch die Schattenseiten: „Landläufig spricht man vom Möbelpacker, dadurch hat der Job ein schlechtes Image.“ Dass sich heute dahinter ein spezialisierter Beruf verbirgt, der Perspektiven bietet, das wüssten die wenigsten, die auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle sind, mutmaßt der Juniorchef des über 100 Jahre alten Familienunternehmens, das 1918 in der Mülheimer Stadtmitte gegründet wurde.
In über 20 Jahren als Umzugskraft hat Westhoff-Mitarbeiter einiges erlebt
„Ich sag immer: Wir sind Möbelfortbewegungsfachleute“, feixt Peter Westerbeck, der den Job seit über 20 Jahren macht. Ernsthafter schiebt der 55-Jährige hinterher: „Wir haben schon Kunstwerke transportiert, Schließfächer von einer Sparkasse und zuletzt Roboter für Apotheken.“ Bis in die Schweiz und nach Dänemark haben ihn die Aufträge schon geführt – und in so manche Privatwohnung. Was dort das Außergewöhnlichste war, das er in den zwei Jahrzehnten als „Möbelfortbewegungsfachmann“ transponiert hat, das verrät der Westhoff-Mitarbeiter keinesfalls – Datenschutz und Schweigepflicht, ist ja klar. Spannend aber und abwechslungsreich, das sei sein Job jeden Tag aufs Neue.
Trotzdem findet sein Chef partout keinen Azubi, der mit Westerbeck und seine Kollegen auf Tour mit dem gelben Umzugswagen geht. „Wir haben schon alles Mögliche versucht, um Bewerber zu finden“, erzählt Julian Buse. Kampagnen auf Social Media sind nur ein Bestandteil der Bemühungen – selbst das, der Weg in die digitale Welt, in der sich junge Leute bewegen, blieb bislang vergebens. „Dabei hat bei uns jeder Azubi die Chance, einen unbefristeten Vertrag zu bekommen“, wirbt Buse um Bewerbungen und blickt in die Zukunft: „Die Perspektiven sind rosig – umgezogen wird schließlich immer und nahezu jede Umzugsfirma leidet unter dem Fachkräftemangel.“
Mülheimer Umzugsprofi: „Unsere Visitenkarte fährt morgens beim Kunden vor“
Laut Agentur für Arbeit sind für den Bezirk Oberhausen und Mülheim in diesem Jahr 20 Ausbildungsstellen für die Sparte „Holz-, Möbel- und Innenausbau“ gemeldet worden, in die der Beruf „Fachkraft – Möbel-, Küchen- und Umzugsservice“ fällt. In Mülheim gab es in diesem Berichtsjahr den Angaben der Arbeitsagentur zufolge insgesamt drei Ausbildungsstellen zur „Fachkraft – Möbel-, Küchen- und Umzugsservice“. In der gesamten Sparte „Holz-, Möbel- und Innenausbau lag der Bewerberbestand für Mülheim Anfang August bei 15.
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Doch keiner davon meldete sich bei der Westhoff GmbH, die unter dem Dach der Deutschen Möbelspedition (DMS) fungiert und aktuell rund 30 Mitarbeiter hat. Als Allrounder beschreibt Julian Buse den idealen Bewerber und ermutigt: „Auf die Noten schaue ich als Letztes.“ Viel wichtiger als die Ziffern auf dem Zeugnis seien ihm Kundenorientierung und Teamfähigkeit: „Unsere Visitenkarte kommt morgens beim Kunden vorgefahren – das sind einfach unsere Mitarbeiter.“
Azubis erhalten bei Mülheimer Logistik-Firma nach dem vierten Monat eine Prämie
Sicher setze der Job nach wie eine gewisse körperliche Fitness voraus – „Bodybuilder muss aber keiner sein, wir transportieren alles auf Rollwagen und haben weitere knochenschonende Hilfsmittel“, so der Juniorchef.
Aufstiegsmöglichkeiten im Job böten sich etwa dem, der die Weiterbildung zum Teamleiter macht oder die Meisterausbildung anstrebt. „Das macht sich natürlich auch in der Entlohnung bemerkbar“, weiß der Westhoff-Prokurist. Zudem seien Qualifizierungen über die Agentur für Arbeit möglich, beispielsweise könne der Erwerb des Lkw-Führerscheins bezuschusst werden.
Julian Buse weiß, dass er potenziellen Bewerbern auf dem Arbeitsmarkt, der sich aufgrund des Fachkräftemangels zu einem Arbeitnehmermarkt gewandelt hat, mehr bieten muss als eine abwechslungsreiche Arbeit mit Jobgarantie. Deshalb legt der Juniorchef noch eins oben drauf: „Ab dem vierten Ausbildungsmonat zahlen wir eine Prämie von bis zu 200 Euro pro Monat, vergeben Tickets für Fußballspiele, stellen Arbeitsbekleidung bereit, bieten eine Krankenzusatzversicherung und laden regelmäßig zu Firmenevents ein.“
Bewerber, die die Ausbildung zur „Fachkraft – Möbel-, Küchen- und Umzugsservice“ bei der Westhoff GmbH machen möchten, melden sich bei Julian Buse: 0208/43 95 80, Julian.Buse@westhoff-dms.de