Neukirchen-Vluyn. Manuel Höhling hat sich den Traum von einer eigenen Brennerei erfüllt. Welche Spirituosen er in Neukirchen-Vluyn produziert – und was sie kosten.
Manuel Höhling hat sich einen langgehegten Traum erfüllt: Seit August betreibt er im idyllischen Hinterhof des Samannshofes seine eigene Spirituosenbrennerei „Pott.Stil“. Schon jetzt vertreibt der 36-Jährige seinen Gin und diverse Liköre von Neukirchen-Vluyn aus an Kundinnen und Kunden im gesamten Bundesgebiet.
Seine Leidenschaft für die Herstellung von Schnaps und Likör entdeckte Höhling 2011 in Moers. Genauer gesagt: Im „Café Mondrian“, wo er zu dieser Zeit arbeitete. Nachdem ihm sein Chef nach Feierabend einen hochwertigen Gin zur Verköstigung angeboten hatte, war es um den Duisburger geschehen: „Ich habe sofort Fachliteratur eingekauft und reihenweise Bücher über Rohstofferzeugung und Gärung weggesuchtet.“ Kurze Zeit später räumte Manuel Höhling seine Wohnung um: Die Waschmaschine musste einer Abfüllanlage weichen.
Manuel Höhling verkauft Schnaps „made in Neukirchen-Vluyn“ auf dem Moerser Weihnachtsmarkt
Heute produziert der ausgebildete Brenner und Edelbrandsommelier seine Spezialitäten in einem elektrisch beheizten Kessel mit einem Fassungsvermögen von 150 Litern. In der sogenannten „Brennblase“, so der Fachbegriff, destilliert Manuel Höhling Gin, Obstbrände oder Nussliköre. Vier bis fünf Stunden dauert der Prozess pro Charge, bis zu drei Brände stehen auf der Tagesordnung. Derzeit produziert der Neu-Selbstständige fleißig vor und hat schon jetzt Platzprobleme in seinem Lager. „Ich spiele jeden Tag Tetris, wenn ich produziere“, sagt er lächelnd.
Nur mit guter Vorbereitung kann Höhling die hohe Nachfrage stillen. „In der Vorweihnachtszeit machen wir Spirituosenbrenner unseren Jahresumsatz“, schildert der Brenner. Seine Flaschen sind nicht nur beliebte Geschenke unter dem Tannenbaum, sondern auch viele Unternehmen haben zuletzt Großbestellungen aufgegeben. Dazu kommt das Weihnachtsmarkt-Geschäft: Zwischen dem 4. und 7. Dezember sowie vom 15. bis 22. Dezember betreibt Höhling einen Stand auf dem Moerser Weihnachtsmarkt, vom 8. bis 10. Dezember findet man ihn und seine Erzeugnisse zudem auch an der Zeche Lohberg in Dinslaken.
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Besonders gefragt ist zurzeit der Lakritzlikör. Dieser soll den Geschmack von dänischem Salzlakritz nachempfinden. Erst nach 114 dokumentierten Rezeptideen war Manuel Höhling überzeugt: „Mehr Lakritz geht nicht in die Pulle.“ 546 Flaschen hat er zuletzt an einem einzigen Tag abgefüllt. Mit einem Volumen von 0,5 Litern und einem Alkoholanteil von 25 Prozent geht der Likör für 19,90 Euro in den Verkauf. Die Flaschen gibt es bei „Pott.Stil“ sowohl im Online-Shop als auch direkt vor Ort zu kaufen, zudem bieten zahlreiche Lakritzfachgeschäfte in ganz Deutschland das Getränk an, berichtet Höhling stolz.
Neukirchen-Vluyn: Neue Brennerei „Pott.Stil“ brennt Obst von Bloemersheim
Eine weitere Spezialität der Brennerei sind Obstbrände. Dafür nutzt Höhling, der vor seinem Schritt in die Selbstständigkeit in der Bundeswehr aktiv war, lokale Zutaten: „Die Früchte für meinen Erdbeerbrand oder Himbeergeist beziehe ich aus nur wenigen hundert Metern Entfernung von den Obstplantagen Bloemersheim.“ Nicht nur durch diese Kooperation fühlt sich der junge Unternehmer bereits mit Neukirchen-Vluyn verbunden. Bei den beliebten Feierabendmärkten hat er sich bereits präsentiert und will das künftig weiterhin tun. Auch bei der nächsten Genusstour will sich Höhling beteiligen.
Bei der Eingewöhnung am neuen Standort habe ihn besonders Claus Palm unterstützt. Der Betreiber des Samannshofes ist mit Höhlings Onkel befreundet. Nachdem dieser bei einem Treffen den Lakritzlikör seines Neffen präsentierte, suchte Palm den Kontakt zum Brenner. Schnell ergab es sich, dass aus der Baustelle im Hinterhof des beliebten Ausflugslokals in der Littard statt des eigentlich angedachten Apartments eine Spirituosenbrennerei entstand.
Schnapsbrenner in Neukirchen-Vluyn: Große Pläne für die Zukunft
Obwohl er sich seinen Lebenstraum erfüllen konnte, sieht sich Manuel Höhling noch nicht am Ende seiner Reise angekommen. „Ich hätte noch Platz für einen zweiten großen Brennkessel“, stellt der 36-Jährige in Aussicht. Auf seiner Wunschliste steht außerdem ein eigener Absinth ganz oben. „Und ich will unbedingt eine Dr.-Jules-Guyot-Birne pflanzen und wenn der Baum nach fünf bis zehn Jahren Früchte trägt, brennen. Das ist die beste Birne, die ich je probiert habe.“
Zudem will er weiterhin regelmäßig Veranstaltungen in seinem Geschäft organisieren. So hofft er, in Kontakt mit Gleichgesinnten zu treten. Bereits jetzt bietet Manuel Höhling Brennereibesichtigungen (ab 49 Euro), Gin-Seminare (ab 69 Euro) und Schaubrennen mit anschließender Verköstigung (ab 89 Euro) an: „Man kommt bei mir nicht raus, ohne etwas zu lernen – meistens aber auch nicht nüchtern.“
Öffnungszeiten der neuen Brennerei „Pott.Stil“
Die Brennerei „Pott.Stil“ von Manuel Höhling ist immer mittwochs von 12 bis 20 Uhr geöffnet. Sie liegt am Littardweg 55 und ist im Innenhof hinter dem Samannshof zu finden. Anmeldungen für Veranstaltungen sind sowohl vor Ort im Geschäft als auch telefonisch unter der Nummer 0174/5298732 möglich.