Moers. In der Moerser Barbara-Buchhandlung machte Marcel Kott eine Ausbildung zum Buchhändler. Corona wirbelte seine Aufgaben ganz schön durcheinander.
Tagtäglich im Geschäft stehen und Kunden bei der Wahl des richtigen Buches helfen: So hat sich Marcel Kott seine Ausbildung zum Buchhändler in der Barbara- Buchhandlung in Moers eigentlich vorgestellt. Doch die Realität sah in den vergangenen zwei Jahren durchaus anders aus: Der 24-Jährige liefert Bücher zu Fuß in der Moerser Innenstadt aus, verkauft Ware durchs Gitterfenster des Geschäfts und kümmert sich um den Versand von Online-Bestellungen. Der Grund: Ein Großteil seiner Ausbildung fiel in die Corona-Zeit. „Das war alles ein bisschen anders aber es hat trotzdem sehr viel Spaß gemacht“, sagt Kott heute.
Dass der junge Mann Buchhändler werden wollte, stand für ihn schon lange fest. „Ich lese gerne und begeistere auch gerne andere Menschen für Bücher.“ Die auf drei Jahre angesetzte Ausbildung hat er auf zweieinhalb Jahre verkürzt.
Corona veränderte die Arbeitsabläufe in der Buchhandlung
Im Herbst 2019 hat er als Azubi in der Barbara-Buchhandlung angefangen. „Immerhin hat Marcel dann noch ein normales Weihnachtsgeschäft und unsere regelmäßigen Veranstaltungen miterleben können“, freut sich Chefin Kathrin Olzog.
Schon wenige Wochen später veränderte die Pandemie die Arbeitsabläufe. Denn vom ersten Lockdown war auch die Buchhandlung betroffen. Statt im Laden zu stehen, lieferte Kott unter anderem also Bücher aus.
Der Unterricht in der Berufsschule fiel für Marcel Kott plötzlich aus
„Das ist schon etwas ausbildungsfremd aber irgendwie mussten wir ja weitermachen. Es gibt eigentlich Ausbildungspläne, die wir jedoch nicht wie sonst umsetzen konnten“, sagt Olzog. An dem etwas anderen Aufgabenfeld hat sich Kott gar nicht gestört. „Ich habe dadurch gelernt, flexibel und kreativ zu sein“, erklärt der 24-Jährige.
Aber: Mit dem Lockdown stand auch das Leben in der Berufsschule in Düsseldorf plötzlich still. Der zweimal pro Woche stattfindende Präsenzunterricht fiel aus. „Es herrschte lange Funkstille, dann haben wir Aufgaben per Mail bekommen“, erzählt Kott.
Keine Probleme mit der Online-Lehre
Zwischenzeitlich kehrte man in der Berufsschule zum Präsenzunterricht zurück. Nach dem langen Lockdown zu Beginn des letzten Jahres wechselte man auf die Distanzlehre und behielt diese auch größtenteils bei. „Ich hatte damit gar keine Probleme. Ich fand den Online-Unterricht sogar angenehmer, weil ich mehr Zeit zum Lernen hatte, da die Fahrt nach Düsseldorf wegfiel.“
Einigen Mitschülern sei das schwerer gefallen, weiß Kott. Schließlich habe die Möglichkeit gefehlt, den Lehrern am Ende einer Stunde nochmal persönlich eine Frage zu stellen. Auch das Miteinander unter den Auszubildenden sei auf der Strecke geblieben. Von den 25 angehenden Buchhändlern aus seiner Klasse hätten fast alle die Ausbildung bis zum Schluss durchgezogen.
„Es tat mir schon leid, dass Marcel gar nicht den richtigen Alltag einer Buchhandlung kennenlernen konnte. Aber er hat das super gemacht. Unmut war nie zu spüren“, betont Kathrin Olzog, die mächtig stolz auf ihren Auszubildenden ist. Kott nimmt die Umstände gelassen. „Nicht jeder kann behaupten, eine Ausbildung während einer Pandemie durchgezogen zu haben. Ich habe es geschafft. Und den richtigen Alltag lerne ich jetzt einfach kennen.“
Das ist kein Problem, denn Kathrin Olzog hat ihren Azubi, der seine Abschlussprüfung im Januar bestanden hat, übernommen. Kunden berät der Buchhändler nun in den Bereichen Kinderliteratur und Fantasy.