Moers. Ein weißer Hirsch hat auf einem Parkplatz in Moers für Aufsehen gesorgt. Seine Herkunft bleibt ein Rätsel. Wie er sich von dem Stress erholt hat.

Entspannt wirkt das anmutige Tier, als es in die Weiten der grünen Weide blickt. In einem weitläufigen Gehege in Rheinberg-Alpsray lebt der weiße Hirsch, der am Mittwoch auf einem Baumarkt-Parkplatz in Moers für Aufsehen gesorgt hatte, nun mit zwei Wallaby-Kängurus zusammen. Den Stress des Vortages, an dem er zunächst von Feuerwehrleuten eingekesselt und später von einem Tierarzt mit einem Gewehr betäubt wurde, hat er auf den ersten Blick gut verkraftet.

An seinem ersten Morgen im neuen (Übergangs-)Zuhause machte sich das schätzungsweise dreijährige Tier gleich mit lautem Röhren bemerkbar. „Trotzdem braucht er noch Zeit, um sich einzugewöhnen“, betont Alfred Nimphius, der das Huftier spontan auf seinem 10.000 Quadratmeter großen Gelände aufgenommen hat.

Weißer Hirsch in Moers: Herkunft unklar – Tier ist noch von der Herde getrennt

„Der Anruf der Feuerwehr kam überraschend“, gibt der damwilderfahrene Alpsrayer zu. Innerhalb kürzester Zeit richtete er das abgetrennte Gehege her. Dafür sicherte er das Gitter zum Nebengehege, in dem die siebenköpfige Herde – sechs Rehe und ein Hirsch – lebt, mit einem zusätzlichen Zaun. Nur eine halbe Stunde später traf der Pferdeanhänger ein, mit dem der weiße, durch Moers gezogene Hirsch gebracht wurde. Bis Nimphius seinen Neuankömmling an die anderen Tiere heranführen kann, sollten etwa drei Wochen vergehen. „Solange dauert die Hochbrunft der beiden Hirsche. Der bisherige Platzhirsch ist Konkurrenz nicht gewohnt, es würde zwangsläufig zu Kämpfen kommen. Nach der Brunft klappt das Zusammenleben aber problemlos“, erklärt der Züchter.

Aufgrund der Brunft hält es Alfred Nimphius auch nicht für ausgeschlossen, dass das Tier einen weiten Weg zurückgelegt hat, bis es den Hornbach-Parkplatz an der Moerser Franz-Haniel-Straße erreicht hatte. „Ein Bewegungsradius von 15 Kilometern pro Tag sind bei der Suche nach einem paarungswilligen Weibchen absolut typisch.“ Die Herkunft des circa 50 Kilo schweren Hirsches stellt die Polizei weiter vor Rätsel. „Die Ermittlungen, woher das Tier stammt, laufen derzeit noch. Der Tierpark in Kamp-Lintfort und der Volkspark in Duisburg vermissen jedenfalls keinen weißen Hirsch.“

Weißer Hirsch auf Moerser Baumarkt-Parkplatz: „Zu hundert Prozent kein Wildtier“

Es seien einige Hinweise eingegangen, dass das Tier möglicherweise aus Tiergehegen in der Xantener Hees oder sogar aus Kleve entlaufen sein könnte. „Wir können auch nicht ausschließen, dass es sich um ein freilebendes Tier handelt. Diese Option halten wir jedoch für unwahrscheinlich“, sagt Peter Reuters von der Polizeipressestelle. Hirsch-Experte Nimphius ist sich sogar „zu hundert Prozent sicher, dass es sich um ein Gattertier handelt.“ Wie ruhig es im Gehege stehe, sei ein klares Zeichen dafür, dass es Menschen gewohnt sei. Ein Wildtier würde sich nur derart in Stadtnähe begeben, wenn es krank ist. „Der Tierarzt konnte allerdings keine Krankheiten feststellen.“

Der Rheinberger Damwild-Züchter Alfred Nimphius kümmert sich um den weißen Hirsch in seiner vorläufigen Unterkunft.
Der Rheinberger Damwild-Züchter Alfred Nimphius kümmert sich um den weißen Hirsch in seiner vorläufigen Unterkunft. © Funke Foto Services | Volker Herold

Der Rheinberger hält es übrigens für möglich, dass seine Anlage zum dauerhaften Zuhause für den Moerser Hirsch werden könnte. Aufgrund der hohen Kosten für die Feuerwehr- und Polizeieinsätze sowie die tiermedizinische Behandlung, die den Wert des Tieres überschreiten würden, hält es Nimphius für unwahrscheinlich, dass sich der Besitzer oder die Besitzerin noch zu erkennen gibt.

Damwild-Züchter aus Rheinberg: „Ich würde den weißen Hirsch adoptieren“

„Ich würde den weißen Hirsch adoptieren, wenn sich der richtige Halter nicht mehr melden sollte“, stellt er in Aussicht. Nach der Aufregung seines Baumarkt-Besuches wäre dem hübschen Wiederkäuer somit eine schöne Zukunft gemeinsam mit vielen Artgenossen und insgesamt sechs Wallaby-Kängurus sicher.

Auch in Kamp-Lintfort hatte das Bild eines weißen Hirschen zuletzt für Aufsehen in den sozialen Netzwerken gesorgt. Ob es sich dabei um das Tier handelt, das ebenfalls auf dem Moerser Parkplatz gesichtet wurde, ist nach Polizeiangaben noch nicht abschließend geklärt. Der rechtmäßige Tierhalter wird noch gesucht und soll sich bitte bei der Polizei in Moers melden: 02841 / 1710.