Moers. Der Kneipenchor in der Moerser Kultgaststätte „Die Röhre“ erfreut sich großem Zulauf. Darum sind die Mitsingabende in der Kneipe so beliebt.

Schon beim Sound-Checkt herrschte eine familiäre Stimmung, jeder kannte jeden. Auf dem Weg in den Probenraum holten sich viele das erste Bierchen. Die Chormitglieder freuten sich auf den bevorstehenden Abend. Am Samstag, 20. April, um 20 Uhr gab der Kneipenchor, der von der Kultur Offensive Moers e.V. mit Vorstand und gleichzeitig Wirt der „Röhre“, Claudius Albustin, gefördert wird, sein erstes Konzert in diesem Jahr mit anschließendem kostenlosen Mitsingabend in der Moerser Kultkneipe „Die Röhre“. Nach einem gelungenen Auftritt mit den fünf Songs „Seven little numbers“ von BOY, einem selbst kreierten Mash-Up aus den Songs „What’s up?“ von 4 Non Blondes und „I wanna marry you” von Bruno Mars, „Little lion man“ von Mumford & Sons und „Farbfilm“ von Nina Hagen sorgte der Kneipenchor weiter für motivierende Stimmung, die die Kneipengänger zu Mitsingen überzeugte. Der Einsatz von Kazoos bei zwei Liedern verstärkte die ausgelassene Stimmung.

Moerser Kneipenchor in der „Röhre“ – So fing alles an

Der Kneipenchor der „Röhre“ ist seit 2019 unter der Leitung von Christopher „Chris“ Schmidt, ehemaliger DJ der „Röhre“ und Sänger beim Duo „Chamäleon“, in Moers aktiv, probt jeden Dienstag ab 20 Uhr im Keller der Kneipe und feiert im September dieses Jahres 5-jähriges Bestehen. Die Idee eines Kneipenchors in Moers hatte Annette Kalscheur, die sich schon immer nach einem Chor in Moers sehnte, der gut für Hobbysänger geeignet ist und sich auf zeitgenössische Pop- oder Rock-Musik konzentriert. Nach einer ausgiebigen Recherche stieß sie auf Kneipenchöre, die bereits in Berlin und Köln existierten. Die Idee zum Moerser Kneipenchor war geboren und so fragte Kalscheur die Chöre in Köln und Berlin, wie sie ihre Kneipenchöre aufgebaut haben und was man bei einer Gründung eines Chors beachten muss. Der nächste logische Schritt für Kalscheur war, mit ihrer Stammkneipe, der „Röhre“, zu telefonieren und zu fragen, ob es möglich wäre, dort einen Kneipenchor zu gründen. So wurden Bettina Engel-Albustin, die Frau des Wirts der „Röhre“, und Chris Schmidt auf den Plan gerufen.

Moerser Kneipenchor: Spaß und Geselligkeit stehen im Vordergrund

Im vergangenen Jahr wurden dann die Mitsingabende der Schlüssel zum Erfolg des Kneipenchors. Mittlerweile hat der Chor über 60 Mitglieder. „Weil wir einfach genug Leute sind“, herrsche jetzt Aufnahmestopp, klärt Chorleiter Schmidt auf. Mehr Leute würden auch gar nicht in den Probenraum, den Keller der „Röhre“, passen. Die Mitgliedschaft für den Chor ist grundsätzlich kostenlos. Trotzdem wird eine Vereinsmitgliedschaft bei der Kultur Offensive immer gern gesehen.

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Warum der Kneipenchor so boomt, ist für Schmidt ganz klar: „Wir sind ja kein Kirchenchor“, erklärt er, und der Chor konzentriere sich nicht auf klassische Musik, sondern sänge zeitgenössische Lieder, ohne viel Druck. Deshalb gibt es bei Auftritten auch keinen Dresscode und bei den Proben herrscht immer eine lockere Atmosphäre. „Ab und zu trinkt man ein Bierchen dabei und ein paar lustige Sprüche gibt es auch bei jeder Probe; also einfach eine lockere Atmosphäre. Alle haben Spaß, deswegen läuft das“, bestätigt Schmidt. Wie es zu den Mitsingabenden kam? „Wir haben dann natürlich irgendwann gesagt, wir wollen ja nicht nur proben, sondern es muss ja auch irgendein Ziel geben.“ So ist der Chor trotz Spaß und Gelassenheit immer bestrebt, sich weiter zu verbessern.

Moers: Wie es zu den Mitsingabenden in der „Röhre“ kam

Im vergangenen Jahr veranstaltete der Kneipenchor insgesamt drei Mitsingabende. Dabei soll es auch in diesem Jahr bleiben: „Sei ein Star und mach dich rar. Wenn man es zu oft macht, ist der Witz weg“, meint Schmidt und lacht. Spontane Open-Air-Events seien aber auch möglich, verrät Schmidt. Was zum 5-jährigen Bestehen geplant ist, steht noch nicht fest. Ein Highlight hat Schmidt aber trotzdem zu verkünden, denn am Samstag, 1. Juni, um 20 Uhr wird der Moerser Kneipenchor bei der „Extraschicht“ am Industriedenkmal Rheinpreußen Schacht IV in Moers mitmachen. „Das ist natürlich noch mal ’ne andere Hausnummer. Aber ich traue uns das zu“, versichert Schmidt.

Der Kneipenchor in der Kneipe „Die Röhre“ in Moers.
Der Kneipenchor in der Kneipe „Die Röhre“ in Moers. © FUNKE Foto Services | Oleksandr Voskresenskyi

Weil der Kneipenchor zeitgenössische Pop- und Rocklieder singt, schreibt Schmidt eigens komponiert Chorsätze für die drei Stimmen Sopran, Alt und Tenor. Dafür spielt er die Songs mit seiner Gitarre zu Hause auf Tonband ein und schreibt die Noten nach Gehör auf. Er komponiert aber keinen klassischen Notensatz mit Takten und Noten, sondern vermerkt lediglich über den Textzeilen, wann eine Tonabfolge gleich bleibt und wann sie rauf oder heruntergeht. „Ich könnte es wahrscheinlich auch mit Noten machen, aber das ist mir zu technisch“, gibt Schmidt zu. Außerdem könnten viele der Chormitglieder keine Noten lesen und somit wäre ein fester Chorsatz mit Noten überflüssig, begründet Schmidt sein Vorgehen.

Moerser Kneipenchor: Deshalb lieben die Mitglieder den Chor

Am Samstagabend herrschte schon vor dem offiziellen Auftritt des Kneipenchors unter den Mitgliedern eine ausgelassene Stimmung und schon während der Proben tanzten viele locker mit. „Läuft!“, motivierte Schmidt. Vor dem Auftritt wurde noch gemeinsam ein Schnaps getrunken. Kalscheur schwärmt davon, wie beflügelt die Mitglieder immer aus den Chorproben gehen, obwohl jeder oft einen anstrengenden Arbeitstag hinter sich hat und die Lust zu Beginn der Probe nur mäßig vorhanden ist. Auch Chormitglied Oliver Becker, der schon seit 1,5 Jahren dabei ist, ist vom Moerser Kneipenchor begeistert und ist ganz klar Mitglied, „weil Singen Spaß macht!“ Claudia Brunck ist ebenfalls vom Kneipenchor begeistert. „Ich bin von Anfang an dabei“, verkündet sie glücklich.

So feiert die Moerser „Röhre“ ihren Kneipenchor

Aber nicht nur die Chormitglieder, sondern vor allem die Kneipengänger sind vom Mitsingabend in der „Röhre“ hingerissen. Die Kneipe war bereits vor 20 Uhr so voll, dass alle dicht beieinanderstehen mussten. So schwärmte ein Freund eines Chormitglieds: „Ich find’ den toll!“ Er möge die „entspannte Atmosphäre“ und er sänge selbst auch gerne. Aus zeitlichen Gründen könne er sich aber nicht vorstellen, festes Mitglied zu werden. Während des Auftritts des Chors wurde schon fleißig gefilmt und als der Refrain von „What’s up?“ erklang, sang die ganze „Röhre“ aus vollem Hals mit. „Großartig!“, lobt ein Kneipengänger.