Moers. Drei Familien aus der Ukraine kommen in der italienischen Mission in Moers unter. Ein Apotheker schreibt ein Buch. Eine Pastorin ist im TV.
Putins Krieg in der Ukraine hinterlässt seine Spuren überall. Die Menschen in der Ukraine fliehen vor der russischen Invasion, vor den Bomben und der Gewalt. Einige kommen nach Moers – und werden mit offenen Armen empfangen. So wie die drei Familien, die im Frühjahr in der italienischen Mission unterkommen.
Ihre Handys hatten Oksana, Karyna Katheryna, Vitaliy und Alesya immer dabei: Sie lasen Nachrichten über den Krieg in ihrer Heimat, halten Kontakt zu Angehörigen, die in der Ukraine geblieben sind, und verständigten sich mit Übersetzungsapps. Denn in ihrer Unterkunft treffen die italienische, deutsche, zum Teil englische und eben ukrainische Sprache aufeinander.
Im März kommen die Familien in das Pfarramt der katholischen italienischen Mission am Niederrhein an der Bonifatiusstraße in Asberg. Priester Don León Velez Granada stellte die obere Etage mit vier Zimmern, Bad und Küche zur Verfügung. „Wir wollten in dieser Ausnahmesituation einfach helfen“, sagte Italiener und Gemeindemitglied Bachisio Fois, der gemeinsam mit Don León Velez Granada die Initiative ergriff und die möblierte Wohnung zur Verfügung stellte. Die Ukrainer in der italienischen Gemeine aufzunehmen, sei selbstverständlich und keine Frage des Glaubens, sagte Fois der NRZ.
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Das Zusammenleben auf den 100 Quadratmetern funktionierte gut. Die unterschiedlichen Kulturen. die dort aufeinander trafen, waren für niemanden ein Problem.
Hinter den Flüchtlingen lag damals eine mehrtägige Flucht aus Luhansk, Charkiw und Kiew. Mit zwei Autos machten sie sich auf den Weg nach Polen. 2500 Kilometer legten sie insgesamt zurück. Vitaliy erzählte von zuvor sechs furchtbaren Tagen, an denen seine Frau Katheryna und die drei kleinen Kinder im Keller des Wohnhauses ausharrten, um sich vor den Angriffen der russischen Soldaten zu schützen. „Ich habe noch versucht, den Verletzten auf den Straßen zu helfen“, sagte der Familienvater.
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In diesen sechs Tagen beschloss das Paar mit den Kindern zu fliehen. Der Ukrainerin Alesya blieb noch weniger Zeit. „Nachdem ich die Bomben über mir gesehen habe, habe ich innerhalb von 15 Minuten die nötigsten Sachen zusammengepackt. Es gab keinen anderen Ausweg“, erklärte sie. Sie seien dankbar für die Hilfe, betonten die Geflüchteten immer wieder, als Volontärin Jasmin Ohneszeit sie im April besucht.
Auch Moers gefalle ihnen, doch die Familien wollten eigentlich zurück in die Ukraine, zurück in ihre Heimat. „Wir wissen aber nicht wohin. Die Bombardierungen in Charkiw hören nicht auf“, sagte Alesya damals traurig. Ihr Haus war schon damals vollkommen zerstört worden.
>> Das Corona-Buch aus Moers <<
Corona? Na klar: Mindestens im ersten Vierteljahr spielt die Pandemie und das fiese Virus noch eine große Rolle – auch in Moers. Während viele immer noch auf die Infektionszahlen schauen, hat einer schon eine Zwischenbilanz gezogen.
Apotheker Dr. Simon Krivec hat in der Corona-Pandemie viel erlebt. Seine Erfahrungen hat er – zusammen mit dem Journalisten Ralf Meutgens – zu Papier gebracht. „Das Corona-Chaos. Ein Apotheker packt aus“, schildert aus Sicht von Simon Krivec auf 240 Seiten die Zeit vom 31. Dezember 2019 bis zum 31. Dezember 2021, also von der ersten Meldung über Erkrankungen in Wuhan bis zum Beginn den Kinderimpfungen in Deutschland. Es erschien im April.
Krivecs Buch beschäftigt sich auch mit den Geschehnissen aus der Region. Die allerdings dürften beispielhaft für viele andere Orte in Deutschland gestanden haben, wie der Moerser Apotheker damals sagte: „Viele Menschen, darunter sicher auch viele Kolleginnen und Kollegen, werden sich an der einen oder anderen Stelle im Buch wiederfinden.“ Seine Botschaft: „In der Pandemie ist der Wert der Apotheke vor Ort klar geworden.“
Das Buch wird beim NRZ-Treff im Leserladen am Königlichen Hof in Moers vorgestellt, Landrat Ingo Brohl bezieht Stellung zu den Themen, die die Pandemie im Kreis Wesel betreffen. (alf)
>> Anke Prumbaum spricht das Wort zum Sonntag <<
Die Moerser Pfarrerin Anke Prumbaum spricht im Januar zum ersten Mal das Wort zum Sonntag. Der ARD-Dauerbrenner am späten Samstagabend wird regelmäßig von mehr als 1,3 Millionen Menschen gesehen.
Die können sich ab Januar wiederholt davon überzeugen, welche Gedanken die Krankenhausseelsorgerin aus Moers zu Glaubensfragen hat. Ihre Einstellung, die sie auch im Bethanien-Krankenhaus praktiziert: „Ich gehe zu jedem und jeder hin, egal ob er oder sie evangelisch, katholisch, aus der Kirche ausgetreten oder muslimisch ist.“ Predigt und Seelsorge liegen für sie eng beieinander: Weil es darum gehe, den Menschen etwas mit auf den Weg zu geben, „das mit Trost und Stärkung zu tun hat“.
Anke Prumbaum, Mutter von zwei Söhnen und einer Tochter, wird als einzige Vertreterin der rheinischen Kirche für die kommenden zwei Jahre zum Kreis der Sprecherinnen und Sprecher für das Wort zum Sonntag gehören.