Moers. Das Fortbestehen der Moerser Großkindtagespflege „Die Grünschnäbel“ ist gefährdet. Mitarbeiterinnen bitten verzweifelt um Hilfe.
„Bitte schaut hin“, lautet der dringende Appell der Fokus Familie auf Facebook. „Der Mangel an Kinderbetreuungsplätzen steigt jährlich und hier wird ein wichtiges Angebot vernichtet“, heißt es weiter. Der freie Träger einer Kita in Kamp-Lintfort und mehrerer Großkindtagespflegen in Moers kämpft nämlich derzeit ums Überleben seiner Betreuungseinrichtungen „Die Grünschnäbel“ und die „Grafschafter Knirpskiste“. Der Grund: Wachsende finanzielle und personelle Probleme. Eigentlich habe die Novellierung des Kinderbildungsgesetzes (Kibiz) im vergangenen Jahr eine Optimierung bringen sollen, so Fokus-Familie-Geschäftsführerin Petra Köhler.
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Doch die Anpassung des Arbeitsalltages an die überarbeitete Regelung habe große personelle Probleme zum Vorschein gebracht. „Wir hatten vorher bei den Vertretungsmodellen viel mehr Flexibilität“, erklärt Köhler. Für neun Kinder, die in einem Zusammenschluss betreut werden, stünden derzeit zwei Tagespflegepersonen zur Verfügung. Benötigt würde jetzt pro Gruppenraum ein Kollege oder eine Kollegin mehr. Dafür fehlten einerseits geeignete Fachkräfte und andererseits finanzielle Mittel, weitere Mitarbeitende einzustellen. Zudem sei die Großkindtagespflege als Betreuungseinrichtung „so exotisch“, dass sie in dem neuen Gesetz kaum beachtet worden sei.
Moerser Eltern plädieren für Erhalt Großkindtagespflege „Die Grünschnäbel“
Zwar arbeiteten bei den Grünschnäbeln und der Knirpskiste wie in einer Kita auch ausgebildete Erzieherinnen und Kinderpfleger, jedoch sei die Einrichtung eben ein Zusammenschluss aus Tagesmüttern und -vätern. Die meisten führten den Beruf aber in selbstständiger Tätigkeit aus. „Wir fallen also aus der Norm“, so Köhler. Anders ist es mit der Kamp-Lintforter Einrichtung, die als Kita von diesem Problem nicht betroffen ist. Gerade aber dieser besondere Status einer Großkindtagespflege sei jedoch auch das, was Eltern an der Betreuungseinrichtung für Kinder schätzen, betont Miriam Grzibek. Schon ihr Sohn besuchte die Großkindtagespflege „Die Grünschnäbel“ auf dem Länglingsweg und auch ihre jüngere Tochter gehört mittlerweile zu den Grünschnäbeln. „Man fühlt sich hier wie eine große Familie. Wo hat man das schon? Das muss einfach Bestand haben“, plädiert sie für den Erhalt der Betreuungseinrichtung.
Sie würde „Die Grünschnäbel“ sogar finanziell unterstützen und mehr Beitrag zahlen wollen. „Zwar dürfen wir Spenden annehmen, aber die Preise nicht erhöhen. Das ist im Kibiz verboten“, erklärt Köhler. Die einzige Einnahmequelle, die die Fokus Familie erhöhen dürfte, sei das Verpflegungsgeld. Seit März zahlen Eltern einen monatlichen Beitrag von 132 anstatt vorher 110 Euro für ein Frühstück, einen Snack, das Mittagsessen, Getränke und Hygieneartikel. Doch das reiche lange nicht. „Eigentlich sollten auch die Geldleistungen, die im Kibiz verankert sind, die Kosten vollumfänglich decken“, wirft Köhler ein. Inflation, Energiekrise sowie steigende Mieten machen dies derzeit aber unmöglich.
Antrag auf Hilfe im Moerser Jugendhilfeausschuss
Deswegen wünscht sich die Geschäftsführerin, dass die Geldleistungen der derzeitigen Situation angepasst werden. Einen Antrag auf Unterstützung habe sie für den kommenden Jugendhilfeausschuss am 12. Mai eingereicht. Doch sie habe „große Sorge, schon vorher die Flügel strecken zu müssen“, weil sich eine politische Entscheidung zu lange hinziehen könnte. „Was wir jetzt brauchen ist Geschwindigkeit“, appelliert Köhler. Sie hoffe darauf, die Möglichkeiten der Verwaltung mit den Interessen der Fokus Familie und aller betroffener Tagespflegepersonen in Einklang bringen zu können. Schließlich seien Betreuungsplätze rar, nicht nur in Moers. Deswegen würden beide Parteien das gleiche Ziel verfolgen: „Eine gute Versorgung mit qualitativ hochwertiger Betreuung für unsere Kinder zu erhalten.“