Moers. Der Moerser Freizeitpark ist derzeit eine Großbaustelle und kaum wiederzuerkennen. Das sind die Neuerungen - dafür weicht ein beliebter Ort.
Ein Spaziergang durch den Schloss- und Freizeitpark gehört für viele Moerserinnen und Moerser zum obligatorischen Wochenendprogramm. In der grünen Lunge der Grafenstadt ist schließlich alljährlich zuverlässig zu beobachten, wie sich der Frühling Bahn bricht.
Den Freizeitpark allerdings werden die Besucher in diesen Tagen kaum wiedererkennen: Bauzäune und Bagger wohin das Auge reicht, der See am großen Spielplatz – verschwunden. Das gesamte Areal befindet sich mitten im tiefgreifendsten Umbau seiner mehr als vier Jahrzehnte währenden Geschichte.
Am augenfälligsten wird der Wandel am See. Kinder und Erwachsene haben auf der Wasserfläche ihre ferngesteuerten Bötchen fahren lassen, und als die Winter noch richtig kalt waren, sind viele Moerser mit ihren Schlittschuhen auf der Eisfläche herum geflitzt. Weniger idyllisch war, dass der versiegelte Grund dieses künstlichen Teiches einmal jährlich von Schlick, Laub, Müll und Entenkot gereinigt werden musste. Dann pumpte Enni stets die zwei Millionen Liter Wasser ab.
See in Moerser Schloss- und Freizeitpark wird zurückgebaut
So wie jetzt. Der Unterschied: Das Wasser kommt nicht zurück, der See ist Vergangenheit und wird „zurückgebaut“. Mitarbeiter einer Baufirma sind dabei, mit einem Bagger die Steine der Sohle inklusive der Folie zu entfernen. Mehr als die Hälfte ist schon geschafft. Verschwinden soll alles, nur ein kleiner Teil der Fläche bleibt für die Dauer des Parkumbaus übrig: „Wir können dort Schüttgut, Geräte und Material lagern, ohne den Parkboden zu schädigen“, erklärt Oliver Makrlik vom Fachdienst Freiraum- und Umweltplanung bei der Stadt. Die Steine gehen übrigens ins Eigentum der Baufirma über, die sie bricht und recycelt. Im Park kann die Stadt sie nicht verwenden: „Wir befinden uns dort im Überflutungsbereich des Moersbaches“, so Makrlik. „Insofern besteht die Gefahr, dass Verunreinigungen aus den Steinen gelöst werden.“
Auf die Einebnung der Seemulde folgt die Pflasterung von einem Teil der Fläche. Auf dieser Plaza wird dann, wie berichtet, ein so genannter „Wasserwandler“ zu stehen kommen: eine kreisrunde, fünf Meter hoch auf einen Mast montierte Pergola, aus der das Wasser mal als Dusche, dann als Nebel und in Tropfen strömt. Dazu entstehen eine kleine Bühne für Veranstaltungen etwa der Musikschule, von Vereinen oder des Moers-Festivals sowie Wasser- und Stromanschlüsse für Food-Trucks und mobile Kaffeebuden. An die Stelle des Kiosks tritt eine öffentliche Toilette, und der Spielplatz wird um Trampoline und Schaukeln erweitert. Zu den Attraktionen im Freizeitpark dürfte zudem die neue Skateanlage gehören, die in der zweiten Jahreshälfte fertig werden soll. Das alte Skategelände wird renaturiert.
Freizeitpark Moers: Gesamtfläche von 365.000 Quadratmeter
Wie die Spaziergänger schnell feststellen werden, ist auch im Bereich der ehemaligen Grafschafter Kampfbahn eine Menge los. Weniger als die Hälfte der Sportanlage ist zum schicken Wohngebiet umfunktioniert worden. Der größere Teil, fast 50.000 Quadratmeter, gehört jetzt zum Freizeitpark, der damit auf eine Gesamtfläche von 365.000 Quadratmeter wächst – ohne Schlosspark, wohlgemerkt.
Derzeit wird an neuen Wegen gearbeitet, die durch das Gelände führen und den Platanenplatz anbinden werden. Auf dem alten Wall entsteht ein Plateau mit Sitzbänken. Im Hinblick auf die Wiesen arbeiten Oliver Makrlik und seine Kollegen mit der Biologischen Station im Kreis Wesel zusammen, die Mitte der 80er Jahre von Mitgliedern der Naturschutzverbände BUND und Nabu gegründet worden ist. Teile dieses Bereiches sollen der Natur überlassen werden – zumindest soweit wie möglich, schränkt Makrlik ein. Er hält es für wahrscheinlich, dass sich an dieser Stelle Sommerflieder „sehr schnell und sehr stark ausbreitet“. Ähnlich wie der Chinesische Knöterich sei er dominant und „ersticke“ andere Pflanzen: „Das wollen wir verhindern“, kündigt Makrlik an.
„Zurück zur Natur“ lautet auch das Motto am Moersbach
„Zurück zur Natur“ lautet auch das Motto am Moersbach. Die Renaturierung, die vor Jahren nördlich der alten B 60 zwischen Aumühle und Van der Valk begonnen hat, setzt die Lineg seit der vergangenen Woche im Freizeitpark fort. Wie ihr Sprecher Ingo Plaschke erläutert, werden Böschungen an einigen Stellen steiler, an anderen flacher, damit die Fließgeschwindigkeit des Wassers variieren kann und am Ufer Lebensräume für Tiere entstehen. Zwei Stauwehre, eines aus Holz, das andere aus Beton, werden zudem entfernt, um die ökologische Durchgängigkeit zu gewährleisten.
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Geplant sind diese Arbeiten am gesamten, eineinhalb Kilometer langen Bachlauf innerhalb des Freizeitparks bis zur Minigolfanlage. Der aufwendigste Teil dieser Baustelle wird wohl die Erneuerung der Brücke am Durchgang durch den Wall, der Schloss- und Freizeitpark trennt. Den Durchstich wird die Stadt während der Arbeiten zeitweise schließen müssen, allerdings erst nach Pfingsten, wenn das Moers-Festival ausgefeiert hat. Anders als heute, so Ingo Plaschke, werde der neue Übergang als Brücke wahrnehmbar sein.
Stadt und Lineg gehen davon aus, dass sie mit ihren Arbeiten in diesem Jahr fertig werden. Dann können sich die Moerserinnen und Moerser auf einen Spaziergang im Park ohne Bauzäune freuen.