Moers. Trotz übermächtiger digitaler Konkurrenz: In Moers besuchen fast 600 Schulkinder eine Buchhandlung – und finden den Laden „richtig cool“.
Tropfnass vom Regen und ganz schön aufgeregt betreten 25 Kids der Klasse 5c des Gymnasiums Adolfinum am Montag die Barbara-Buchhandlung an der Burgstraße. Voller Spannung sind sie, denn heute gibt es nicht nur ein Buchgeschenk sondern auch Infos über den Buchhandel und reichliches Stöbern in den Regalen. Anlass ist der Unesco-Welttag des Buches am 23. April.
Buchhändlerin Anika Weitz liest aus dem Buch vor, das die Kinder gleich mitbekommen. Da geht es um Spannung und Abenteuer dreier Kinder in den Ferien. Die jungen Gäste dürfen mal schätzen: „Was glaubt ihr, wie viele Bücher wir hier über Nacht bestellen können“, fragt Anika Weitz. Die Antworten reichen von 50 bis 1000. „Tatsächlich sind es eine Million Bücher“, erklärt die Buchhändlerin. Und was eine Preisbindung bei den Büchern bedeutet, erklärt sie auch gleich: „In jedem Laden in Deutschland und auch im Internet kostet das eine Buch denselben Preis.“
Aha. Und jetzt: Ran an die Regale! Alle dürfen sich umschauen. Berührungsängste gibt es nicht. Alessandro und sein Freund Liam (beide 11) stöbern gleich mal bei den Mangas, die, so Liam, besonders beliebt bei den Kindern seien. Und Alessandro staunt: „Spannend, wie viele Bücher es hier gibt.“ Sie beide lesen auch zu Hause gern und loben die Aktion: „Wir finden es richtig cool hier“, stellt Liam fest.
Jedes Kind bekommt ein Buch
Am Welttag des Buches mit der Aktion für alle Viert- und Fünftklässler beteiligt sich die Barbara-Buchhandlung mit Kathrin Olzog schon seit der Eröffnung des Ladens 2013: „Jedes der Kinder bekommt ein Buch, das vom Börsenverein des deutschen Buchhandels gespendet wird. Im Gegenzug bekommen wir für Gutscheine beim Börsenverein wiederum Bücher für unseren Laden“, erläutert Weitz das System, bei dem alle Beteiligten die Gewinner sind.
So gut wie alle Buchhandlungen und zahllose Schulen in Deutschland beteiligten sich an dem Welttag des Buches, sagt Anika Weitz. In der Barbara-Buchhandling hätten sich diesmal 22 Klassen von Grundschulen und weiterführenden Schulen angemeldet. Zusammen bekommen die Kids diesmal 591 Geschenk-Bücher. Was einerseits sehr erfreulich sei, wie Chefin Kathrin Olzog meint. Aber: „Wir hatten beim Weltbuchtag vor Corona über 1000 Anmeldungen. Das war in unserem relativ kleinen Laden kaum noch zu stemmen.“ Daher habe man nun die Zahl auf rund 600 gedeckelt.
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Während man in der Barbara-Buchhandlung über mangelndes Interesse der lesenden Kinder nicht klagen kann, wie Anika Weitz erklärt, steht man in den Schulen mit den digitalen Medien in ständiger Konkurrenz. Pädagogin Anna Hagedorn: „Wir betreiben daher am Gymnasium Adolfinum seit längerem verstärkt Leseförderung.“ Beispielsweise werde in der kleinen Pause oder beim Frühstück von Kindern aus einem Buch vorgelesen. Es gebe Führungen in der Schulbücherei und der benachbarten Stadtbibliothek.
„Man muss in allen Altersstufen am Ball bleiben“
Erfreulicherweise werde das Angebot, sich in der Pause in der Schulbücherei aufzuhalten und zu schmökern, von den Schülerinnen und Schüler gern und oft angenommen. Auch am Vorlesewettbewerb der 6. Klassen beteilige sich das Gymnasium Adolfinum. Grundsatz bei jeder Leseförderung: „Man muss in allen Altersstufen am Ball bleiben“, weiß die Deutschlehrerin.