Neukirchen-Vluyn. Starkes Zeichen gegen den Krieg: Mehr als 400 Menschen kamen am Dienstag auf den Vluyner Platz, um ihre Solidarität mit der Ukraine zu bekunden.

Mit einer beeindruckenden Friedenskundgebung hat Neukirchen-Vluyn am Dienstagabend ein starkes Zeichen der Solidarität mit der Ukraine gesetzt. Mehr als 400 Menschen kamen zum Vluyner Platz, Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Alte, viele mit kleinen und großen selbst gebastelten Plakaten, auf die sie die ukrainischen Landesfarben Blau und Gelb gemalt hatten und auf denen „Stoppt den Krieg“ stand.

Aufgerufen hatte eine Initiative aus demokratischen Parteien und Organisationen zu der gut einstündigen Veranstaltung, die ihre wohl berührensten Momente erlebte, als Michael Grindburg sprach. Der gebürtige Ukrainer lebt mit seiner Familie seit 30 Jahren am Niederrhein, und er bekannte, dass die Ukraine mittlerweile „ein sehr entferntes Land“ für ihn geworden war – bis zum vergangenen Donnerstag: „Als ich die Rauchwolken über meiner Heimatstadt Charkiw gesehen habe, habe ich zum ersten Mal seit Jahren geweint“, sagte Grindberg. In den letzten Tagen sei alles noch schlimmer geworden: „In meiner Geburtsstadt sitzen Familien mit Kindern in Kellern und haben Angst.“ Der 61-Jährige formulierte zudem seine Sorge so: Wenn sich Putin eine „solche Barbarei gegenüber einem Brudervolk erlauben kann, dann müssen wir Schlimmeres befürchten“, sagte Grindburg und mahnte: „Es geht jetzt auch um unsere Freiheit!“

Drastischer Protest: Den russischen Diktator Wladimir Putin präsentierte eine Demonstrantin in Neukirchen-Vluyn als „Sensenmann“. Es sei „einfach zu viel, was er sich erlaubt“, sagte sie.
Drastischer Protest: Den russischen Diktator Wladimir Putin präsentierte eine Demonstrantin in Neukirchen-Vluyn als „Sensenmann“. Es sei „einfach zu viel, was er sich erlaubt“, sagte sie. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Bürgermeister Ralf Köpke bekannte: „Ich habe mir nicht vorstellen können, dass wir in Europa wieder Angst vor Krieg haben.“ Er zeigte sich aber auch beeindruckt von der großen Teilnehmerzahl auf dem Vluyner Platz und rief zur Solidarität mit den Kriegsflüchtlingen auf, „die sicher zu uns kommen werden“. Ähnlich äußerte sich Tom Wagener (Grüne): Er bat darum, Flüchtlinge „mit Spenden und offenen Armen“ zu empfangen. Wagener erklärte, es sei darüber hinaus „unsere Pflicht, den Menschen in der Ukraine zu helfen“ und fragte mit Blick auf die Sorge vor einer Ausweitung des Krieges: „Was wären wir ohne die Nato?“

Die Sanktionen werden auch uns treffen

Mehrfach ging es in den Redebeiträgen darum, dass die scharfen Sanktionen auch in Deutschland und der Region spürbar werden würden: „Aber die Folgen müssen wir aushalten“, erklärte etwa Julia Zupancic (CDU). Im Übrigen gelte es, immer wieder deutlich zu machen, dass es nicht der Krieg „der“ Russen sei: „Das ist Putins Krieg.“ Auch Ibrahim Yetim (SPD) ließ keinen Zweifel daran, dass „dieser Krieg uns treffen wird, unsere Wirtschaft, unser Zusammenleben“. Hoffnung mache nicht nur, dass weltweit Hunderttausende gegen den Krieg demonstrieren, sondern auch viele tausend Menschen in Russland – wohlwissend, was ihnen drohe: „Dafür haben sie unseren größten Respekt“, so Yetim. 

Dass man durchaus konkret helfen kann, wenn Menschen aus der Ukraine an den Niederrhein kommen, machte Klaus Bittmann von der Direkten Flüchtlingshilfe Neukirchen-Vluyn deutlich. Geld- und Sachspenden nehme der gemeinnützige Verein gerne entgegen, so Bittmann: „Wir helfen den Menschen, die Hilfe brauchen und ohne Ansehen ihrer Herkunft.“

Spendenkonto und weitere Informationen auf www.nvhilft.de. Eine NRZ-Fotostrecke von der Kundgebung auf dem Vluyner Platz finden Sie hier.