Moers. „An vielen Stellen sind die Straßen wirklich schlecht“, sagt die Bereichsleiterin der Stadt Moers. Wo der Sanierungsstau am heftigsten ist.
- Schlaglöcher und Risse im Asphalt der Moerser Straßen sorgen bei Bürgerinnen und Bürgern für Unmut.
- Nach Angaben der Stadt Moers ist jede zweite Straße in Moers in schlechtem Zustand.
- Fehlendes Geld und Personal könnte den Sanierungsstau an Moerser Straßen weiter verschlimmern.
Der Zustand der Straßen beschäftigt zahlreiche Moerserinnen und Moerser. Das beweist nicht zuletzt eine Umfrage, bei der die Redaktion im sozialen Netzwerk Facebook dazu aufgerufen hat, die Straßen im Stadtgebiet mit dem höchsten Sanierungsbedarf zu benennen. Innerhalb von kurzer Zeit kamen mehr als 300 Kommentare zusammen. Neben sarkastischen Kommentaren von Nutzern, die angeblich ein Offroad-Fahrzeug anschaffen mussten oder extra nach Moers kommen würden, um die Funktionalität ihrer Stoßdämpfer zu testen, gab es mitunter auch einige lobende Worte, dass sich die Situation immerhin an den Hauptstraßen verbessern würde.
Insgesamt haben die Befragten 51 Straßen mit Rissen und Schlaglöchern benannt. Die meisten von ihnen hat Nadine Beinemann auf dem großen Stadtplan in ihrem Büro rot markiert. Diese Farbe bedeutet: Der Zustand dieser Straßen hat bei einem Notensystem von 1,0 (sehr gut) bis 5,0 (sehr schlecht) eine Bewertung von 4,5 oder schlechter erhalten. „An vielen Stellen sind die Moerser Straßen wirklich schlecht“, sagt die Fachbereichsleiterin für Vermessung, Straßen und Verkehr bei der Stadt Moers im Gespräch mit der NRZ. Die letzte Erfassung aus dem Jahr 2017, bei der mit einem Gerät Risse im Asphalt erkannt wurden, hatte ein alarmierendes Bild gezeichnet: Demnach sind 40 Prozent aller städtischen Straßen im roten Bereich, nimmt man die gelb eingezeichneten Straßen (Note 3,5 bis 4,5) hinzu, befindet sich jede zweite Moerser Straße in einem schlechten Zustand, wie die Stadt bestätigt.
Sanierungsstau der Straßen in Moers: „Können gar nicht so schnell neu bauen, wie die Verschlechterung anderer Straßen voranschreitet“
Die Hauptverkehrsadern – in den vergangenen Jahren wurden etwa die Römerstraße und die Düsseldorfer Straße saniert – sieht Beinemann mittlerweile „gut aufgestellt“. In vielen Moerser Wohngebieten benennt die Bereichsleiterin dagegen „große Probleme“: „Viele dieser Viertel wurden in den 1960er- oder 70er-Jahren gebaut und seitdem ist dort nichts grundlegend erneuert worden. Die Kanäle unter diesen Straßen befinden sich häufig in ähnlich schlechtem Zustand.“ Um Zeit und Geld zu sparen, stimmt sich die Stadt eng mit der Enni ab, welche für die Sanierung von Kanälen zuständig ist. Straßen, bei denen die Oberfläche und die darunter befindlichen Leitungen zeitgleich erneuert werden müssen, haben Priorität.
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Und die Auswahl der nächsten Projekte muss wohl überlegt erfolgen. Schließlich gibt es den Sanierungsstau, den etwa der Städtetag NRW landesweit in vielen Kommunen beklagt, auch in Moers. Das Problem habe bereits Jahrzehnte in der Vergangenheit begonnen, als die kommunale Politik der Straßenerneuerung noch nicht die Bedeutung beimaß, wie es heute der Fall sei. „Wir können gar nicht so schnell neu bauen, wie die Verschlechterung anderer Straßen voranschreitet“, betont Nadine Beinemann. Als Übergangslösung greift die Stadt oftmals auf eine schnell aufgetragene, dünne Asphaltschicht zurück, die Enni füllt Löcher und Risse provisorisch. Beide Lösungen sorgen jedoch nur kurzfristig für Erfolg.
Geld, Personal, viele Baustellen: Warum sich die Straßensanierung in Moers verzögert
Drei Millionen Euro haben Beinemann und ihr Team jedes Jahr zur Verfügung, um die (Schlag-)Löcher aus der Vergangenheit zu stopfen. Ob das reicht? „Nein“, sagt die Bereichsleiterin klar. Aber auch mit mehr Geld würde die Stadt nicht mehr Straßen sanieren können. schließlich fehle es nicht nur in der Verwaltung, sondern auch in Baubetrieben an Personal, die Wartezeiten auf Termine im Handwerk sind lang. Zudem wird ohnehin schon jetzt an vielen Stellen in Moers gebaut, nicht zuletzt durch den breiten Ausbau von Fernwärmeleitungen als Folge der Energiekrise.
Die nächste Erfassung des Straßenzustands in Moers ist übrigens für das Jahr 2025 geplant. „Dann wird wieder viel rote Farbe auf der Karte sein“, stellt Nadine Beinemann bereits jetzt in Aussicht. Langweilig dürfte die Arbeit für sie und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter also auch in Zukunft nicht werden.