Moers/Rheinhausen. Eine Corona-Infektion und die heftigen Folgen: Ursel Weingärtner hatte monatelang mit Long Covid zu kämpfen - bis ein Reha-Kurs alles veränderte.
Ursel Weingärtner (64) aus Duisburg-Rheinhausen erkrankte im Oktober 2022 an Corona. Es war ein mittlerer Verlauf, und er hatte Folgen. Bis sie wieder in ihr gewohntes Leben zurückfand, dauerte es Monate. Der Weg dahin war schwer, geholfen hat ihr dabei eine Frau aus Moers.
Die Corona-Zahlen nehmen zurzeit zwar wieder zu, doch die Pandemie ist Vergangenheit. Sie hat schlimme Spuren hinterlassen, auch bei Ursel Weingärtner. Nach der eigentlichen Infektion ging es einfach nicht wieder aufwärts. Zwölf Tage war sie corona-positiv, und es ging immer noch weiter: Long-Covid.
„Ich war einfach platt, habe heftig gehustet, an Gewicht zugenommen und eine Herzbeutelentzündung bekommen“, sagt Weingärtner. Sie ist Diplom-Sportlehrerin und Sporttherapeutin. Sie kennt ihren Körper, und sie ahnte: Das wird eine lange Geschichte.
Nur noch 42 Prozent ihrer eigentlichen Lungenkapazität hatte sie Wochen, nachdem die Infektion eigentlich überwunden hätte sein müssen. Ans Arbeiten war nicht zu denken. Fünf Wochen wurde sie stationär in einer Lungenklinik behandelt, ein Arzt verschrieb ihr schließlich Reha-Sport für die Lunge.
Das war im Januar 2023, und, wenn man so will, war es der Anfang vom langen Weg aus der Krankheit heraus. Sie kam in die Gruppe von Nicole Zieseniss. Zieseniss kommt aus dem Moerser Stadtteil Scherpenberg und gibt seit etwa zwei Jahren Reha-Sportkurse in Vereinen und Fitness-Studios, nach einer Ausbildung beim Landessportbund besitzt sie eine B-Lizenz für Reha-Sport für Innere Medizin und Orthopädie.
Bei ihr war es vor Jahren nicht Corona, sondern eine andere Krankheit. Das Ergebnis war das gleiche. Zieseniss sagt: „Ich kenne das Gefühl, am Boden zu sitzen und nicht hochzukommen.“ Ähnlich erging es zunächst Ursel Weingärtner zu Beginn der Einheiten im Reha-Sport: „Ich konnte keine Runde durch die Turnhalle gehen, musste mich immer wieder hinsetzen.“
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Das körperliche Leid hatte auch andere Folgen wie Weingärtner sagt: „Es stellt sich dann so ein Schamgefühl ein: Ich bin die Verliererin, damit muss man erst einmal klarkommen.“ Das Klarkommen hat dann gut geklappt, auch wegen Nicole Zieseniss. „In der Gruppe fühlte ich mich ernstgenommen, die Begleitung war sehr individuell“, berichtet Weingärtner.
Seit zwei Wochen arbeitet sie wieder, über ein dreiviertel Jahr nach der Corona-Infektion. Nach einer Wiedereingliederung kommt sie fast wieder auf das alte Pensum, muss aber noch viel Energie investieren: „Mein Wunsch ist, noch belastbarer zu werden.“ Sie ist Teil einer Studie der Berliner Charité und der Uni Gießen zum Thema Long Covid.
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Begegnungen wie die mit Ursel Weingärtner sind für Nicole Zieseniss keine Seltenheit: „Es kommen immer mehr Menschen mit Long Covid in die Reha-Kurse.“ In ihren Kursen geht es zum Beispiel um mehr Ausdauer und Atemtechnik. Bisher gibt sie Kurse in Rheinhausen und Beeckerwerth, jetzt kommen neue in Moers dazu.
Am 8. September, 9.30 Uhr startet in den Räumen der evangelischen Kirche Moers-Scherpenberg, Homberger Straße 350, ihr Rhea-Kurs Lunge. Die Möglichkeit, dass die Krankenkasse die Kosten für Teilnehmende übernimmt, besteht.
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Ihr Kurs „Atempause“ kostet 5 Euro pro Einheit und richtet sich an Menschen mit hoher Stressbelastung, häufigen Schmerzen, Lungenkranke und alle, die sich eine „Auszeit vom Alltag gönnen“ möchten, wie es im Flyer heißt. Termine: 8. September, 10.15 Uhr, evangelische Kirche Moers-Scherpenberg, Homberger Straße 350 und 8. September, 11.45 Uhr, Gymnastikhalle TV Vennikel, Boschheideweg 17b, Moers.
Kontakt Nicole Zieseniss: 0173 / 6849585, E-Mail: info@hopefactory.de.