Kamp-Lintfort. Der Kamp-Lintforter Fotograf Victor Nordland reist in die Ukraine. Im Fokus: das Kriegsgeschehen. Er hat ein spezielles Arbeitsmittel im Gepäck.

In knapp drei Wochen geht es los: Dann reist der junge Filmemacher Victor Nordland in die Ukraine: „Am 18. Juli geht es los." Der gebürtige Kamp-Lintforter hat sich bei der Redaktion gemeldet und berichtet, was ihn bewegt und was er von der Reise erwartet.

Er wird nicht allein unterwegs sein, sondern in Begleitung des lettischen Podcasters Kristaps Andrejsons, der sich seit der Annexion der Krim 2014 mit der russischen Geschichte und den Ursachen und Hintergründen der Auseinandersetzung befasst. Das passt prima, findet Nordland: „Er ist sehr eloquent, schreibt und spricht, ich mache Fotos und Filme.“

Ist der normale Fotojournalismus zu harmlos?

Das Ziel der nicht ganz ungefährlichen Expedition: „Eine andere Perspektive auf den Krieg.“ Nordland findet, dass der normale Fotojournalismus den Krieg eher „verharmlost“. Auch dauere der Krieg nun schon eineinhalb Jahre, da sei es schwer, die Verbrechen im Kopf zu behalten.

Nordland, der sich eines Künstlernamens bedient und in Kamp-Lintfort besser bekannt ist als Victor Boldt, möchte am Ende „Geschichten und Gesichter“ zeigen: „Ich möchte im Kleinen veranschaulichen, welche Konsequenzen der Krieg hat.“ Er sei sich darüber im Klaren, dass er Schreckliches sehen und zeigen wird. Aber eben auf eine andere Art. Nordland bezeichnet sich als Journalist und Künstler.

„Beste Kamera, unzerstörbar“

Dass seine Bilder anders sein werden als viele andere, wird schon daran klar, dass er gerade Filme aufkauft, wo er kann. Denn er hat eine Olympus OM1n, eine uralte Spiegelreflexkamera, die „beste Kamera, unzerstörbar“.

Für die Jüngeren unter uns: Da werden Filme belichtet, entwickelt und hinterher hat man Papierbilder in der Hand. „Ich kann mit Digitalkameras nicht umgehen“, behauptet der 24-Jährige. Sicherheitshalber baut er auch Kontakte zu Laboren und Fotoläden in der Ukraine auf.

Ein europäischer Blickwinkel, weniger ein deutscher

Warum er sich nun als akkreditierter Kriegsjournalist auf den Weg macht, erklärt er so: „Das hier ist ein historisches Ereignis. Je mehr Augen drauf schauen, desto besser.“ Seinen Blick nennt er „europäisch“: „Es sind unsere Werte, die verteidigt werden müssen.“

So krass können die Gegensätze sein. Ein Bild, das der Podcaster Kristaps Andrejsons schickt.
So krass können die Gegensätze sein. Ein Bild, das der Podcaster Kristaps Andrejsons schickt. © Kristaps Andrejsons

Die Vorbereitungen für die Reise laufen seit März, sagt der studierte Regisseur. Die Papiere für die Ukraine zusammenzukriegen, sei eher unproblematisch gewesen, die für die deutsche Seite „eher komplex“, wie er es höflich formuliert. „Ich habe etwa soviel Text gebraucht wie für eine Bachelor-Arbeit.“

Mit einem alten Golf auf die Reise

Die Reise tritt das Duo von Lettland aus mit einem VW MK 3 an, einem alten Bundeswehr-Modell des Golf III. Das hat den Vorteil: „Der frisst alles.“ Eine Tonne Frittieröl soll ihn erstmal am Laufen halten. Kontakte zu verschiedenen Hilfsorganisationen werden helfen, sich den Weg durch das Kriegsland zu bahnen, ist Nordland sicher. Vierzehn Tage soll die Tour dauern: „Aber ich glaube, das wird nicht die letzte Reise sein“, ist der Kamp-Lintforter sicher.

Bisher ist Victor Nordland nicht in einem Kriegsgebiet gewesen. Aber durch seine Filme über Polizeigewalt oder den Hambacher Forst hat er unter Beweis gestellt, dass er Konflikte nicht scheut. Dass Abnehmer für Fotos, Text und Film gefunden werden, daran hat er keinen Zweifel: „Wir haben schon Kontakte zu entsprechenden Kanälen.“

Großer Aufwand, kleines Budget

Allerdings ist der Aufwand schon recht groß. Gut 10.000 Euro veranschlagt der Filmemacher. Deshalb versucht Nordland über Crowdfunding Geld für das Projekt einzuwerben: https://gofund.me/fdf918dd

Seit sieben Monaten betreibt Nordland in Wuppertal ein eigenes Filmstudio, auch sei er als Dozent für Film an der Pop Akademie in Köln beschäftigt.