Neukirchen-Vluyn. Am Klingerhuf sollte eigentlich ein Waldkindergarten entstehen, doch viele Hindernisse stehen den Eltern im Weg. Was sie als Nächstes planen.
Oft wurde in den vergangenen Wochen über die Einrichtung eines Waldkindergartens am Klingerhuf diskutiert. Einen Ratsbeschluss oder zeitlichen Rahmen gibt es immer noch nicht, doch Jonathan Baruth gibt die Hoffnung nicht auf, dass es in Neukirchen-Vluyn doch noch einen Waldkindergarten geben wird. Der erste Vorsitzende der Elterninitiative setzt sich gemeinsam mit seiner Frau Janet seit längerem dafür ein, dass in der Bindestrich-Stadt ein solcher Kindergarten entstehen kann.
„Wir sind vor zwei Jahren nach Neukirchen gezogen mit unseren beiden Söhnen, die mittlerweile vier und fast zwei Jahre sind“, erzählt Baruth. Für ihren älteren Sohn suchte das Ehepaar einen Wald- oder Waldorfkindergarten, musste aber feststellen, dass so etwas hier noch nicht gibt. „In Niep gibt es zwar die Waldameisen und in Moers ebenfalls entsprechende Gruppen, aber die Anmeldung ist wohnortgebunden.“
Waldkindergarten in Neukirchen-Vluyn: Anzeige bei Facebook erhielt viel Resonanz
Schon damals habe er überlegt, sich selbst mit der Gründung eines Kindergartens zu beschäftigen, erstmal ließen sie ihren Sohn aber zuhause. Als sich die Baruths entschlossen, ihr Anliegen bei Facebook und bei Ebay zu posten, wurden sie fast schon überrannt. „Wir haben gar nicht damit gerechnet, so viele Anfragen zu erhalten“, sagt Baruth, der als Rechtsanwalt für Datenschutzrecht in einem Telekommunikationsunternehmen arbeitet.
Nach zwei Monaten bildete sich aus etwa 30 Interessenten aus Neukirchen-Vluyn und Umgebung eine Elterninitiative. „Zufällig hatte eine Mitstreiterin ein zehn Hektar großes Grundstück in Kamp-Lintfort, das sich perfekt geeignet hätte für unser Vorhaben“, so Baruth. Doch die Stadt machte aus baurechtlichen Gründen nicht mit. „Wir waren also wieder bei null, hätten aber ohnehin lieber in Neukirchen-Vluyn einen Waldkindergarten gegründet.“
Neukirchen-Vluyn: Reallabor-Projekt am Klingerhuf erst für 2025 geplant
Dann bekam die Initiative mit, dass am Klingerhuf ein Reallabor-Projekt geplant ist. Also ein Mix aus Umweltschutz, Freizeit, Bildung und Tourismus mit einer Ideenwerkstatt, einem Naturspielplatz, einem Lehrpfad oder einem Hofladen mit Nutzgarten. In einem sogenannten „Food Forest“ könnten Beeren, Pilze und Nüsse wachsen, lautete ein weiterer Vorschlag. Und Touristen könnten „Glamping“ in autarken „Tiny Houses“ buchen.
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„Wir waren direkt ziemlich euphorisch, weil sich der Standort einfach perfekt eignet und der Kindergarten dort super ins Konzept passen würde“, sagt Baruth. Da sei den Mitgliedern noch nicht bewusst gewesen, dass die Planung für die Nachnutzung am Klingerhuf noch ganz am Anfang stehe. „Das ist für Eltern, die ihren Nachwuchs zeitnah in den Kindergarten bringen möchten, natürlich problematisch“, so der Rechtsanwalt. So setzte sich Baruth dafür ein, dass der Waldkindergarten eher als der Rest des Projekts an den Start gehen könnte, die Stadt habe ihn dabei sehr unterstützt. „Die juristische Prüfung hat dann aber, ähnlich wie zuvor in Kamp-Lintfort, ergeben, dass baurechtliche Gründe derzeit dagegen sprechen“, so Baruth. Es existiert bislang kein Bebauungsplan und bis dieser in Kraft trete, schreibe man das Jahr 2025, vielleicht auch 2026.
Elterninititative sucht geeignetes Grundstück für Waldkindergarten in Neukirchen-Vluyn
Zu spät für viele der Familien, die sich der Initiative angeschlossen haben und vielleicht auch zu spät für Baruths zweiten Sohn. „Wir stehen grundsätzlich dahinter und würden auch den Vorstand stellen, hätten sogar schon zwei potenzielle Erzieherinnen und eine Leiterin, doch an die Chance am Klingerhuf glauben wir im Moment eher nicht.“ Eher sei man derzeit auf der Suche nach einem Plan B, einem anderen geeigneten Grundstück. „Wir würden uns sehr freuen, wenn sich möglicherweise jemand meldet, der über ein solches Grundstück in Neukirchen-Vluyn verfügt oder eine Idee hat.“
Damit ein Kindergarten entstehen kann, muss aus der Elterninitiative ohnehin erstmal ein Verein werden. Dafür, so Baruth, seien alle Grundlagen bereits geschaffen. „Es gibt eine Satzung und ein Gründungsprotokoll, wir müssen nur noch zum Notar und eine Gründungssitzung abhalten“, erklärt Baruth. Davon habe man aber bisher abgesehen, weil das Geld koste. „Die Ausgaben wären unnötig, wenn es ohnehin nicht zu dem Kindergarten kommt“, so der Vorsitzende. Zusätzlich müsse man sich dann noch als freier Träger der Jugendhilfe anerkennen sowie die Gemeinnützigkeit feststellen lassen, dazu würden Personal und Leitung gebraucht.
Die Mitglieder haben sich auch bereits nach einem Bauwagen umgesehen - jetzt fehlt eben nur noch das passende Grundstück. Für ihre Kinder kommt für Jonathan und Janet Baruth mittlerweile nur noch ein Waldkindergarten in Frage. „Viele Studien zeigen, dass diese einen sehr positiven Einfluss auf die Gesundheit der Kinder haben, sie wenig Spielzeug brauchen und die Verbundenheit zur Natur wächst“, ist Baruth überzeugt. „Die Kleinen können in ihre eigene Welt abtauchen, das erhöht die Kreativität.“
Interessierte können sich hier melden
Wer sich für die Elterninitiative interessiert oder ein Grundstück zur Verfügung stellen könnte, kann sich unter waldinv@gmx.de bei Jonathan Baruth melden.