Moers. Seit 44 Jahren versorgt die Tabakstube Moers mit besonderen Importwaren aus aller Welt. Die Betreiberin darüber, warum sie immer weiter macht.

Die Baugrundstücke in der Altstadt waren damals heiß begehrt. „Auf eines kamen 100 Bewerber“, erinnert sich Helga Weiß. Das war Mitte der 70er, da kam sie aus Duisburg. „Ich möchte eine schöne, niederrheinische Tabakstube eröffnen“, so ihre Worte an den damaligen Stadtdirektor Heinz Oppers. Der sei begeistert gewesen von der Idee. Das Geschäft gibt es jetzt 44 Jahre, heute als einen der wenigen inhabergeführten Läden in der Altstadt. Und die immer noch rührige Chefin begeht in diesen Tagen ihren 80. Geburtstag.

1978 bauten Helga und Bernd Weiß das Haus auf dem Grundstück Friedrichstraße 39 und zogen dort mit ihren zahlreichen Spezialitäten ein Jahr später ein. Der Stadtdirektor hatte offensichtlich ein gutes Näschen, der Laden wurde ein Erfolg. „Oppers kam danach immer mal wieder mit Rastleuten zu uns. Er brachte auch Gäste mit, denen er die Tabakstube unbedingt zeigen wollte“, erinnert sich die Chefin.

Atmosphäre zwischen Eicheninterieur und Beratung

Denn der Verkaufsraum ist nicht nur voll mit Zigarren, feinen Spirituosen, Pfeifen samt guten Tabaken und allem möglichen Zubehör. Auch das Interieur hat viel alte Eiche, schönen Vitrinen und eine rundum gediegene Atmosphäre. „Das sind alte Sammlerstücke“, erklärt Weiß. Der Kassentisch sei mal ein alter Kleie-Trog aus Eiche fürs Vieh gewesen. Daneben trifft ein holländischer Barock-Schrank auf einen alten Stollenschrank mit hohen Beinen oder eine Sitzbank mit schönen Schnitzereien – um nur einiges zu nennen.

Der Kunde, der gerade den Laden betritt, hat es eilig. Zielstrebig geht er zum Tabak, nimmt eine Dose und legt sie auf die Theke. Ein anderer lässt sich badischen Obstler aus einem großen Ballon abfüllen. Mitarbeiterin Nicole Schulze, seit 2010 rechte Hand der Chefin, bedient heute. Drei weitere Teilzeitkräfte gibt es zudem. „Wir beraten ja viel. Das dauert halt.“

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„Vieles aus unserem Sortiment gibt es im weiten Umkreis nicht.“

„Wir haben hier viel Stammkundschaft“, berichtet Helga Weiß. Darüber hinaus finde der Liebhaber von Spirituosen und Tabak in ihrem Geschäft noch Beratung und eine familiäre Atmosphäre vor. Exklusivität sei wichtig, man führe keine Massenware, so die Chefin. Sogar Direktimporte aus Frankreich und Italien gebe es. 300 Sorten Whisky (auch deutschen), 50 Sorten Rum und etwa 30 Sorten Gin führe man. Dazu Zigarren aus aller Welt, die in einem begehbaren Klimaraum bei 70 bis 80 Prozent Luftfeuchtigkeit gelagert seien.

„Vieles aus unserem Sortiment gibt es im weiten Umkreis sonst nicht.“ Und: „Wir waren das achte Davidoff-Zigarren-Depot in ganz Deutschland“, berichtet Helga Weiß stolz. Nicht ganz leicht sei es gewesen, sich in dieser Männerdomäne durchzusetzen. „Ich habe mich selbst ins Fach eingearbeitet.“ Mit ihrem Mann sei sie sogar in der Dominikanischen Republik gewesen und habe das Tabakfach ganz praktisch von der Ernte über die Trocknung bis zum Drehen der Zigarre erlernt.

An verschiedenen Stehtischen kann der Interessierte gegen eine Spende für den Verein Kinder in Not Moers auch Rum, Whisky oder Liköre verkosten. Inzwischen kämen auch wieder viele junge Leute, erklärt Weiß. Statt Pfeife zu rauchen, lägen Zigarren wieder im Trend. Von weither kämen die Interessierten, aus Meerbusch oder Rees, um sich in der Tabakstube Moers umzusehen. „Wir sind ja eigentlich eine große Tabak-Familie“, stellt Helga Weiß fest. Ob sie nach 44 Jahren in der Altstadt ans Aufhören denke: „Solange wir können, machen wir weiter!“

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