Moers. Die Moerser Verkehrsplaner wollen beim Thema ‘Mobilität’ stärker als bisher die Interessen von Radfahrern in der Stadt berücksichtigen.

Bei der Verkehrswende rückt in Moers mehr und mehr der Fahrrad- und Fußgängerverkehr in den Blickpunkt. Man könne weder die Ressourcen noch die Planungen für den beschränkten öffentlichen Raum wie früher nur an den Autos ausrichten, sagte Thorsten Kamp, Dezernent für Stadtentwicklung, am Mittwoch vor der Presse. „Wir müssen das gerecht verteilen.“ Was die Stadtverwaltung jetzt angehen will, hat Kamps Dezernat in eine Prioritätenliste gepackt, die am Donnerstag dem zuständigen Fachausschuss des Moerser Rates vorgelegt werden soll.

Die Vorlage befasst sich mit etlichen Anträgen der Ratsfraktionen zur Mobilität in der Grafenstadt. Beispiel Fahrradwege entlang der Neukirchener Straße und der Bahnhofstraße in Kapellen Richtung Traar: „Sie werden seit Jahren gefordert“, sagt Nadine Beinemann, Leiterin des Fachdienstes Straßen- und Verkehrsplanung im Rathaus.

Radwegebau forcieren

Das Problem sei hier wie in den meisten Fällen bei Straßen, die aus der Stadt hinausführen: Zuständig ist der Landesbetrieb Straßen NRW. Auf den hat die Stadt zwar kaum Einfluss – aber sie hat aus einem anderen, gleich gelagerten Projekt gelernt. So ging es mit dem Bau des Radweges an der Holderberger Straße in Vennikel erst voran, als die Stadt – auf Kosten des Landes – die Planung und den Bau übernahm.

Planung und Bau von Radwegen an Straßen, für die das Land zuständig ist, will künftig die Stadt Moers häufiger übernehmen. Vorbild ist der Fahrradweg an der Holderberger Straße. Das Archivbild zeigt dessen Eröffnung im April (von links) mit dem städtischen  Beigeordneten Thorsten Kamp, Ekkehard Deußen von Straßen NRW, dem Leiter des Sachgebiets Radverkehr Dr. Marcel Deckert und Bürgermeister Christoph Fleischhauer.
Planung und Bau von Radwegen an Straßen, für die das Land zuständig ist, will künftig die Stadt Moers häufiger übernehmen. Vorbild ist der Fahrradweg an der Holderberger Straße. Das Archivbild zeigt dessen Eröffnung im April (von links) mit dem städtischen Beigeordneten Thorsten Kamp, Ekkehard Deußen von Straßen NRW, dem Leiter des Sachgebiets Radverkehr Dr. Marcel Deckert und Bürgermeister Christoph Fleischhauer. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Nach diesem Vorbild soll Bewegung in den Radwegebau kommen, erklärt Nadine Beinemann und kündigt als nächsten Schritt entsprechende Vereinbarungen mit dem Land für die Neukirchener Straße und die Bahnhofstraße an,

Handlungsbedarf sieht die Verwaltung auch für Radwege auf stadteigenen Straßen, etwa der Filder Straße, die Enni voraussichtlich im nächsten Jahr sanieren wird. Bismarckstraße, Baerler, Grafschafter Straße und Jostenhof stehen ebenfalls oben auf der Liste.

Bei Straßensanierungen will die Stadt grundsätzlich stärker prüfen, was für den Radverkehr getan werden kann. Konkret sollen die Weygold- und die Bankstraße in der Innenstadt zu Fahrradstraßen werden, was nicht bedeutet, dass Radler dort eigene Wege erhalten, sondern dass sie Vorrang vor dem Pkw-Verkehr haben und beispielsweise die Geschwindigkeit vorgeben.

Auch sollen in der Grafenstadt jährlich 50 neue Fahrradparkplätze entstehen. Seit Mittwoch können Bürgerinnen und Bürger auf der Internetseite beteiligung.nrw.de/portal/moers/startseite. Vorschläge für Standorte machen. „Die Vorschläge müssen sich nicht nur auf Gehwege beziehen“, sagt Nadine Beinemann. „Dieser Raum ist in Moers praktisch aufgebraucht.“ Man werde deshalb auch Stellplätze für Pkw dafür aufgeben.

Es fehlt an Verkehrsplanern

Weitere Themen auf der To-do-Liste von Beinemanns Fachdienst sind der Anschluss von Moers an den Radschnellweg nach Duisburg und die Schnellverbindung nach Kamp-Lintfort, für die in Kürze eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gehen wird. Gearbeitet wird auch zusammen mit dem Kreis Wesel an einem Fahrradverleihsystem und einem regionalen Radwegenetz.

Dass es bei der Verkehrswende bisweilen hakt, liegt übrigens nicht am fehlenden Geld: „Wir haben Fördertöpfe für alles Mögliche“, weiß Nadine Beinemann. Das Problem: Es gibt zu wenig Verkehrsplaner. „Alle Kommunen kämpfen um dieses ‘rare Gut’“, so Beinemann. Sie hofft auf baldige Verstärkung ihres Teams. Die Stadt Moers schreibt in diesen Tagen eine Stelle aus.