Moers. Fachkräftemangel, unbezahlte Überstunden der Erzieher: Kita-Eltern klagen über Missstände in den Einrichtungen. Das sagt die Stadt Moers.

Daniela Laudone ist wütend. Die Mutter zweier Kita-Kinder im Alter von drei und fünf Jahren steht vor dem Rathaus in Moers. Gemeinsam mit fünf weiteren Elternteilen aus verschiedenen städtischen Kindertageseinrichtungen möchte sie das Jugendamt der Stadt mit den, ihrer Meinung nach, zahlreichen Missständen in den Moerser Kitas konfrontieren. Zeitverträge mit geringem Lohn, keine bezahlten Überstunden, Personalmangel und daraus resultierend: eigenständig organisierte Notbetreuungen durch die Eltern und kaum Zeit für frühkindliche Bildung. Dies sind nur einige der insgesamt elf Kritikpunkte, die die Mutter in einem Leserbrief an diese Redaktion formuliert hat. „Ich gebe meine Kinder jeden Morgen mit Bauchschmerzen in der Kita ab. Sie weinen, wollen nicht dorthin. Dabei sollte die Kindergartenzeit doch in schöner Erinnerung sein“, sagt sie im Gespräch.

Ein Gefühl von großer Erleichterung empfinde sie, wenn ihre ältere Tochter in diesem Sommer in die Schule kommt und die Kindergartenzeit für sie vorbei ist. Den Abschluss hätten die Eltern selbst organisiert und bezahlt. Kein Geld sei da, um so etwas zu finanzieren. „Die Erzieher pfeifen aus dem letzten Loch. Sie schaffen es nicht mal die Bildungsdokumentation für unsere Kinder zu führen. Das letzte Bild in der Mappe meiner Tochter ist von vor zwei Jahren“, klagt Laudone. Dabei sei die Motivation der Fachkräfte in den Einrichtungen da. „Die Erzieher wollen mehr arbeiten, für die Kinder, dürfen aber nicht“, sagt sie und spielt damit auf Ausflüge oder die Übernachtung der Vorschulkinder an, die ausgefallen seien.

Gespräch mit der Stadt Moers: „Es ging in die richtige Richtung“

Viel von der Erziehungsarbeit, die die Fachkräfte in der Einrichtung nicht leisten könnten, habe sie selbst zu Hause übernommen. „Wir haben viel gebastelt und vorgelesen“, berichtet sie. Deshalb habe sie auch das Gefühl, ihre Tochter sei auf die Schulzeit gut vorbereitet. Kinder, die jedoch weniger von ihren Eltern zu Hause gefördert würden, könnten leicht auf der Strecke bleiben. „Unzählige Hilferufe der Eltern, Unterschriftensammlungen und Aufmärsche beim Jugendamt, ständige Anrufe bei den Verantwortlichen wurden schon ignoriert“, zählt sie auf. Am Freitag haben sie es erneut versucht und ein Gespräch mit der zuständigen Mitarbeiterin des Jugendamts geführt. Mit Erfolg? „Wir haben viel gesprochen. In manchen Phasen des Gesprächs war ich positiv gestimmt. Es ging schon in die richtige Richtung“, resümiert Laudone. Dennoch bleibt die Mutter skeptisch. „Wir hoffen, dass sich in naher Zukunft einfach etwas ändert.“

Daran scheint auch der Stadt Moers gelegen. In einer Mitteilung gibt die Verwaltung zu: „Der Motor in den städtischen Kitas läuft, aber er stottert.“ Unterschriftensammlungen oder Aufmärsche beim Jugendamt seien bei der Stadt jedoch nie angekommen, so Stadtsprecher Thorsten Schröder, auf Anfrage dieser Redaktion.

Mehr Auszubildende im Bereich der städtischen Kinderbetreuung in Moers

Bereits jetzt versuche die Verwaltung aber mit zehn sogenannten Springer-Kräften in den Kitas gegen den vorherrschenden Mitarbeitermangel anzugehen. Zusätzlich sei mit 22 anstatt neun Auszubildenden im Bereich der städtischen Kinderbetreuung, die Zahl der Nachwuchskräfte um mehr als die Hälfte verdoppelt worden, teilt Schröder mit. Für diese bestünden „gute Chancen übernommen zu werden“. Sie bekämen dann einen Tarifvertrag. Die Bezahlung bei städtischen Kitas sei deswegen besser als die bei vielen freien Trägern, betont der Stadtsprecher. Zwar müssten zusätzliche Mehrstunden, aufgrund des Arbeitsrechts, oft abgelehnt werden, jedoch würden im Fall der Fälle Überstunden immer ausgeglichen werden – nicht mit Geld, aber mit freien Tagen.

„Wir versuchen immer, irgendwie eine Lösung zu finden, sei es durch Verschieben von Personal oder Verkürzung der Betreuungszeiten“, betont Knothe. Doch manchmal sei die Verwaltung „gezwungen einen längeren Weg zu gehen“, ergänzt Stadtsprecher Thorsten Schröder.