Kamp-Lintfort. Steigende Kosten machen es der Tierherberge kaum noch möglich, ihre Tiere zu versorgen. Wie man die Mitarbeiter bei der Arbeit unterstützen kann.

Die Tierherberge schlägt Alarm: Die Kosten des Tierschutzvereins explodieren. Strom- und Heizkosten steigen, Futter und Tierzubehör wird teurer, die neue Gebührenordnung für Tierärzte schlägt richtig Löcher ins Budget, dazu kommen der Unterhalt für die benötigten Tierschutzfahrzeuge sowie die hohen Benzinpreise. Mit einem großen Teil der Probleme müssen auch private Tierhalter umgehen. Wohl auch deshalb, so heißt es aus der Tierherberge, steigen die Anfragen für Abgabetiere und die Anzahl der Fundtiere, die nicht wieder abgeholt werden, konstant an.

Das treibt den Tierschützern die Sorgenfalten auf die Stirn: „Alle Menschen, die sich dem Tierschutz verschrieben haben und in diesem arbeiten, tun stets ihr Bestes, um den ihnen anvertrauten Tieren die bestmögliche, artgerechte Versorgung und Unterbringung zu bieten“, formuliert es Beate Mühlenberg vom Bund deutscher Tierfreunde, der neben der Tierherberge auch den Gnadenhof Weeze betreibt. Aber aktuell gehe das nicht ohne Unterstützung. Tierheime allerorten stünden vor dem gleichen Dilemma: „Denn wir produzieren nichts, wir vermarkten kein Produkt, dessen Herstellung einfach gestoppt werden kann, und das es dann nicht mehr gibt. Wir versorgen Lebewesen, die ohne uns kein Zuhause, keine tierärztliche Versorgung, kein Futter und letzten Endes keine Chance auf Leben haben“, sagt Mühlenberg.

Wenn Tierheime schließen müssen, was dann?

Wenn ein Tierheim die Kosten nicht mehr tragen kann, dann muss es schließen, sagt sie. Mehr Abgabetiere, mehr Fundtiere, mehr beschlagnahmte Tiere, aber keine Tierheime mehr - das passe nicht zusammen. Und es führt womöglich zu neuem Leid, wenn Tiere einfach ausgesetzt werden, weil es keine Anlaufstelle gibt.

Tierpflegerin Carmen Schäfer mit einigen der Bernedoodle-Welpen, die aus schlechter Haltung befreit werden konnten.
Tierpflegerin Carmen Schäfer mit einigen der Bernedoodle-Welpen, die aus schlechter Haltung befreit werden konnten. © FUNKE Foto Services | Markus Weissenfels

In dem Zusammenhang erinnert die Tierschützerin an die tragischen, aber auch für die Mitarbeiter anstrengenden Fälle, die in der Tierherberge für viel Aufsehen gesorgt haben. Diesen Tieren konnte geholfen werden, sie haben ein neues Zuhause gefunden, in dem es ihnen besser geht.

Schlimme Schicksale, die viele berührt haben

Da wären etwa Cookie & Muffin. Die zwei völlig verwahrlosten King Charles Spaniel wurden auf der Müllkippe ausgesetzt. 103 Malteser in schrecklichem Zustand hat die Tierherberge einmal auf einen Schlag aufgenommen. Damals wurden insgesamt 270 Tiere bei einer Vermehrerin sichergestellt. Auch als es galt, Hunden aus der Eifel zur Seite zu stehen, waren die Kamp-Lintforter zur Stelle. 29 von 136 der beschlagnahmten Tiere, meist großer Rassen, fanden in der Zechenstadt vorübergehend Unterschlupf. Bis dahin fristeten sie ein trübes Dasein bei einer Vermehrerin.

Wir versorgen Lebewesen, die ohne uns kein Zuhause, keine tierärztliche Versorgung, kein Futter und letzten Endes keine Chance auf Leben haben
Beate Mühlenberg ist Leiterin der Tierherberge Kamp-Lintfort und des Gnadenhofs in Weeze

Und was wohl aus Donut, dem Kangal, geworden wäre? Mehrmals musste der große Bursche auf der A 40 von der Polizei eingesammelt werden, weil sich die Besitzer nicht interessierten. Dann wurde für den Riesen ein neues Zuhause gesucht und gefunden.

Das Schicksal von Yumi hat vielen Menschen berührt.
Das Schicksal von Yumi hat vielen Menschen berührt. © Tierherberge Kamp Lintfort | Tierherberge Kamp Lintfort

Was hat das Schicksal der kleinen Yumi die Menschen in und um Kamp-Lintfort gerührt. Der kleine Shiba Inu wurde mit abgehackten Pfoten ausgesetzt. Auch hier stand die Tierherberge ein und sorgte dafür, dass Prothesen angeschafft wurden. Mittlerweile lebt Yumi zufrieden bei ihrer neuen Besitzerin.

Die verwilderten Hauskatzen, die in die Tierherberge gebracht wurden, sind über die Jahre kaum zu zählen. Und auch Didi konnte geholfen werden. Das kleine Mastferkel wurde in einer Plastiktüte auf einem Kamp-Lintforter Discounter-Parkplatz entsorgt. Das alles haben die Mitarbeiter neben dem normalen Tierheim-Alltag gestemmt. Und finanziell ist der Bund deutscher Tierfreunde immer irgendwie über die Runden gekommen. Bis jetzt.

Spenden sind dringend erwünscht

Nun aber sei dringend Unterstützung angesagt. Ja, gerne durch Sachspenden wie Futter oder Körbchen, Dienstleistungen wie Scheren der Hunde oder Tierarztfahrten. Aber auch und vor allem durch Geldspenden. „Wir brauchen Hilfe, um zu helfen, denn das Ende dieser Geschichte darf nicht sein, dass wir unsere Arbeit einstellen und Menschen in gesundheitlicher oder finanzieller Not gezwungen werden, ihre Tiere auf die Straße zu setzen“, heißt es in einer Mitteilung. Nach wie vor stellen sich Tierschützer auch die Frage, warum die Hundesteuer nicht an seriöse Tierheime gehe.

Spenden: Kennwort Tierherberge oder Gnadenhof, Commerzbank, IBAN DE04 3108 0015 0885 0835 01, BIC DRESDEFF310 oder per PayPal verwaltung@bund-deutscher-tierfreunde.de. Für Sachspenden sei es hilfreich, sich mit der Tierherberge abzusprechen. (km)