Neukirchen-Vluyn/Moers. Fachkräftemangel in Verwaltungen. Was früher kaum vorstellbar war, ist eingetreten. Wo es im Neukirchen-Vluyner Rathaus personelle Lücken gibt.
Fachkräftemangel in den Rathäusern. Laut dem Deutschen Beamtenbund fehlen bundesweit rund 360.000 Mitarbeitende im öffentlichen Dienst. Es ist kein triviales Problem. Längst stehen die Kommunen untereinander im Wettbewerb und konkurrieren mit der freien Wirtschaft. In Neukirchen-Vluyn scheidet innerhalb der nächsten zehn Jahre ein Großteil der Rathaus-Mitarbeitenden altersbedingt aus.
In der jüngsten Version des Gleichstellungsplans ist ausgeführt, dass 53,43 Prozent der städtischen Belegschaft älter als 50 Jahre sind. Die Zahlen beziehen sich auf den Stand am 31. Dezember 2021. Die Lücken, die die Babyboomer hinterlassen, müssen gefüllt werden. Im Gleichstellungsplan der Stadt ist an dem Punkt von einer „achtsamen Personalentwicklung“ die Rede. Man könnte es auch „strategische Planung“ nennen. Im Zuge einer solchen hatte die Enni-Unternehmensgruppe im Herbst des vergangenen Jahres angekündigt, den Frauenanteil zu erhöhen – nur eine Facette, um dem drohenden Fachkräftemangel zu begegnen.
In der Neukirchen-Vluyner Stadtverwaltung liegt dieser Anteil allerdings bereits bei rund 66 Prozent. Aktuell sind bei der Verwaltung 203,5 Stellen ausgewiesen; bei den Beamten werden 33,25 Stellen genannt. Wie die Stadt auf Nachfrage sagt, sind insbesondere der technische Bereich – vorrangig Architekten/-innen, Ingenieure/-innen – und der Kita-Bereich – Erzieher/-innen, Kinderpfleger/-innen – vom Fachkräftemangel betroffen. Zunehmend zeige sich das Phänomen aber auch im Verwaltungsbereich des mittleren sowie gehobenen Dienstes.
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Aktuell sind drei Stellen ausgeschrieben. Die Stadt sucht eine Kinderpflegerin, eine Ingenieurin/einen Ingenieur für den Tiefbau und eine Sachbearbeitung für die Bauaufsicht. Gerade erst hat man eine Stelle im Mobilitätsmanagement vergeben können; hier bedurfte es bei der Ausschreibung eines zweiten Anlaufs. Und auch die Besetzung der Büchereileitung hatte schon vor ein paar Jahren länger gedauert.
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Aus Sicht der Stadt fehlt unter anderem der Handlungsspielraum bei der Vergütungsstruktur. Wörtlich heißt es: „Für mehr Konkurrenzfähigkeit ist monetäre Flexibilität in der Vergütungsstruktur in stark umkämpften Branchen notwendig sowie Ausgleichsangebote in Gebieten mit offensichtlichen Standortnachteilen von Kommunen, sprich Steigerung der Arbeitgeberattraktivität mit interessanteren Benefits.“
Hier wirken größere Kommunen als Arbeitgeber offenbar zuweilen attraktiver. Wie es vonseiten der Stadt Moers heißt, hat es der öffentliche Dienst in der Konkurrenz der Arbeitgeber häufig schwerer, weil in der Privatwirtschaft in manchen Branchen, insbesondere im technischen Bereich, höhere Gehälter bezahlt werden.
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„Auch spielt die Konkurrenz unter den Kommunen hier eine Rolle, da die umliegenden Großstädte ein anderes Stellenbewertungsgefüge haben und Stellen mit gleichen Aufgaben höher dotiert ausschreiben können“, sagt auch der Moerser Stadtsprecher Klaus Janczyk. Im Moerser Rathaus sind mit 64 von 1003,5 Stellen in der Kernverwaltung rund sechs Prozent nicht besetzt.
Die Stadtverwaltung Neukirchen-Vluyn spricht auch vom Wunsch größerer interkommunaler Kooperation im Bereich Qualifizierung und Anwerbung von Mitarbeitenden. Zum Thema Ausbildung heißt es: „Die Stadtverwaltung bildet seit jeher sowohl bedarfsgerecht als auch über den Bedarf aus.“ Im Kontext des Demografiemanagements werde es perspektivisch so sein, dass die Anzahl der Ausbildungsplätze erhöht werden muss, um weiterhin den eigenen Bedarf zu decken, heißt es weiter. (mit sz)