Moers. Die Apotheke am Neumarkt in Moers schließt. Das hat mit einer größeren Entwicklung zu tun. Wie Apotheker Simon Krivec für die Zukunft plant.

Das Apothekensterben hat die Moerser Innenstadt erreicht. Die Apotheke am Neumarkt schließt zum 10. November. „Dieser Schritt, die Apotheke am Neumarkt in der Innenstadt aufzugeben, ist uns nicht leichtgefallen,“ berichtet Inhaber Dr. Simon Krivec. Man müsse sich aber dem sich verändernden und immer schwierigeren Marktumfeld im Gesundheitswesen stellen.

Bisher hatte öffentlich nichts darauf hingewiesen, dass dieser Standort aufgegeben werden soll. Es sei eine „akute Entscheidung“ gewesen, sagt Krivec auf NRZ-Nachfrage. Sie basiert auf einer umfassenderen Gemengelage. Am Krankenhaus Bethanien entsteht derzeit ein neues Gesundheitszentrum, das neben der kürzlich eröffneten Krankenpflegeschule auf 4300 qm auch mehrere Arztpraxen beherbergen wird. Und eine Apotheke: die ‚Apotheke am Bethanien‘. Zum Jahresbeginn wird Simon Krivec dort mit der Versorgung der Patientinnen und Patienten mit Medikamenten starten.

Die Mitarbeitenden der Apotheke bleiben im großen Team

Parallel dazu ist der Apotheker mit dem Fachkräftemangel konfrontiert. „Wir haben ein Jahr lang nach Personal gesucht, aber nicht in ausreichendem Maße gefunden“, sagt Krivec. Folglich musste man die Kräfte bündeln. „Ganz wichtig war uns bei dem Abwägungsprozess, dass die Gesundheitsversorgung der Bürgerinnen und Bürger in der Moerser Innenstadt keinen Schaden nimmt“, betont Krivec. „Mit der Adler Apotheke am Altmarkt, nur wenige Schritte entfernt, bleibt die Versorgung ohne Qualitätseinbußen erhalten.“ Die Adler Apotheke ist das Stammhaus der Familie.

Die 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die bisher in der Apotheke am Neumarkt arbeiten, werden zunächst hauptsächlich in der Adler Apotheke eingesetzt. Sobald die neue Apotheke am Bethanien ihren Dienst aufgenommen hat, werden sie auch dort tätig. Damit behalten die Kundinnen und Kunden die vertrauten Gesichter, sagt der Apotheker.

Dr. Simon Krivec blickt im Gespräch mit der NRZ in die Zukunft. „Für uns ist die Frage wichtig: Wie wird die Gesundheitsversorgung in Moers in den nächsten zehn bis 15 Jahren gestaltet?“ Die Antwort gibt der Fachmann gleich mit. Er sieht drei große Standorte, an denen Versorgung stattfindet: die Innenstadt und die beiden Krankenhaus-Standorte St. Josef und Bethanien. An allen Standorten sei künftig die Versorgung gewährleistet.

Das sagt der Moerser Apotheker über Gesundheitspolitik

Der Apotheker sieht bekanntlich die gesamte Entwicklung im Gesundheitswesen kritisch. Seit vielen Jahren nimmt die Apothekenzahl in Deutschland kontinuierlich ab. „Eine seit zwei Jahrzehnten vom Gesetzgeber nicht mehr angepasste Vergütung, fehlende Zukunftsaussichten und große Nachwuchssorgen zwingen immer mehr Apothekeninhaberinnen und -inhaber zur Aufgabe“, heißt es erneut. Auf den Umstand hatten Krivec und seine Kollegen bereits mehrfach hingewiesen.

Waren es 2010 noch bundesweit 21.476 Apotheken, sank die Zahl auf heute 17.830 Apotheken (Stand Juni 2023), zählt er auf. Damit ist die Apothekenzahl in Deutschland auf dem niedrigsten Stand seit 1975 und ein Ende der Schließungswelle sei weiterhin nicht absehbar. „Bedingt durch eine fehlgeleitete Gesundheitspolitik verliert unser Nachwuchs derzeit massiv das Vertrauen in das Berufsfeld Gesundheitswesen und wendet sich aufgrund fehlender Zukunftsperspektive vom Arbeitsplatz Apotheke ab. Die Konsequenzen sind heute schon spürbar und werden in den nächsten Jahren zunehmen“, so Apotheker Dr. Simon Krivec.