Moers. Bis zu 2000 Asiatische Hornissen hat eine Familie aus Moers in ihrem Garten entdeckt. Ein Imker wurde zu Hilfe gerufen. Wie er gehandelt hat.

In ihrem Garten hat eine Familie aus Moers-Schwafheim eine unliebsame Entdeckung gemacht: In der Krone einer Süßkirsche hatten sich bis zu 2000 Asiatische Hornissen eingenistet. Die Imker Dennis Burken und Thomas Beissel rückten am Donnerstag im Auftrag der Unteren Naturschutzbehörde aus und töteten das Nest ab, wie es fachgerecht heißt. Die Sichtung der invasiven Art ist in Moers kein Einzelfall.

Mit einer 15 Meter langen Teleskoplanze stachen die Imker in das 60 Zentimeter hohe und 40 Zentimeter breite Nest, das für Asiatische Hornissen eine durchschnittliche Größe aufweist, und bliesen mithilfe von Druckluft Kieselgur hinein. Der aus fossilen Kieselalgen gewonnene Staub sei ungiftig und habe auf die Tiere lediglich eine physikalische Wirkung, erklärt Thomas Beissel auf Nachfrage dieser Redaktion. „Kieselgur entzieht der Außenhaut Fett, sodass die Tiere austrocknen“, sagt der Hornissenberater aus Much im Rhein-Sieg-Kreis. So habe der jüngste Einsatz in Moers, der nach etwa einer Stunde abgeschlossen gewesen sei, keine Folgen für Vögel oder andere Insektenarten.

Asiatische Hornisse in Moers: Mehrere Sichtungen auch in den Nachbarstädten

Die Hornissenart macht nach Angaben von Beissel Jagd auf Honig- und Wildbienen, Wespen und Zweiflügler wie Schwebfliegen, allesamt wichtige Bestäuber im mitteleuropäischen Ökosystem. „Das Ergebnis sind weniger Bestäubungen und folglich weniger Futter für Vögel. Und: Asiatische Hornissen haben hier keine natürlichen Feinde.“ Das führe dazu, dass sich die Tiere deutlich stärker vermehren als die etwas größere und hellere einheimische Variante.

Auch in Moers haben Bürgerinnen und Bürger zuletzt vermehrt Sichtungen von Asiatischen Hornissen gemeldet. Das geht aus der interaktiven Neobiota-Karte des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (kurz: Lanuv) hervor. Allein zwischen dem 16. und 28. September gingen demnach vier Meldungen aus den südlichen Moerser Stadtteilen Schwafheim und Vinn ein. Im Mai dieses Jahres wurde zudem eine Königin in Utfort gesichtet. Im Duisburger Westen, Krefeld und Sevelen sind die Tiere ebenfalls bereits aufgetreten. Aus Neukirchen-Vluyn und Kamp-Lintfort gibt es dagegen laut Lanuv keine Meldungen.

Moerser NABU-Leiter über Asiatische Hornissen: „Werden mit den Tieren leben müssen“

Harald Fielenbach, Leiter der NABU-Ortsgruppe Moers/Neukirchen-Vluyn, macht sich ob der jüngsten Sichtungen der Asiatischen Hornisse jedoch „keine großen Sorgen“. Nach seinem Kenntnisstand seien die Folgen des gebietsfremden Tiers auf das hiesige Ökosystem noch gar nicht abzusehen, schließlich mangele es an belastbaren Studien. „Die Asiatische Hornisse scheint jedoch genauso wenig aggressiv wie die Europäische.“ Einzig in Nestnähe sei die neue Variante angriffsfreudiger. Zu diesem Umstand komme es jedoch kaum, da die Asiatische Hornisse lieber in Baumkronen statt in Baumhöhlen nistet. Die Bezeichnung „Killer-Hornissen“, die im Zusammenhang mit der Art regelmäßig fällt, hält Fielenbach folglich für „totalen Quatsch“.

Bei der Tötung der Tiere sieht der Nabu-Vorsitzende die Gefahr, dass nützliche und geschützte Arten ebenfalls betroffen sein könnten. „Wir können die Ausbreitung der Asiatischen Hornisse kaum stoppen und werden – sofern es keine größeren wirtschaftlichen und ökologischen Folgen gibt – mit den Tieren leben müssen“, stellt Fielenbach in Aussicht.

Moers: Wo Bürger Nestfunde von Asiatischen Hornissen melden können

Diese Meinung teilt der Imker Thomas Beissel. Mit der Bekämpfung der Insekten, die er und einige ehrenamtliche Kollegen im Auftrag der unteren Naturschutzbehörden in NRW ausüben, könne lediglich der Schaden begrenzt werden. Er appelliert, Nestfunde sofort zu melden, um die Verbreitung schnellstmöglich einzudämmen.

Sichtungen können sowohl beim Lanuv über das Neobiota-Portal (www.neobiota.naturschutzinformationen.nrw.de), bei der Naturschutzbehörde des Kreises Wesel (0281/2075060) sowie über das Projekt Velutina (www.velutina.de) gemeldet werden. Auch der Nabu-Ortsverein hilft bei der Identifizierung der Tiere und steht für Fragen zur Verfügung.