Kamp-Lintfort. Zum zweiten Mal gab es eine Extraschicht in Kamp-Lintfort. Ein buntes Programm sorgte für Unterhaltung. Eine Familie hatte eine ergänzende Idee.

Im Dezember 2012 ging es für die Bergleute im Bergwerk West auf ihre letzte Arbeitsschicht. Doch nach rund 100 Jahren Kohleförderung bleibt der Zusammenhalt bestehen. Erlebbar war das am Samstagabend beim Kulturfest „Extraschicht“.

Veranstaltet durchs Kulturbüro der Stadt Kamp-Lintfort und gesponsert durch die Stadtwerke sowie die Sparkasse Duisburg, wurde der Zechenpark zur kulturellen Erlebniswelt. Am Förderturm und in den nahe gelegenen Zechenhaussiedlungen war trotz wechselhaftem Wetter einiges los. Ehemalige Bergleute der Fördergemeinschaft für Bergmannstradition berichteten im Lehrstollen über die Arbeit unter Tage. „2022 fand hier die erste ‚Extraschicht‘ statt. Im gesamten letzten Jahr haben wir 8200 Leute durch unseren Lehrstollen geführt“, sagte Michael, der über 30 Jahre Bergmann war.

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Jeder bekam am Eingang einen Bergmannshelm. Im Lehrstollen staunten Kinder über die meterlangen Förderbänder, auf denen Bergleute liegend wieder über Tage fuhren, die sogenannte Bandfahrung, und übers Grubenfahrrad, mit dem Bergleute zur Stelle waren, wenn Störungen auftraten und kein Handwerker verfügbar war.

Lange Schlange vor dem Zechenturm: Viele Besucher der Extraschicht in Kamp-Lintfort wollten die Aussicht aus knapp 70 Metern Höhe genießen.
Lange Schlange vor dem Zechenturm: Viele Besucher der Extraschicht in Kamp-Lintfort wollten die Aussicht aus knapp 70 Metern Höhe genießen. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Besonders am späteren Abend bildeten sich am beleuchteten Förderturm lange Warteschlangen. „Oma, da fahren wir hoch?”, fragte ein Enkel Großmutter Helga und blickte zur 70 Meter hohen Förderturmspitze. Dank des inbegriffenen Shuttle-Services begannen die Großeltern ihre „Extraschicht“ in Oberhausen am Gasometer und machten nach dem Quartiersplatz in der Altsiedlung Halt.

Auch für Kinder ist das eine schöne Gelegenheit, kennenzulernen, wie unter Tage zusammengehalten, malocht und sich geholfen wurde, egal, wo jemand herkam
Großmutter Helga hat mit ihrem Enkel eine Extraschicht eingelegt

„Wir kannten Kamp-Lintfort durch die Landesgartenschau. Die ‚Extraschicht‘ haben wir spontan besucht. Auch für Kinder ist das eine schöne Gelegenheit, kennenzulernen, wie unter Tage zusammengehalten, malocht und sich geholfen wurde, egal, wo jemand herkam“, sagte die 78-Jährige.

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Am Quartiersplatz genoss Familie Henning die Musik von Sänger und Gitarrist Jona Rous. „Schön ist, dass die Spielorte fußläufig entfernt liegen. An den Essensständen könnte man mehr typische Bergmannskost anbieten und sie thematisch dekorieren. Mehr Bergmannslieder wären ergänzend schön“, fand die Familie aus Neukirchen, die die „Extraschicht“-Spielorte in den Nachbarstädten mit dem Rad erkundete.

Das kleinste Varieté der Welt sorgte für Unterhaltung bei der Extraschicht in Kamp-Lintfort.
Das kleinste Varieté der Welt sorgte für Unterhaltung bei der Extraschicht in Kamp-Lintfort. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Dennoch lobten sie die Auftritte, etwa den der Band „This is…!“, die Soul- und Jazzelemente erklingen ließ. Die Coverband „Bash“ erweckte bekannte Songs zum Leben, die mancher noch auf dem Arbeitsweg zur Zeche hörte. „Entretemps“ verband am Schirrhof mit Kontrabass und Saxophon Kammermusik, Improvisation und Jazz. Im ehemaligen Pferdestall des Schirrhofs, in dem einst Grubenpferde zuhause waren, wurde es dann auch bergmännisch-mörderisch. Erwin Kohl las aus seinem Niederrhein-Krimi „Mörder in der Grube“, dessen Handlung in der Kamp-Lintforter Zechensiedlung spielt.

Um Mitternacht folgte dann das fotoreife Highlight: Der Förderturm erstrahlte mit bengalischen Feuern und Kometenstrahlen inklusive imposanter Musik. Ein krönender Abschluss einer gelungenen „Extraschicht“.

Mehr Bilder von der Extraschicht in Kamp-Lintfort gibt es hier