An Rhein und Ruhr. Igelschützer an Rhein und Ruhr berichten von Schnitten an Stacheln, Füßen, Nasen. Sie raten, Rasenroboter nicht nachts laufen lassen

Eigentlich soll es die Arbeit erleichtern: Mähroboter erledigen den Rasenschnitt ganz automatisch. Doch die Alltagshelfer sorgen bei Igeln, aber auch bei Echsen oder Nattern für übelste Verletzungen. Oft verenden die Tiere qualvoll. Von ausgerissenen Stachel, aufgeschnittenen Seiten, abgeschnittene Füßchen oder Nasen berichten Igelschützer an Rhein und Ruhr. Für die Igel-Babys, die jetzt zur Welt kommen, ist es besonders gefährlich.

Allein die Igel-Auffangstation in Dortmund hat seit Mitte Januar 255 Tiere aufgenommen, von denen 162 verstorben sind. Von diesen 162 verstorbenen Tierchen seien 69 eindeutig durch Gartengeräte wie elektrische Rasentrimmer, Kantenschneider oder Mähroboter verletzt worden, sagt Inge Suer von der Igelhilfe auf Anfrage der Redaktion. Sie ärgert das immens. „Immer mehr Menschen machen keine Handarbeit mehr“, kritisiert sie. Elektrische Rasentrimmer oder Kantenschneider, die tief auf dem Boden ansetzen, sind eine echte Gefahr für Igel.

Igel flüchten nicht, sondern kugeln sich ein

Igel sind keine Fluchttiere, sie kugeln sich an Ort und Stelle ein und sind so leichte Opfer. Uta Snyders-Richard von der Igelhilfe Meerbusch vermutet, dass die Zahl der verletzten Tiere, die sich im Vergleich zum Vorjahr nahezu verdoppelt habe, auch deswegen steigt, weil Discounter nun ebenfalls die Mähroboter zum günstigen Preis anbieten.

Auch in Voerde versorgt Igelschützerin Ines Hassmann „leicht skalpierte“ Igel. Sie kann allerdings nur vermuten, dass ein Mähroboter ursächlich dafür ist. Auch in der Tierarztpraxis in Voerde ist kürzlich ein solch verletztes Tier behandelt worden, wie eine Anfrage ergab.

Die Gefahr für die Tiere nimmt zu, bestätigt neben Inge Suer auch Birgit Königs vom Naturschutzbund NRW, weil auch die Zahl der verkauften Mähroboter zunimmt.


2018 kam es bei den Mährobotern europaweit zu einem Wachstum von 35 Prozent im Vergleich zu 2017, gibt der Industrieverband Garten auf Anfrage der Redaktion bekannt. „Tendenz: anhaltend“, schildert Verbandssprecher Stefan Pohl. 2019 waren vor allem Heckenscheren, Rasentrimmer, Laubsauger und Rasenmäher gefragt. „Grundsätzlich legten aber alle Akkuprodukte bis zu 30 Prozent zu. Der Mähroboter ist dabei weiterhin das boomende Produkt unter den Gartengeräten“, so Pohl weiter. Verkaufszahlen für das aktuelle Jahr lägen noch nicht vor.

Mähroboter mähen den Rasen oft nachts

Oftmals fahren die Mähroboter nachts und in der Dämmerung über die Wiesen. Über die Gründe kann Uta Snyders-Richard nur spekulieren: Vielleicht stört es nachts die Gartenbesitzer weniger, vielleicht soll der Rasen nicht in der prallen Sonne gemäht werden, vielleicht soll tagsüber aber auch niemand gefährdet werden. Denn: Die Messer der Geräte kennen kein Pardon. Ein Test von Stiftung Warentest deckte auf, dass zwei Modelle krabbelnde Kinderfüße nicht ausreichend erkannten. Kein Wunder, dass Igel erst recht nicht erkannt werden. „Für die Tiere ist das einfach grausam“, sagt Birgit Königs vom Nabu zur NRZ. Der Naturschutzbund rät daher, die Mähroboter keinesfalls nachts und auch nicht unbeaufsichtigt laufen zu lassen.

Igelbabys kommen jetzt zur Welt

Vor allem jetzt im August kommen die oft nur clementinengroßen Igelbabys zur Welt. Sie sind besonders gefährdet – auch von Laubsaugern. „Sie werden oftmals einfach mit weggesaugt und geschreddert“, sagt Inge Suer. Sie appelliert an die Gartenbesitzer, nicht ganz nah am Boden zu arbeiten und Unkraut auch mal unter der Hecke stehen zu lassen. Dasselbe gilt fürs Laub. Es kann zusammengekehrt werden, dann aber unter Sträucher und Hecken gepfercht werden. Das würde Igel schützen.

Sind die arg verletzten Tiere bei ihr, kann sie nur diejenigen retten, die frische und oberflächliche Verletzungen haben. Bei der aktuellen Hitze kann es ganz schnell gehen, dass Igel von Fliegen befallen werden und Maden sie dann von innen auffressen.

Ein langsamer und qualvoller Tod.