Moers. Zwei Jahre Corona im Kreis Wesel: Der OGS-Träger SCI:Moers fordert eine nachhaltige Unterstützung für Schulen: Es gebe viel nachzuarbeiten.

Die Folgen von mehr als zwei Jahren Corona-Pandemie im Kreis Wesel spüren auch viele Schulen in Moers. Deshalb bedankt sich Frank Liebert, Geschäftsführer des Sozialdienstleisters SCI:Moers bei allen Beteiligten für das Engagement – und fordert gleichzeitig eine nachhaltige Unterstützung der Schulen.

Liebert sprach Mitte vergangener Woche mit Blick auf die Schulen und die Corona-Pandemie von „zwei Jahren Ausnahmezustand“. In dieser Zeit seien „enorme Belastungen auf alle Beteiligten“ zugekommen, fast täglich habe es neue Herausforderungen gebeben. Deshalb, so Liebert, sei an dieser Stelle ein Dank an Eltern und alle Beteiligten wichtig.

Der SCI:Moers ist an sechs Moerser Grundschulen für die Betreuung im Offenen Ganztag (OGS) zuständig. Liebert betont, dass es ihm nicht allein um den SCI und dessen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehe. Er vermisse ganz allgemein eine entsprechende Würdigung aller Beteiligten und fordert, bestehende Hilfen auszubauen und zu verlängern.

Frank Liebert: „Wir können merken, dass sich die Gefühlslage der Kinder in den zwei Corona-Jahren verändert hat, das wird alles nachzuarbeiten sein. Als Träger haben wir Extra-Zeit, Extra-Geld und Extra-Personal investiert. Ich erwarte jetzt, dass mehr Unterstützung kommt. Dass sich der Moerser Jugendhilfeausschuss in seiner nächsten Sitzung erstmals mit einer Corona-Bestandsaufnahme beschäftigt, kommt spät.“

Ende 2020 hat sich der SCI:Moers zusammen mit der Grundschule Hülsdonk für Kinderrechte eingesetzt.
Ende 2020 hat sich der SCI:Moers zusammen mit der Grundschule Hülsdonk für Kinderrechte eingesetzt. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Stefanie Coßmann, die beim SCI die Grundschulbetreuung organisiert, wird konkret: „Die meisten Förderprogramme laufen im Sommer aus, einige gehen noch bis zum Ende des Jahres. Es ist unsicher, ob Förderungen verlängert werden und, wenn ja, wie lange. So ist zum Beispiel unsicher, ob die Lehrerstelle an der Uhrschule verlängert werden kann.“

Barbara Niephaus, die Leiterin der Uhrschule, wünscht sich zum Beispiel, dass die in der Corona-Pandemie geschaffene Stelle verlängert wird: „Viele Kinder liegen beim Lernen zurück. Um die Defizite auszugleichen, brauchen wir Personal und Ausstattung, und wir brauchen diese Ressourcen länger als jetzt absehbar.“ Darüber hinaus geht es laut Niephaus auch darum, das „Sozialgefüge in den Klassen“ wiederherzustellen. Soziale Kontakte hatten zum Beispiel beim Heim-Unterricht gelitten.

Andrea Mierzwa ist Sozialarbeiterin an der Uhrschule. Sie fasst ihre Arbeit in den beiden Corona-Jahren in einem kurzen Satz zusammen: „Die Schulsozialarbeit ist in Coronazeiten die Feuerwehr.“ Das heißt: Mierzwa knüpft und hält Kontakte, wo es nur geht. Das können zum Beispiel kurze Gespräche mit den Eltern sein, die ihre Kinder morgens vorbeibringen. Wichtig sei, dass die Kinder die Bindung zur Schule, zum Unterricht und zur Klasse nicht verlieren.

Die Angst vor dem Virus schränkt das Leben ein

Mit Blick auf das coronabedingte Auf und Ab sagt Mierzwa ernüchtert: „Wir fangen immer wieder von vorn an.“ Dass sie – und viele andere – sich über jetzt zwei Jahre oft dem Virus ausgesetzt hätten, habe ihr Leben eingeschränkt. Aus Angst, das Virus möglicherweise auf andere zu übertragen, habe sie nicht viel unternommen.

Was im Offenen Ganztag zu leisten ist, schildert Helena Laukart, die für den SCI das Angebot an der Uhrschule und in Kapellen organisiert: „Viele Kinder zögern, auf andere zuzugehen. Sie spielen lieber allein, suchen nicht den Kontakt. Wir beobachten, dass die Kinder viel Aufmerksamkeit brauchen.“ Für die Betreuung stehen laut Laukart jeweils ein bis zwei Betreuerinnen zur Verfügung, erforderlich wären fünf.

OGS-Teams des SCI:Moers bekommen Gesprächsangebote

Der SCI:Moers hat mit Blick auf die Belastungen die Initiative ergriffen, um die Spuren aus zwei Jahren Corona aufzuarbeiten. Mit Hilfe von Supervision kann sich das OGS-Team an allen sechs SCI-Standorten über das Geschehene austauschen und von der Supervisorin oder dem Supervisor Rückmeldungen und Lösungsvorschläge für mögliche Probleme bekommen.

SCI-Geschäftsführer Frank Liebert: „Es wäre gut, wenn das flächendeckend im Land so passieren könnte. Das ist aber nicht so, wir mussten uns für die Resilienzunterstützung bewerben.“