Moers. Eine Streitfrage in vielen Familien: Was landet an Weihnachten auf dem Tisch? Moerser Marktgänger berichten von ihren Plänen für Heiligabend.
Das Festessen stellt in vielen Familien einen Höhepunkt an Heiligabend dar. Doch was wird aufgetischt, wenn der Opa sich ein deftiges Stück Fleisch wünscht, während die Enkelin, die sich seit einiger Zeit vegan ernährt, im Falle eines fleischhaltigen Menüs mit einem Boykott des Familienessens droht? Wir haben uns auf dem Moerser Wochenmarkt sowie über die sozialen Medien umgehört. Gibt es ein aufwendiges Weihnachtsmenü oder doch den beliebten Klassiker Kartoffelsalat mit Würstchen?
Kartoffelsalat ist an Heiligabend auch dieses Jahr in Deutschland der Spitzenreiter, wenn es darum geht, was auf dem Tisch landet. 36 Prozent der Befragten einer aktuellen Statista-Umfrage gaben an, den Klassiker servieren zu wollen. Kein Wunder, ist er doch in großen Mengen gut vorzubereiten und bietet Spielraum für Variationen.
Moerser Ehepaar: Das Weihnachtsessen sollte „nicht zu viel Arbeit“ bereiten
Die Moerser Marktgänger bevorzugen es anscheinend etwas ausgefallener: Die Eheleute Heuschkel, die gerade am Marktstand einer örtlichen Metzgerei anstehen, verbringen den Heiligabend bei ihrer Tochter und deren Familie. Dort soll es in diesem Jahr Schweinefilet gefüllt mit Pflaumen geben. Dazu werden Kartoffelgratin, Gemüse und Salat gereicht. „Es ist uns wichtig, dass es nicht zu viel Arbeit ist“, erklären sie. Grund dafür: Die Familie besucht zuvor die Messe.
Anders sieht es bei denjenigen aus, die sich für Gänsebraten oder -keule zum Festtag entscheiden: Der Braten bedarf oft einer aufwendigen Vorbereitung. Rotkohl und Kartoffeln oder Klöße sind hierbei meist die begleitenden Komponenten der Wahl. Familie Brömmel hat einen straffen Plan für den Heiligabend: „Wir brauchen den ganzen Tag für die Vorbereitung“, geben sie an. Als Dessert bevorzugt die fünfköpfige Familie Herrencreme, eine Art Vanillepudding, der mit Sahne, dunkler Schokolade und Rum verfeinert wird.
Familie aus Moers legt bei der Wahl des Weihnachtsmenüs wert auf Gelingsicherheit
Nicht jeder Haushalt hat ein festes traditionelles Weihnachtsgericht, das jährlich am 24. Dezember zubereitet wird. In Anja Hebners Familie rotiert der Austragungsort der Weihnachtsfeier jedes Jahr. „Meistens gibt drei Gänge: vorab eine Suppe, eine Hauptspeise und ein Dessert.“ Findet das Essen im Elternhaus der 23-Jährigen statt, so probiere man gerne etwas Ausgefalleneres wie Antipasti oder Tagliatelle. Die Inspiration für das Weihnachtsmenü stamme aus Kochbüchern und dem Internet. Wichtigstes Entscheidungskriterium bei der Rezeptwahl: „Etwas mit Gelinggarantie, das sicher gut schmeckt“, sagt die junge Moerserin.
Weitere aktuelle Nachrichten aus Moers, Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn:
- EM-Achtelfinale: Public Viewing im Solimare abgebrochen
- Haldenkult-Festival 2024 in Neukirchen-Vluyn: Top oder Flop?
- Spanische Nacht im Tierpark Kalisto: So kam das Event an
- Luna (37) ist Hobby-Model: „Bin zufriedener mit mir selbst“
- Und hier bekommen Sie alle News im Überblick.
Apropos ausgefallen: Oliver Ganse plant in diesem Jahr ein Menü der besonderen Art. „Wir hatten an Kartoffelgratin gedacht mit Medaillons vom selbst geschossenen Rehrücken“, teilt der 62-jährige Jäger mit. Durch die Jagd bringe er dem Tier eine andere Wertschätzung entgegen. Außerdem sei die Qualität des Fleisches aufgrund des verantwortungsvollen Umgangs mit Natur und Tier eine andere, meint Ganse. Weiterhin wird das Menü durch Feldsalat mit Walnüssen und Vinaigrette sowie im Frühjahr eingefrorenem Spargel komplettiert. Eine Getränkeempfehlung gibt obendrein: Bei Ganses wird Rotwein der italienischen Rebsorte Nero d‘Avola getrunken. Das Menü wechsele jährlich: „Wir sind da schmerzfrei. Es gab auch schonmal Currywurst mit Pommes.“
Zwei Freundinnen aus Moers gestalten den Heiligabend fleischlos
Für Elke Jakubowski und Ulrike Zimmermann käme dies nicht infrage. Die überzeugten Vegetarierinnen gestalten ihre jeweiligen Weihnachtsessen fleischlos, wie sie versichern. „Die Familie meines Lebensgefährten hat protestiert“, legt Jakubowaki dar. Ein Kompromiss musste her: Nun wolle der Vater ihres Lebensgefährten sich geräucherte Forelle mitbringen. Aus Franken, wo sie ursprünglich herkommt, kenne sie es, dass kaum Fleisch, sondern vielmehr Süßspeisen zu Heiligabend genascht werden.
Rezept für Ulrike Zimmermanns vegane Käse-Lauch-Suppe
Zutaten (für etwa 4 Portionen): 2 Knoblauchzehen, 1 Zwiebel, 2 Stangen Lauch, 3 EL Rapsöl, 500 g Veggie-Hack, 700 ml Gemüsebrühe, 150 g Creme Vega (vegane Crème-Fraîche-Alternative), 250 g veganer Frischkäse, 2 Prisen Muskat, Salz, Pfeffer.
Zubereitung: Knoblauch und Zwiebel schälen und fein schneiden. Lauch waschen und in Ringe schneiden. Zwiebeln in einem großen Topf in Öl glasig braten. Knoblauch hinzugeben und ebenfalls kurz anschwitzen.
Veggie-Hack hinzugeben und für kurze Zeit scharf anbraten. Hitze im Anschluss etwas herunterregulieren. Lauch hinzugeben und kurz mitgaren. Mit Salz, Pfeffer und Muskat würzen.
Nun mit Gemüsebrühe angießen. Dann Creme Vega und veganen Frischkäse einrühren. Die Suppe sollte nun etwa 10 Minuten köcheln. Abschließend mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Und wie geht man damit um, wenn die große Familie aus allen Teilen Deutschlands für die Feiertage anrückt? Ulrike Zimmermann verrät ihren Tipp: „Wir machen das immer so: Jeder bringt etwas Vegetarisches oder Veganes mit.“ Aus den mitgebrachten Speisen, unter denen sich gelegentlich ein veganer Kartoffelsalat entdecken lässt, wird ein reichhaltiges Buffet hergerichtet. Zimmermann empfiehlt zudem eine vegane Käse-Lauch-Suppe, die sich auch als Vorspeise eignet.
In nahezu jedem dritten Haushalt gibt es Kartoffelsalat zu Weihnachten
Auch wenn die Moerser Marktbesucher außergewöhnliche Menüs und vorbereitungsintensive Klassiker wie Gänsebraten für Heiligabend bevorzugen zu scheinen: Kartoffelsalat landet einer NRZ-Umfrage auf Instagram zufolge bei immerhin 30 Prozent der Teilnehmer an Heiligabend auf der Festtafel. Sicherlich kein Einzelfall: Bei Jenny van Propofol wird an Heiligabend entweder Fondue oder Raclette gemacht. „Auch wenn Kartoffelsalat mit Würstchen ein Klassiker ist, gibt es ihn bei uns immer an Silvester“, schreibt sie auf Facebook. Traditionen sind bei jedem anders. So vielfältig wie die Personen selbst sind eben auch Geschmäcker verschieden.