Moers. 48 Geschichtsstationen informieren die Bürgerschaft an mehreren Standorten über die Moerser Geschichte. Was man an der neuen lernen kann.

48 Geschichtsstationen informieren die Bürgerschaft an mehreren Standorten über die lokale Geschichte. Mehrere erinnern an die Gräueltaten während des Zweiten Weltkrieges. Sechs Millionen jüdische Menschen wurden in der NS-Zeit getötet. Auf Initiative des Vereins „Erinnern für die Zukunft“, der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und des Grafschafter Museums- und Geschichtsvereins wurde am Samstag eine neue Geschichtsstation eingeweiht, die dazu beitragen soll, aus der Vergangenheit zu lernen.

Am Gedenkakt in der Aula des Gymnasiums Adolfinum nahmen unter anderem Schülerinnen und Schüler teil, die beim jährlichen Auschwitzprojekt des Adolfinums mitmachten. Ältere Schüler handeln als Tutoren für Zehntklässler und realisieren Exkursionen ins einstige Konzentrationslager Auschwitz. „Heute gedenken wir der jüdischen Menschen, die die Nazis 1941 und 1942 aus Moers ins lettische Riga und tschechische Theresienstadt deportierten“, sagte Daniel Schirra, Englisch- und Geschichtslehrer und Vorstandsmitglied der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit.

„Am 10. Dezember 1941 fand die erste Deportation aus Moers statt. Dazu versammelten sich 85 mehrheitlich ältere Juden an der Haltestelle Steinschen der Krefelder Straßenbahn“, erklärte Annedore Kremers, Vorstandsmitglied der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit. „Sie hielten die Deportation für eine Fahrt in ein schönes Altersheim und unterschrieben Heimeinkaufverträge, für die sie ihr Vermögen abtraten.“ Rund 155.000 Juden aus Böhmen und Mähren sowie weiteren Ländern lebten zwischen 1942 und 1945 im Ghetto und KZ Theresienstadt: „Es wurde als Vorzeigeghetto für Propagandafilme missbraucht. Renommierte jüdische Künstler traten auf und wurden anschließend ermordet.“

Die Hälfte der Menschen aus dem Moerser Transport sei innerhalb von drei Monaten verstorben. „Tot sind jene, an die sich niemand mehr erinnert“, zitierte die stellvertretende Bürgermeisterin Claudia van Dyck ein jüdisches Sprichwort. Um die Erinnerung zu wahren, lasen Schauspieler des Schlosstheaters aus Dokumenten einer Jüdin und eines Nazi-Hauptmannes vor – die um vier Uhr morgens unweit der damaligen Adolf-Hitler-Straße und heutigen Neustraße standen; die Gewalt wurden mit jeder verlesenen Zeile deutlich.

Anschließend ging es an die Ecke Neustraße/ Krefelder Straße, an der die Deportation geschah und wo die bebilderte und textversehene Geschichtsstation, informativ gestaltet von Lutz Hartmann und Hans-Helmut Eickschen, nun steht. Hier verlasen Schüler des Adolfinums Namen der Deportierten. „Wer die Geschichtsstation betrachtet, kann reflektieren“, sagte Peter Boschheidgen, Vorsitzender des Museums- und Geschichtsvereins, „sich fragen, wie man selbst gehandelt hätte“ – damit geschehenes Unrecht nie wieder passiert und Moers Gemeinschaft und Dialog lebt.