Moers. Zu Ostern sollte das frühere Atlantic-Kino saniert sein und wieder Filme zeigen. Doch der Neustart des „Cinema Moers“ verzögert sich um Monate.
Ein halbes Jahr nach der Schließung des letzten Moerser Kinos „Atlantic“ sollte das Lichtspielhaus an der Neustraße unter neuer Leitung zu Ostern renoviert sein und wieder öffnen. Doch es laufen keine Filme. Stattdessen ist das Kino eine Baustelle – und eine solche wird es vorerst bleiben. Eigentümer Abi Haidar gibt nun einen neuen Starttermin vor: Erst nach den Sommerferien, im August, soll das neue „Cinema Moers“ Premiere haben.
Abi Haidar zeigt sich dennoch entspannt, zumal weder er noch seine Mitarbeiter die Geschehnisse beeinflussen können, die zu der Verzögerung geführt haben. Dem Scherpenberger, der die Immobilie Anfang des Jahres erworben hatte, um das Kino in neuem Gewand weiterzuführen, ist tatsächlich die Weltpolitik dazwischen gekommen.
Das Problem: Haidar hatte das Herzstück seines Kinos, die neue Soundanlage, im Januar ausgerechnet bei einem Hersteller in der Ukraine in Auftrag gegeben. „Kurz nach Ausbruch des Krieges ist uns mitgeteilt worden, dass die Anlage nicht lieferbar sein würde“, erklärt der 43-jährige Unternehmer. Ein neues Soundsystem hat er längst bestellt, diesmal in Spanien. Aber: Diese Firma hat wie derzeit nahezu alle Hersteller Schwierigkeiten, an die erforderlichen Computerchips zu kommen. Sechs Monate werde es brauchen, bis die Tonanlage nach Moers geliefert werden kann, sagt Haidar. Dies sei der Anlass gewesen, den Umbau des Hauses komplett neu zu planen.
Keine „unendliche Geschichte“
Denn vorgesehen war, wie berichtet, zunächst nur die drei Säle zu erneuern, um dann ab Ostern Filme zeigen zu können. In einem späteren Bauabschnitt sollte das Foyer erweitert werden. Aber da es ohne Abspielgeräte und Ton ohnehin kein Kino geben kann, habe er beschlossen, Sanierung, Umbau und Erweiterung des Hauses „in einem Rutsch“ zu erledigen, so Abi Haidar. Und in dieser Hinsicht sei man sogar „gut im Zeitplan“, versichert er. Nein, „Die unendliche Geschichte“, wie der erste Kinofilm hieß, den Haidar Anfang der 90er Jahre als Kind im damaligen „Atlantic“ gesehen hat, soll diese Baustelle wirklich nicht werden.
Tatsächlich hat sich in den vergangenen Wochen eine Menge getan. Fast alle Decken und Wände in den drei Kinosälen sind neu verputzt, dahinter neue Kabel und Leitungen verlegt, die offenen Lüftungsanlagen sind verkleidet.
Umgekehrt ist im Saal 1 die frühere Verkleidung von den Pfeilern verschwunden und Stuck zum Vorschein gekommen: „Der soll bleiben“, erklärt Abi Haidar, „wir wollen es hier richtig schön machen.“ Der Eingang zum Saal 1 ist zudem verbreitert worden, damit auch Rollstuhlfahrer hindurch können. Neue Türen hat Haidar geordert, ebenso die Akustikplatten für Wände und Decken. Er hofft, die Platten im Saal 3 für die Kinderfilme mit Disney-Motiven verzieren zu können: „Aber ich weiß noch nicht, ob Disney uns das erlaubt.“
„Erlaubt“ ist auch noch nicht die Erweiterung des Foyers. Etwa 20 Quadratmeter würde das Bistro durch die Verschiebung der Fassade nach den Plänen gewinnen, an denen gerade ein Architekt arbeitet, zusätzlich würde der Einbau einer barrierefreien Toilette möglich. Haidar hofft, dass die Stadt Moers die Pläne genehmigt, den Bauantrag will er in Kürze einreichen.
Abi Haidar verdient seinen Lebensunterhalt als Automobilkaufmann. Das Kino sei ihm eine „Herzensangelegenheit“, wie er betont. Gleichwohl soll es kein Zuschussbetrieb werden. Dazu seien rund 100.000 Besucher jährlich nötig, „damit wäre das Kino sicher.“ Und die Eintrittspreise? Konkret wird Haidar nicht, aber er verspricht: „Ich will, dass sich Familien den Kinobesuch leisten können.“