Neukirchen-Vluyn. Die Solidarität mit den Flüchtlingen aus der Ukraine in Neukirchen-Vluyn ist groß. Fast alle der 80 Ankömmlinge finden privat Unterschlupf.
Seit dem Überfall der russischen Armee auf die Ukraine sind in Neukirchen-Vluyn 80 Kriegsflüchtlinge aufgenommen worden. Bemerkenswert: Bislang musste die Stadt kaum jemanden von ihnen unterbringen. Stattdessen sind fast alle privat in Familien untergekommen. Die Hilfsbereitschaft ist groß, berichten die städtische Beigeordnete Margit Ciesielski und die ehrenamtliche Direkte Flüchtlingshilfe.
Wie andernorts befinden sich auch in Neukirchen-Vluyn nur wenige Männer unter den Ankömmlingen, berichtete Ciesielski am Mittwoch im Sozialausschuss des Rates. 37 Frauen sind eingetroffen, außerdem Kinder vom Kleinkindalter bis zu Jugendlichen unter 18 Jahren. 74 haben über private Verbindungen die Stadt erreicht und haben bei Familienmitgliedern oder Freunden Unterschlupf gefunden. Darüber hinaus wohnen einige bei Menschen, die sie erst bei ihrer Ankunft kennengelernt haben: „Wir erhalten viele Angebote von Bürgerinnen und Bürgern, die Wohnungen, Appartments oder freie Zimmer in ihren Wohnungen zur Verfügung stellen“, sagte Ciesielski.
So hat auch die Firma Trox im Hotel Dampfmühle drei Appartements gemietet, die in diesen Tagen von sieben Erwachsenen und sieben Kindern bezogen werden. Die Stadt wird in ihren Unterkünften einige Umbelegungen vornehmen, so dass sie bei Bedarf mindestens 60 Plätze für ukrainische Flüchtlinge – unter anderem am Hugengraben – bereitstellen kann. Vier weitere städtische Wohnungen stehen in Aussicht, sobald deren Bewohner am freien Wohnungsmarkt fündig werden. Bei ihnen handelt es sich um so genannte „Ortskräfte“, die die Bundeswehr bei ihrem Einsatz in Afghanistan unterstützt hatten und die deshalb in Deutschland Schutz vor Verfolgung gefunden haben. „Wir können also weiteren Flüchtlingen aus der Ukraine die Hilfe angedeihen lassen, die sie benötigen“, versicherte Margit Ciesielski.
Alle Wohnungsangebote werden geprüft, mit Anbietern wird gesprochen
Dazu wird eine personelle Aufstockung des Treff 55 der Grafschafter Diakonie gehören, die Flüchtlinge und Asylsuchende im Auftrag der Stadt betreut. Eine ehrenamtliche Mitarbeiterin des Treff 55 ist in diesen Tagen durchgängig damit beschäftigt, die privaten Unterbringungsangebote zu prüfen: „Wir schauen uns alle Wohnungen und Zimmer an, ob sie sich eignen“, betonte Leiterin Anneke van der Veen. Zudem bespreche man mit den Anbietern, worauf sie sich einlassen. Van der Veen formuliert es ganz praktisch: „Die Leute müssen sich klar machen, dass plötzlich eine Fremde ihr Badezimmer mitbenutzt und dass sie zu Kompromissen bereit sein sollten.“ Auch eine mögliche Gefahr der sexuellen Ausbeutung junger Flüchtlingsfrauen habe man im Auge.
Unterdessen ist auch die Direkte Flüchtlingshilfe Neukirchen-Vluyn weiter sehr aktiv, hilft bei der Ausstattung mit Kleidung und Möbeln. Nach wie vor ruft sie nicht allgemein zu Spenden auf. Die Initiative schaut sich an, was konkret benötigt wird und wendet sich dann gezielt an Bürgerinnen und Bürger, die sich zu Hunderten per Mail an sie gewandt und Sachspenden angeboten haben, erklärt Vorstandsmitglied Klaus Bittmann. Auch er ist voll des Lobes über die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung. Seit Bittmanns Auftritt bei der Solidaritätskundgebung auf dem Vluyner Platz Anfang März seien der Flüchtlingshilfe „mehrere tausend Euro“ an Spenden überwiesen worden, berichtet er. „Da kamen Einzelbeiträge über 1000 Euro, es wird an vielen Stellen gesammelt.“
Spendenkonto und weitere Informationen auf www.nvhilft.de. Die Stadt hat auf ihrer Homepage den Button „Ukrainehilfe“ eingerichtet: www.neukirchen-vluyn.de/de/inhalt/ukrainehilfe/. Private Wohnraumangebote an wohnraumangebot@neukirchen-vluyn.de.