Moers/Kreis Wesel. Viele hatten damit gerechnet, dass die Kindergärten in Moers und Umgebung trotz Notbetreuung so voll sein würden wie sonst. Doch es kam anders.
Überraschung in den Kindergärten: Viele Eltern nehmen die Corona-Notbremse ernst und organisieren die Betreuung ihrer Kinder privat. Die Befürchtung, die ab Donnerstag geltenden schärferen Bestimmungen des Infektionsschutzgesetzes im Kreis Wesel würden massenhaft umgangen, bewahrheiteten sich nicht.
Die Kitas im Kreis Wesel dürfen wegen der zuvor konstant hohen Inzidenzwerte seit Donnerstag nur noch eine Notbetreuung anbieten. Die NRW-Landesregierung gestattet jedoch den Eltern, mit einer einfachen Eigenerklärung sich den Betreuungsbedarf selbst zu bescheinigen, ohne berufliche oder familiäre Zwänge zu belegen. Die Befürchtung bei Trägern der Einrichtungen war, dann seien die Kitas genauso voll wie vor der Notbetreuung.
Auch Benjamin Walch, Geschäftsbereichsleiter Kinder und Jugend bei der Arbeiterwohlfahrt, hatte damit gerechnet. „Es ist anders gekommen“, sagte Walch auf Anfrage. „Wir haben am Donnerstag deutlich weniger Kinder in der Betreuung als sonst.“ 23 Kitas mit insgesamt 1534 Plätzen betreibt die Awo im Kreis Wesel. Von Montag bis Mittwoch – also vor dem Inkrafttreten der Notbetreuung – waren täglich etwa 1130 Mädchen und Jungen anwesend. Am Donnerstag kamen insgesamt nur noch 769 Kinder in die Einrichtungen. „Das hat uns überrascht. Viele Eltern haben private Betreuungsmöglichkeiten gefunden“, so Walch.
Das gleiche Bild bei ergibt sich bei der Stadt Moers. Auch hier hatte das Jugendamt damit gerechnet, dass die Kindergärten trotz Notbetreuung so voll sein würden wie sonst, aber: „Hoppla, da haben wir uns vertan“, kommentiert Amtsleiterin Vera Breuer. Nicht mal ein Drittel der üblicherweise 1175 Kinder erschien am Donnerstag in den 17 städtischen Kitas. Insgesamt 319 Eigenerklärungen von Eltern liegen dem Jugendamt vor, das sind 27 Prozent. Wie die Eltern es im einzelnen schaffen, die Betreuung zu organisieren und wie lange sie das durchhalten, wisse man nicht, erklärt Vera Breuer. Sie hält für denkbar, dass mittlerweile viele Großeltern die Coronaschutzimpfung erhalten haben und nun vermehrt Oma und Opa den Nachwuchs zu Hause hüten. „Ohne Impfung sind die ja vorher praktisch ausgefallen“, gibt sie zu bedenken. Hinzu kommt die Ausweitung der Kinderkrankentage laut Breuer von 20 auf 30 Tage pro Elternteil und von 40 auf 60 Tage bei Alleinerziehenden.
Gut möglich, dass sich dies gleichermaßen in weiteren Kitas auswirkt. So pendelte die Zahl der Kinder, die die vier Einrichtungen der Katholischen Kirchengemeinde St. Josef in Moers am ersten Tag der Notbetreuung begrüßen konnten, zwischen einem Drittel und der Hälfte, wie Verbundleiterin Karina Göbel-Scherken berichtet. Sie bemängelt freilich wie Vera Breuer, dass Gespräche darüber, wer die Notbetreuung auf jeden Fall in Anspruch nehmen kann – etwa Vorschulkinder oder die Kinder von Leistungsempfängern – in die Kitas verlagert werde. Das koste Zeit, könne gelegentlich heikel werden und somit das Vertrauensverhältnis von Erziehern und Eltern belasten.
Einig sind sich die Beteiligten auch in ihrem Verständnis für die Eltern. „Die Belastung ist enorm“, weiß Awo-Mann Benjamin Walch. „Die Eltern leisten eine Menge.“