Kamp-Lintfort. Heike Schoenfeld aus Kamp-Lintfort engagiert sich bei den Igelfreunden und päppelt schwache Tiere auf. Und sie hasst Mähroboter.

Beim Thema Igel gibt es für Heike Schönfeld kein Halten. Da erzählt sie ohne Punkt und Komma. Die kleinen Stacheltierchen mit den Knopfaugen liegen ihr einfach am Herzen. Sieben davon hegt und pflegt sie in ihrem Garten, passt auf, dass sie gesund sind, genug zu fressen haben und gut über den Winter kommen. Denen geht’s gut, denn in Heike Schoenfelds Garten darf es auch eine Ecke mit Laub oder Totholz geben. Und sie hat keinen Mähroboter.

Bei dem Stichwort geht ihr gleich der Hut hoch: „Wer keine Zeit hat zum Rasenmähen, soll doch eine Blumenwiese säen.“ Denn die Mähroboter oder Trimmer scheren nicht nur den Rasen, sondern auch Igel. Und just im Moment geht wieder ein Anruf einer besorgten Bürgerin ein, die einen verletzten Igel gefunden hat. Heike Schoenfeld hat sich den Igelfreunden Ruhrgebiet angeschlossen und ist Ansprechpartnerin. Sie macht der Finderin klar, dass es jetzt schnell gehen muss. Denn binnen Stunden sitzen sonst die Fliegen in der Wunde, Maden breiten sich aus und fressen das Tier bei lebendigem Leibe, wie sie erklärt.

Der muss noch tüchtig wachsen.
Der muss noch tüchtig wachsen. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Heike Schoenfeld weiß nicht nur Rat, sie päppelt in ihrem Keller mit Tageslicht auch geschwächte Igel auf. Das Problem: Igel finden nicht mehr genügend und schon gar nicht das richtige Futter. Schottergärten und Insektensterben machen es den Stacheltieren schwer. „Ein gesunder Igel von 1000 Gramm müsste täglich 300 Kalorien zu sich nehmen. Das macht 300 Gramm Naturfutter“, rechnet die Expertin vor. Wichtig seien vor allem Käfer. Die halten mit dem Panzer das Gebiss des Igels in Ordnung. Vor allem aber hätten sie ein Gift im Körper, das verhindert, dass Nacktschnecken Lungenwürmer übertragen. „Wenn ein Igel 40 Käfer findet, dann kann er auch fünf Nacktschnecken vertragen“, sagt die Kamp-Lintforterin. Anders herum ist schlecht, kommt aber heutzutage leider oft vor.

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Im Keller liegt Elli – alle Igel bekommen bei Heike Schoenfeld einen Namen – auf einem Wärmebettchen. 525 Gramm leicht ist sie, zu wenig für ein ausgewachsenes Tier. An ihr kann die Expertin erklären, was ein „Hungerknick“ ist: „Ein ausgewachsener Igel muss rund und schwer wie eine Pampelmuse sein. Wenn er aussieht wie eine Gurke und im Nacken diesen Knick hat, dann ist das ein Notfall.“ Und der kommt zu ihr zum Päppeln. Dazu gehört auch die Befreiung von Parasiten. Keine appetitliche Angelegenheit, aber das hält die Igel-Freundin aus. Nebenan in den Kisten liegen zwei Youngster in ihren handgenähten Schlafhöhlen. Drei ihrer Geschwister konnten schon ausgewildert werden. Diese beiden müssen noch zunehmen, bevor es in die Freiheit gehen kann. 450 bis 500 Gramm sollten es für den Nachwuchs schon sein.

Ausruhen und zunehmen: In so einer Höhle und mit Wärmematte geht das gut.
Ausruhen und zunehmen: In so einer Höhle und mit Wärmematte geht das gut. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Denn der Herbst steht bevor und damit noch weniger Nahrungsangebot für Igel-Appetit. Ja, es sind Wildtiere, aber trotzdem wünschte sich Heike Schoenfeld, dass es mehr Menschen gäbe, die in ihrem Garten zufüttern. Und zwar mit dem Richtigen: „Milch bringt Igel um.“ Auch von dem angebotenen fertigen Igelfutter hält sie nicht viel, weil manche Obst oder Getreide enthalten. „Igel sind Insektenfresser.“ Sie rät notfallmäßig zu nicht ganz durchgebratenen Rührei. Am besten aber zu getreidefreiem Katzenfutter. Das sei obendrein billiger.

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Wer weder Ratten noch Nachbars Katzen fett machen will, sollte ein Futterhäuschen bauen. Und auch im Winter füttern, denn manche Igel machen nur ein kurzes Nickerchen. „Bauanleitungen für Futter- oder auch Schlafhäuser gebe ich gerne weiter.“ Eine Wasserschale sollte in jedem Garten stehen, findet sie.

Warum ihr die Spitznasen so am Herzen liegen? „Die stehen bald auf der roten Liste“, empört sich die Kamp-Lintforterin, „Igel gibt es seit 15 Millionen Jahren und wir rotten die aus.“

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Mehr Infos unter www.igelfreunde-ruhrgebiet.de. Wer einen schwachen oder verletzten Igel findet, wird beraten unter 0208/ 75 66 87 oder unter info@igelfreunde-ruhrgebiet.de.