Moers. Das Moerser Krankenhaus bietet seit ein paar Monaten die 4-Tage-Woche an: Die Erfahrungen bisher und was für Beteiligte wichtig ist.
Für die einen ist es ein Segen, für die anderen ein Fluch: In der Arbeitswelt wird zurzeit nichts so heißt diskutiert wie die 4-Tage-Woche. In Moers läuft seit Juli am Bethanien-Krankenhaus ein Projekt zu einem „Innovativen Arbeitszeitmodell für den Pflegedienst“ (Bethanien): Höchste Zeit, einmal nachzuhören.
Die NRZ hat in dieser Woche mit Pflegedirektorin Angelika Linkner, Stationsleiterin Fatma Tunc, Gesundheits- und Krankenpflegerin Daniela Vogt und Pflegedienstleiterin Aldona Krause gesprochen. Der erste Eindruck: Ganz schön viel, was da am Bethanien-Krankenhaus in Moers arbeitstechnisch so möglich ist. Ein zentraler Begriff, der immer wieder auftaucht: Flexibilität – bei der Arbeit und im privaten Alltag. Hier ist der Stand der Dinge zum Angebot des Arbeitgebers an seine Mitarbeitenden im Pflegedienst.
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Ausgangspunkt für das Projekt zur 4-Tage-Woche waren Erfahrungen auf der Palliativstation mit ihren 28 Mitarbeitenden. Pflegedirektorin Angelika Linkner: „Auf der Station ist über den Tag eine längstmögliche Betreuungssituation wünschenswert. Erste Überlegungen gab es etwa seit Anfang des Jahres, wir bieten das Modell auch anderen Stationen an.“ Ein weiteres Ziel formuliert Linkner im Internet-Auftritt des Bethanien so: „Mit der Vier-Tage-Woche möchten wir ihnen die Möglichkeit geben, ihren beruflichen und privaten Alltag noch flexibler zu gestalten.“
Daniela Vogt von der Chirurgie wollte ihren Alltag noch flexibler gestalten. „Seit August arbeite ich anders als bisher. So habe ich an sieben Tagen Dienst und anschließend sieben Tage frei.“ Das ist zwar nicht unbedingt eine 4-Tage-Woche, doch für Vogt hat diese Regelung viele Vorteile: „Ich habe bisher gute Erfahrungen mit der Regelung gemacht, weil ich einfach mehr Freizeit habe.“ Nur beim früheren Dienstbeginn um 11 Uhr gäbe es mehr zu organisieren als zu den Zeiten, in denen sie ihren Dienst noch um 13 Uhr begann.
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„Der Freizeit-Effekt ist für viele ein Trigger“, sagt Angelika Linkner. Die Mitarbeitenden müssten zwar länger am Tag arbeiten, dafür aber weniger kommen. Vor allem für Mitarbeitende, die nicht aus Moers oder der direkten Umgebung kämen, würde sich das lohnen. Mit Blick auf die durchgängig hohe Preise an der Tankstelle weiß Linkner auch: „Natürlich sind auch die geringeren Fahrkosten ein Benefit bei diesem Angebot.“ Bis zu zehn Stunden täglich kann der Dienst dauern, mehr ist gesetzlich nicht möglich. Eine 45-Minuten-Pause ist laut Bethanien garantiert.
Daniela Vogt hat ihre Arbeitszeit im Bethanien-Krankenhaus neu geregelt. Das findet auch Fatma Tunc gut. Sie ist auf der Chirurgie die Stationsleiterin und hat die wahrscheinlich nur bedingt beneidenswerte Aufgabe, Dienstpläne zu erstellen. Vogt hat ihren Wunsch mit Tunc besprochen, bevor sie ihn umgesetzt hat. Heute sagt Tunc: „Die Einteilung ist gut, weil wir bestimmte Arbeitsprozesse verlagern können. Es ist auch deshalb ein Gewinn, weil es das Team entlastet.“
Elf Mitarbeitende haben bisher das neue Angebot zu einer 4-Tage-Woche oder einer anderen, flexiblen Arbeitszeit am Bethanien-Krankenhaus angenommen. Darunter sind Menschen, die zum Beispiel Nachtdienste machen oder aber Studentinnen und Studenten, die sich so besser als bisher zwischen Studium und Geld verdienen organisieren können. „Wichtig ist, dass wir die persönlichen Freiheiten berücksichtigen“, sagt Angelika Linkner.
Solche individuellen Wünsche spielen auch im Pflegepool von Aldona Krause eine Rolle. 20 Mitarbeitende gehören dem Pool an. Krause muss oft schnell reagieren, meistens wenn es unvorhergesehene personelle Ausfälle auf Stationen gibt. „Wenn es Ausfälle gibt, lassen sie sich so gut kompensieren“, meint Krause. Zum Pool-Team gehören viele, die in Teilzeit arbeiten. Linkner und das Bethanien wollen das Projekt 4-Tage-Woche weiterführen. Sie gewinnen wichtige Erkenntnisse für flexible Arbeitszeiten und können im Idealfall den Interessen der Mitarbeitenden und des Krankenhauses gerecht werden.