Moers/Kamp-Lintfort. Pandemie und Krieg belasten die Psyche der Menschen. Zum Weltkindertag hat die NRZ gefragt: Wie geht es den ganz Kleinen in Moers und Umgebung?
Klimawandel, Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg und jetzt noch die Inflation: Die Krisen in der Welt reißen derzeit nicht ab und belasten die Psyche der Menschen stark. Anlässlich des Kindertages, der immer am 20. September auf der ganzen Welt gefeiert wird, haben wir nachgefragt: Wie geht es den Kindern in Moers und Umgebung derzeit und wie viel bekommen Kinder von den Krisen der Welt eigentlich mit?
„Kinder sind derzeit sehr belastet“, sagt Lydia Kiriakidou vom Kamp-Lintforter Amt für Schule, Jugend und Sport. Es gebe bei vielen Kindern immer noch immense Defizite, die während der Pandemie entstanden sind. Diese würden sich zwar immer noch beheben lassen können, doch das könne teilweise Jahre dauern.
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Erhebliche Schwierigkeiten gebe es vor allem bei den Allerjüngsten, bestätigt auch Bettina Speier vom Fachbereich Jugend und soziale Dienste der Stadt Moers. „Ungewöhnlich lange“ dauere die Kita-Eingewöhnungszeit, bei vielen seien ein „starker Medienkonsum“, „erhebliche Entwicklungsauffälligkeiten“ und „Schwierigkeiten im sozialen Miteinander“ wegen fehlender Kontakte zu anderen Kindern zu beobachten.
Kinder aus Moers und Kamp-Lintfort setzen sich auch mit dem Thema Krieg auseinander
Hinzu kämen nun Ängste, die durch Fernsehbilder des Ukraine-Krieges entstehen würden. „Eine Kitaleitung hat mir erzählt, dass eine Vierjährige sie auf den Krieg angesprochen habe. Kinder verstehen total viel. Das, was vor anderthalb Jahren Corona war, ist jetzt die Ukraine“, meint Kiriakidou. Vor allem ältere Kita- und Schulkinder hätten sich am Anfang des Krieges stark mit dem Thema auseinandergesetzt. In Schulen und Kindergärten seien viele Bilder dazu gemalt worden, berichtet Speier.
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Dadurch, dass viele geflüchtete ukrainische Kinder mittlerweile auch im Umfeld der Moerser und Kamp-Lintforter Kinder leben, sei die Auseinandersetzung für einige jedoch auch zum Alltag geworden. „Das gute bei Kindern ist, dass sie sich schnell davon ablenken lassen“, meint Kiriakidou und Speier ergänzt: „Grundsätzlich gilt, dass Kinder in Belastungssituationen, sichere Erwachsene benötigen, die ihnen die Situation verständlich und begreifbar machen, dann haben Kinder eher einen sehr pragmatischen Umgang damit.“
Gestiegene Preise belasten Familien und Kinder in Moers und Kamp-Lintfort
Doch auch Eltern sind gerade durch gestiegene Preise in allen Lebensbereichen extrem belastet. „Wir glauben, dass es so richtig erst um die Weihnachtszeit bei den Familien aufploppen wird, und dass dann auch viele mittelständische Familien nicht mehr das Geld haben wie sonst, um Geschenke zu kaufen oder öfter mal essen zu gehen“, schätzt Kiriakidou. Sie könne sich vorstellen, dass sich dann auch das Klientel derer, die bei der Stadt um Unterstützung bitten, ändern wird.
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Was das mit den Kindern macht? „Sie sind sehr feinfühlig. Wenn Eltern verzweifelt sind, weil sie Nebenkosten nicht mehr zahlen können oder sogar in eine kleinere Wohnung ziehen und einen Nebenjob annehmen müssen, dann spüren das natürlich auch Kinder.“
Gleiches bestätigt auch Michael Paßon, Geschäftsführer des ehrenamtlichen Vereins „Klartext für Kinder“ aus Moers: „Wir werden viele Familien unterstützen müssen, die Klartext sonst nicht gebraucht hätten.“ Er rechne in Zukunft mit einer Antragsflut. Zwar fühle er sich mit seinem 130-köpfigen Team aus aktiven Ehrenamtlern für die kommende Zeit gewappnet, er blicke dennoch mit Sorge auf die bevorstehenden Monate: „Aber wir müssen das hinkriegen und wir werden das hinkriegen.“
>>> INFO
Am heutigen Dienstag, 20. September, wird die gesamte Schüler- und Lehrerschaft der Grundschule Uhrschule in Moers-Meerbeck auf dem Gelände des Spielhauses an der Römerstraße ein großes Spiel- und Sportfest anlässlich des internationalen Weltkindertages feiern.
Dies wird eine Kooperationsveranstaltung sein, an der sich neben der Uhrschule der Pädagogik-Leistungskurs der Geschwister –Scholl – Gesamtschule, die Offene Einrichtung für Kinder des Jugendamtes der Stadt Moers und der SCI:Moers als Organisator beteiligen.
Möglich wird diese Veranstaltung durch Landesmittel aus dem Programm „Aufholen nach Corona“ des Schulministeriums NRW und dem Preisgeld, das der SCI:Moers für sein besonderes Engagement zum Kinderschutz von der bundesweiten Hänsel-und-Gretel-Stiftung erhalten hat. Der Lions-Club Moers sponsert darüber hinaus dieses große Fest für Kinder mit dem Besuch eines Eiswagens.