Kamp-Lintfort.

Die Stadt Kamp-Lintfort bietet ab heute sechs Grundstücke im Stadtgebiet zum Kauf an. Und zwar an die Meistbietenden. Das ist ein Novum. Bisher galt meist das „Windhundprinzip“: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Die Grundstücke sind zwischen 670 und 1300 Quadratmeter groß. Sie befinden sich am Zeisigweg, an der Ahornstraße, Lange Straße, Dorfstraße, Cambraistraße und Vinnstraße.

Dies sind alles Flächen, auf denen bis dahin Spielplätze zu finden waren. Schon 2019 hatte die Politik im Rahmen des Spiel- und Bewegungsraumkonzepts diese Flächen umzunutzen. Auch eine Bürgerbefragung hatte ergeben, dass man lieber auf wenige, aber hochwertige Spielplätze setzen solle, statt auf viele kleine, weniger attraktive. Im Sommer vergangenen Jahres flammte die Diskussion noch einmal auf, als klar wurde, dass an den „abgängigen“ Flächen Häuser gebaut werden sollen.

Warum einen Spielplatz wie hier an der Ringstraße erhalten, wenn der neue Spielplatz am Kalisto direkt gegenüber liegt? Die Stadt Kamp-Lintfort bietet das alte Spielplatzgrundstück nun als Bauland an. Foto: Ulla Michels / FUNKE Foto Services
Warum einen Spielplatz wie hier an der Ringstraße erhalten, wenn der neue Spielplatz am Kalisto direkt gegenüber liegt? Die Stadt Kamp-Lintfort bietet das alte Spielplatzgrundstück nun als Bauland an. Foto: Ulla Michels / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | Ulla Michels

Bürgermeister Christoph Landscheidt nennt das Bieter-Verfahren ein „Pilotprojekt“. Die Nachfrage nach Baugrund sei ungebrochen: „Wir hatten zuletzt Listen mit dreifacher Überzeichnung.“ Und es sei höchst problematisch, wie Grundstücke zuzuteilen seien. Bei diesen unzusammenhängenden Flächen biete sich das Verfahren an. Auch haben die Grundstücke Größen, „die wir sonst nicht anbieten“, so Landscheidt.

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Fünf der sechs Flächen sind nur zur Eigennutzung vorgesehen. Heißt: Wer den Zuschlag erhält, muss dort auch bauen. Nicht zwingend allein, es könnten Baugemeinschaften für mögliche Doppelhäuser bieten. Aber der Neubau muss binnen zwei Jahren stehen. „Wir wollten keine Spekulanten anziehen“, erklärt Sandra Ventzke vom Amt für Wirtschaftsförderung die Vorgaben. Der Häuslebauer verpflichtet sich darüber hinaus, mindestens fünf Jahre dort zu wohnen.

Bauträger sind nur an der Vinnstraße zugelassen. Das wiederum hat mit dem sehr speziellen Zuschnitt des Grundstücks zu tun, auf dem womöglich eine Reihenhausbebauung in Frage kommt.

Auch hier am Zeisigweg sollen bald Wohnhäuser stehen.
Auch hier am Zeisigweg sollen bald Wohnhäuser stehen. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Überhaupt sollten sich Interessenten zunächst genau mit den von ihnen favorisierten Flächen auseinandersetzen. Denn bei einigen gebe es Besonderheiten zu berücksichtigen. Manche benötigen einen Schallschutz, andere müssen erst noch erschlossen oder Zufahrten geregelt werden. In der Regel soll eingeschossig gebaut werden. Im Falle der Vinnstraße komme auch noch die Gestaltungssatzung der Altsiedlung dazu. Bis zum 10. Oktober ist Zeit, dann läuft das Bieterverfahren aus.

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Wie das Verfahren genau abläuft, soll ab heute auf der Homepage der Stadt Kamp-Lintfort nachzulesen sein. Dort sind auch die notwendigen Formulare und Informationen zu finden. Aufgerufen werden Mindestgebote von 250 bis 300 Euro pro Quadratmeter zuzüglich Baunebenkosten. „Damit bewegen wir uns im unteren Drittel“, stellt Landscheidt fest. Dennoch räumt er ein, dass die sechs Flächen wohl kaum etwas für den schmalen Geldbeutel seien – vor allem in Zeiten der Inflation und hoher Energiekosten. „Wir planen so große Grundstücke schon gar nicht mehr.“

Gleichwohl: Wenn schon ein Angebot knapp über dem Mindestpreis für den Zuschlag reiche, dann sei das insgesamt günstig, findet der Bürgermeister. Die bis zum 10. Oktober eingehenden Angebote bleiben bis dahin verschlossen und werden dann unter Zeugen geöffnet.

https://www.kamp-lintfort.de/de/inhalt/staedtische-baugrundstücke/

Für Familien günstiger

Eine Kaufpreisermäßigung gewährt die Stadt Kamp-Lintfort auch bei diesen Grundstücken jungen Familien. Durch diese Ermäßigung können Familien mit minderjährigen Kindern einen Nachlass auf den Grundstückspreis von 10 bis maximal 30 Euro pro Quadratmeter pro Kind erhalten. Voraussetzung ist dabei, dass die Kinder im Haushalt der Familie leben und die Erziehungsberechtigten in einer ehelichen oder eheähnlichen Wohn- und Lebensgemeinschaft leben.

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Die Stadt Kamp-Lintfort wirbt um den Zuzug junger Familien. Auch deshalb ist dort seit 2015 der Kita-Besuch für über 3-Jährige kostenfrei.