Kamp-Lintfort. . Die beiden Spaniel sind jetzt wieder fröhliche und freundliche Hunde. Dabei haben sie vorher so viel Schreckliches durchmachen müssen.
- Die beiden Spaniel haben sich gut erholt. Sie sind fröhlich und freundlich
- Dabei haben sie so viel Schreckliches durchmachen müssen
- Sie waren im Oktober mager, verdreckt und verklebt nahe der Müllverbrennungsanlage gefunden worden
Ach, sie wollen so gerne glauben, dass Menschen ihnen eigentlich nur Gutes wollen. Und sie wollen so gerne nett zu ihnen sein, selbst, wenn die beiden Spaniel manchmal dem Braten dann doch nicht so richtig trauen. Wenn Besuch in die Kamp-Lintforter Tierherberge kommt, stehen sie ganz vorn am Tor und wedeln nicht nur mit dem Schwanz, sie wedeln mit allem, was sie haben. So viel Fröhlichkeit und Freundlichkeit ist fast ein Wunder, bei der Vorgeschichte.
Tierheim-Mitarbeiter schnitten neun Kilo Dreck raus
Die Mitarbeiter der Tierherberge hatten gerade den Ansturm von 103 Maltesern überstanden, die aus schlechter Haltung befreit wurden, da stockte ihnen am 9. Oktober des vergangenen Jahres erneut der Atem: Zwei vollkommen verfilzte und verkotete Wesen wurden ihnen gebracht. Gefunden in einer kleinen Transportbox nahe der Müllverbrennunganlage Asdonkshof. Die Tierchen konnten kaum stehen, nicht laufen, so verklebt waren sie. „Neun Kilo Fellplatten haben wir rausgeschnitten“, erzählt Beate Mühlenberg, die Leiterin des Tierheims, immer noch fassungslos. „Und selbst nach dem Scheren behielten sie diese Vermeidungshaltung bei.“ Danach präsentierte sich das ganze Drama. Beate Mühlenberg kann nur ahnen, was die Hunde mitgemacht haben. Oder vielmehr nicht mitgemacht haben: Die Krallen waren viel zu lang, die Füße entzündet, die Tiere hatten kaum Muskeln, sie waren für ihre Größe definitiv zu leicht: „Die können eigentlich nur in einem Verschlag gelebt haben.“ Wahrscheinlich sind sie deshalb niemandem aufgefallen. Der Halter – oder soll man sagen Tierquäler – konnte bis heute nicht zur Rechenschaft gezogen werden.
„Das war schon eine Tortur für die beiden“, gibt Beate Mühlenberg zu, bis die beiden, die auf Muffin und Cookie getauft wurden, wieder zu richtigen Hunden wurden. Aber offensichtlich haben die Spaniel das ihren neuen „Kümmeren“ nicht übel genommen. Im Gegenteil: „Das sind richtige Schmusetierchen, die wollen gerne auf den Arm“, staunt Beate Mühlenberg.
Muffin und Cookie haben viel Nachholbedarf
Aber wenn sie draußen im Auslauf sind, scheint das pfiffige Pärchen alles an Bewegung nachholen zu wollen, was es in der Zeit davor nicht gab. Das ist vielleicht ein Gepese und Gebalge auf dem Platz. Das leuchtet einem sofort ein, wenn die Tierheim-Leiterin sagt: „Die sind nichts für Couch Potatoes.“
Muffin und Cookie haben ordentlich zugenommen, sind durchgeimpft, gechipt und kurz vor der Vermittlung. „Nur zusammen“, war für Mühlenberg immer klar. „Die schlafen zusammen, die kuscheln zusammen, achten beim Spazierengehen sehr aufeinander. Die beiden jetzt auseinanderzureißen, wäre schade.“
Um was für eine Rasse es sich handelt – darüber scheiden sich die Geister: Die einen sind sicher, es handelt sich um amerikanische Cocker Spaniel, die anderen erkennen eindeutig Cavallier King Charles. Wie auch immer: Sehr wahrscheinlich sind der dunkle Rüde Muffin und das hell gefleckte Hundemädchen Cookie Geschwister, geschätzt ein bis zwei Jahre alt.
An der Leine Laufen müssen sie noch üben
Was erwartet die zukünftigen Hundebespaßer? „Naja, die beiden Wirbelwinde sind noch ziemlich unkoordiniert an der Leine“, lacht Mühlenberg. Das mit der Stubenreinheit ist auch noch so richtig gut. Bei manchen Dingen sind sie ein bisschen schreckhaft. Aber das wird alles, ist die Tierschützerin sicher. „Sie brauchen jedoch eine konsequente Erziehung, damit sie keine Entscheidungen selbst treffen.“ Spaniel seien oft eigensinnig. Beate Mühlenberg kann sich das Pärchen gut als Bürohunde vorstellen, weil sie vollkommen unproblematisch mit Menschen sind. Und sie wollen beschäftigt sein: „Trick Dogs wär’ vielleicht was.“ Jedenfalls sind Muffin und Cookie bereit, ein neues Leben anzufangen. Es kann ja nur besser werden.
>>NACHGEFRAGT: WIE GEHT ES DEN MALTESERN?
Von den 103 Maltesern, die seinerzeit in der Tierherberge aufgenommen worden sind, konnten 102 vermittelt werden. Zurück geblieben ist „unser Ömchen“: eine ältere, fast blinde und taube Hundedame.
Allen anderen Maltesern geht es laut Tierherberge prima: „Ich habe jetzt alle Familien zwei Mal abtelefoniert. Es gab durchweg positive Rückmeldungen. Die sind alle gut angekommen“, ist Beate Mühlenberg sicher.