Neukirchen-Vluyn/Essen. In den letzten zwei Tagen kamen aus Neukirchen-Vluyn mehr als 3000 Einsprüche beim RVR gegen die im Regionalplan ausgewiesenen Kiesflächen an.
Zum Abschluss der Einspruchsfrist gegen den Regionalplanentwurf des Regionalverbands Ruhr (RVR) kam aus Neukirchen-Vluyn noch einmal ein starkes Zeichen. Nachdem Alexandra Nolte bereits am Donnerstag einen ganzen Wäschekorb voll mit 1200 Einwänden gegen die Kiespläne im Kreis Wesel überreicht hatte, legten am letzten Einspruchstag Mitglieder von „Mitgestalten-NV“, den beiden Heimat- und Verkehrsvereinen und Jürgen Weiß von Wanderwelten noch einmal nach. Rund 2000 schriftliche Einsprüche schleppten sie am Freitagvormittag ins Foyer der RVR-Zentrale, um sie dort an den Referatsleiter der staatlichen Regionalplanung im RVR, Michael Bongartz, zu übergeben.
Vor der eigentlichen Übergabe ließ es sich die Delegation nicht nehmen, noch einmal ihre Sichtweise auf die Ausweisung der Kiesflächen im Regionalplan zu erklären und den RVR zu kritisieren. Thomas Stralka und Hans Delihsen, die sich als Vorsitzende der Heimat- und Verkehrsvereine vor allem als Wahrer der historischen Donkenlandschaft sehen, warfen dem Regionalverband vor, mit der Ausweisung der Kiesflächen nicht nur bedeutende Kulturlandschaft, sondern auch eigene Interessen zu gefährden. Explizit nannten sie die Halde Norddeutschland, die dem RVR gehört. „Sie werben mit dem schönen Blick, den man von dort hat“, sagte Thomas Stralka Richtung Michael Bongartz, gleichzeitig aber seien am Fuße der Halde Kiesflächen zum Abbau vorgesehen.
Es gibt Kritik aus Neukirchen-Vluyn
Man sei verpflichtet, zwischen allen Belangen zu vermitteln, sagte Michael Bongartz, der grundsätzliches Verständnis für den Protest äußerte, den Vorwurf Hans Delihsens, keinen Wert auf den individuellen Dialog mit Bürgern zu legen, aber weit von sich wies. Man habe extra eine Stelle eingerichtet, die sich um Bürgeranfragen kümmere, sagte Bongartz. Die Kolleginnen und Kollegen kämen jeder Anfrage nach.
Andere Kritik konnte Bongartz dagegen nicht so einfach kontern. Als Meike Herkenrath von „Mitgestalten-NV“ das Baustoff-Recycling ansprach und bemerkte, dass beispielsweise die Schweiz „uns bereits meilenweit voraus“ sei, konnte der RVR-Referatsleiter immerhin noch die Resolution für eine Vergrößerung des Recyclinganteils heranziehen. Diese hatte die Verbandsversammlung im vergangenen Dezember in derselben Sitzung beschlossen, in der sie die Offenlage des Regionalplanentwurfs auf den Weg gebracht hatte. Allerdings ist die Kies- und Rohstoffindustrie der Meinung, dass sich an einer Substitutionsquote von 15 Prozent als Ersatz für Sand- und Kies in den kommenden Jahren nichts signifikant ändern wird. Das brachte Thomas Stralka zu der Frage, was sich in der Ausweisung von Kiesflächen überhaupt in den nächsten 25 Jahren ändern soll. So lange soll der Regionalplan bestehen bleiben.
Es sind viele Einwendungen
„Stehen wir dann wieder an derselben Stelle und diskutieren über weitere Kiesflächen?“ Wenn es so weitergehe, sagte Martin Schnapp von Mitgestalten-NV, dann habe man am Niederrhein irgendwann „weder Kies noch Ackerfläche“.
Mit diesen Worten überreichten sie Michael Bongartz die Einwände aus Neukirchen-Vluyn. Diese werden jetzt in das elektronische Auswertungssystem des RVR eingepflegt und nach Themen sortiert. Welches Thema weit vorne liegt, sei aber bereits klar, sagte Bongartz. Wie viele Einsprüche genau zum Thema Kies eingegangen sind, werde man erst in den kommenden Wochen wissen. Im nächsten Planungsausschuss im Mai werde man aber schon eine erste Aufstellung präsentieren können. Eines sei aber jetzt schon klar: „Es sind viele.“