Kamp-Lintfort. Ein klassisches Quartett aus Essen begeistert in Kamp-Lintfort nicht nur durch atemberaubend schöne Musik. Der Krieg spielt auch eine Rolle.

Ein musikalisches Feuerwerk konnte man am Samstagabend beim Silvesterkonzert der Kamper Konzertreihe in Kamp-Lintfort erleben. „Für unser Silvesterkonzert haben wir 160 Karten verkauft“, freute sich Jeanette von der Leyen, die Organisatorin der Kamper Konzerte.

„Ohne unsere Unterstützer, die Sparkasse Duisburg und die Stadt Kamp-Lintfort wäre die Durchführung nicht möglich“, sagte von der Leyen. Früher waren die Kamper Konzerte in Kamp im Rokokosaal des Kloster Kamps zu Gast, aber: „Durch die Corona-Pandemie und Abstandsregeln fanden wir im einstigen Pferdestall des Schirrhofs einen Spielort mit viel Platz und ebenso guter Akustik.“

Bereits im vergangenen August stand fest, die Kamper Konzerte erneut im Schirrhof durchzuführen. Bis zuletzt wusste das Publikum nicht, was sie erwartet – ein echtes Überraschungskonzert eben. Dann wurde das Geheimnis von von der Leyen gelüftet: „Die Wahl fiel aufs Quartett ‚Les Essences‘ aus Essen. Die Musiker stammen aus verschiedenen Ländern und sprechen eine Sprache, nämlich die Musik“, erklärte von der Leyen.

„Les Essences“ ist ein internationales Kammerorchester, das sich aus Mitgliedern hochkarätiger Kammermusikensembles und Musikern der Orchesterlandschaft NRW entwickelt hat. Kritisch, mutig und die Essenz herausarbeitend möchten „Les Essences“ an die traditionsbewusste Aufführungspraxis aller Epochen anknüpfen. Wie hervorragend das gelingt, zeigten sie an Silvester.

Volles Haus im Schirrhof: „Les Essences“ spielten vor 160 Gästen.
Volles Haus im Schirrhof: „Les Essences“ spielten vor 160 Gästen. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Die vier Musiker Önder Baloglu (Violine), Ioannis Petrakis (Violine), Mikalai Charnukha (Viola) und Diego Hernandez Suarez (Violoncello) nahmen an den Notenständern Platz. Schon mit dem ersten Stück begeisterten sie das Publikum. Schuberts Overtüre in C-Moll erklang auf atemberaubend dramatische Weise.

„Sie merken, es wird ernst, aber auch schön, denn ein turbulentes Jahr endet“, sagte Violinist Baloglu, der gebürtig aus der Türkei stammt und noch während seines Studiums an der Folkwang Universität der Künste Konzertmeister der Duisburger Philharmoniker wurde. Baloglu lehrt an der Folkwang-Universität und am königlichen Konservatorium Den Haag und konzertiert auf einer Violine aus Nepal von 1850.

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Eindrucksvoll musische Dialoge der Instrumente ergaben sich, weil die Musiker ohne Dirigent spielten, teils solo, dann synchron eine klangliche Einheit bildend. Zum Takt wippten die Musiker mit, so auch bei Puccinis „Crisantemi“, das der Komponist 1890 für seinen verstorbenen Freund und einstigen spanischen König Herzog Amadeus von Savoyen komponierte.

„Damit wollen wir der Kriegsopfer gedenken“, sagte Baloglu. Sodann ließ das Quartett Mozarts optimistisches „Divertimento“ in D-Dur erklingen, gefolgt von lyrischen Kompositionen à la Fritz Keislers „Liebeslied“, Schumanns „Träumerei“ und final Johann Strauß’ weltbekanntes „An der schönen blauen Donau“ und die „Frühlingsstimmen“ – ein perfekter melodischer und vielumjubelter Übergang ins Jahr 2023.

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