Moers/Am Niederrhein. Die Enni-Unternehmensgruppe in Moers möchte den weiblichen Anteil bei den Beschäftigten steigern. Der Chef sieht das als ein strategisches Thema.
Auf den ersten Blick sieht es wenig aus: Laut Enni-Angaben beträgt der Frauenanteil in der Unternehmensgruppe 24 Prozent (Stand Ende 2021). Angesichts des Jobportfolios, das in weiten Teilen technisch-gewerbliche Bereiche abdeckt, mag es gleichwohl nicht überraschen. Und: Der Anteil soll deutlich erhöht werden. „Das ist für mich ein strategisches Thema“, kündigt Enni-Chef Stefan Krämer an.
Hauptziel und damit eine Herausforderung sei, den Frauenanteil gruppenweit mittel- und langfristig auf 50 Prozent zu steigern. Krämer: „Ein dickes Brett für uns.“ Allerdings besteht Handlungsbedarf, da in den kommenden sieben Jahren ein beträchtlicher Anteil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Rentenalter erreicht. Deren Positionen müssen wiederbesetzt werden. Die Zahlen zeigen deutlich, wo es Bedarf gibt. So liegt der Frauenanteil im kaufmännischen Bereich bereits bei 48 Prozent, im gewerblich-technischen – Straßenreinigung, Entsorgung, Grünflächen, etc. – bei nur 13 Prozent.
Das Interesse von Frauen soll geweckt werden
Dana Drüen ist 29 Jahre alt und als Gleichstellungsbeauftragte in der Unternehmensgruppe maßgeblich daran beteiligt, Maßnahmen zu erarbeiten und umzusetzen, die das strategische Ziel im Fokus haben. Für die Enni AöR ist ein so genannter Gleichstellungsplan Pflicht. Die Enni möchte aber mehr und setzt den Maßnahmenkatalog in der kompletten Gruppe um.
Zunächst geht es darum, das Interesse von Frauen für alle Aufgabengebiete zu wecken. Dazu wird die Azubi-Kampagne angepasst, es soll künftig mit „echten Gesichtern“ geworben werden, im Zentrum stehen Mitarbeiterinnen, die Vorzüge ihres Jobs darlegen. In angepassten Stellenausschreibungen soll deutlich werden, in welcher Weise die einzelnen Abteilungen auf weibliche Belange eingehen. Und wenn es schlicht darum geht, dass Frauen im Grünflächenbereich jetzt Damenbetriebskleidung bekommen.
Gerade ist der Eltern-Kind-Raum eingerichtet worden, in dem neben einem ausgestatteten Büro-Arbeitsplatz auch ein kleiner Kinderschreibtisch, eine Spielecke und ein Gitterbett zu finden sind. Es kann ja immer mal vorkommen, dass eine Betreuung für das Kind für einen Tag oder mehr platzt. Dann können Mama oder Papa diesen Raum nutzen. Die Fenster sind mit Milchglas versehen. „Damit die Frau Privatsphäre hat, wenn sie noch stillen sollte“, erklärt Dana Drüen.
Enni freut sich über gute Leute
Aber auch bei der Jobstruktur selbst soll angepasst werden. Stellen, bei denen es möglich ist, sollen als 80-Prozent-Stellen ausgeschrieben werden. Bei den Führungspositionen denkt Dana Drüen darüber nach, die Aufgabe auf zwei Köpfe zu verteilen; so können 50-Prozent-Mitarbeiterinnen gemeinsam eine Leitungsposition einnehmen. Gerade das nennt Enni-Chef Stefan Krämer „einen spannenden Prozess“.
Vieles hat mit einem Umdenken zu tun. „Es tut der Kultur bei der Enni gut, wenn wir mehr Frauen beschäftigen“, sagt Stefan Krämer. Dana Drüen hat ein ganzes Bündel an Ideen dargelegt. „Aber irgendwo muss man ja anfangen“, sagt sie. Für den Moment freut sich Krämer, dass aktuell offene Stellen gut besetzt worden sind: „Wir haben gute Leute bekommen.“ Perspektivisch wird weiter am Gleichstellungsplan gearbeitet.
>> Zahlen <<
Insgesamt sind bei der Enni Stadt & Service Niederrhein AöR 282 Menschen beschäftigt, bei der Energie & Umwelt Niederrhein GmbH 226 und bei der Sport & Bäder Niederrhein GmbH 35.
Der Frauenanteil liegt bei 24 Prozent, in Teilzeit arbeiten 47 Prozent der Frauen, in Vollzeit arbeiten 53 Prozent. Der Anteil der Mitarbeit liegt bei 76 Prozent, in Teilzeit arbeiten 5 Prozent, in Vollzeit demnach 95.
2022 sind in der Enni-Unternehmensgruppe sieben Männer in Elternzeit, teilt Enni mit.