Moers. Der SCI:Moers kümmert sich um Schulverweigerer. So viele Anfragen wie in der letzten Zeit hat es noch nicht gegeben – Corona spielt eine Rolle.
Die Corona-Pandemie wirkt sich nach Meinung von SCI-Geschäftsführer Frank Liebert stark auf Schülerinnen und Schüler aus. Liebert hat festgestellt, dass die Nachfrage für das SCI-Projekt „Werk-Statt-Schule“ noch nie so groß war wie in den vergangenen acht Wochen. Das stellt den Sozialdienstleister aus Moers vor große Probleme. Die Stadt kündigt aber an: „Kein Kind wird unversorgt bleiben.“
Der SCI-Moers ist in der Stadt und in der Region im sozialen Bereich aktiv. Eines der Angebote heißt „Werk-Statt-Schule“. Dabei werden Schülerinnen und Schüler aus dem 9. und 10. Schuljahr, die aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr am Regelunterricht ihrer Schule teilnehmen wollen, in neun Monaten an einen Abschluss herangeführt. Unterrichtet wird in der Barbaraschule in Moers-Meerbeck, die Prüfung erfolgt extern.
Die Nachfrage ist in kurzer Zeit extrem gewachsen
„In Nordrhein-Westfalen gibt es rund zehn Prozent Schulverweigerer. Die Gründe, warum sie sich verweigern, liegen etwa am Schulsystem oder im Elternhaus“, berichtet Liebert. Zehn Schülerinnen und Schüler besuchen zurzeit die „Werk-Statt-Schule“, doch die Nachfrage ist kurzfristig extrem gewachsen.
40 Anfragen in den vergangenen zwei Monaten verzeichnet der SCI:Moers, – zuviel für das Projekt. Liebert, der zusammen mit Stefanie Coßmann (schulbezogene Hilfen) viele Gespräche mit den Familien führt, sagt: „Das habe ich in 20 Jahren noch nicht erlebt.“ Nach seiner Darstellung ist etwa die Hälfte der Anfragen mit den Belastungen durch die Corona-Pandemie in Verbindung zu bringen. Es fehle der „Ankerpunkt Schule“ und mit ihm die Tagesstruktur.
Die Anfragen kommen aus allen Schulformen
Wie man beim SCI festgestellt hat, sind bei den Anfragen alle Schulformen vertreten, es handelt sich also nicht um ein Problem einer spezifischen Schulform. Jeweils ein Drittel der Anfragen komme vom Jugendamt, von den Schulen und von den Eltern. Liebert möchte eine schnelle Vernetzung dieser Handelnden erreichen: „Wenn jetzt nicht reagiert wird, verlieren wir die Schülerinnen und Schüler.“
Stadtpressesprecher Thorsten Schröder sagt dazu: „Wir schauen in jedem Fall grundsätzlich gemeinsam mit Kind und Eltern, welches Programm inhaltlich zu dem jeweiligen Kind passt und richtig ist. Wenn die Plätze bei einer Maßnahme ausgebucht sind, vermitteln wir in andere Projekte.“ Einen Zusammenhang mit Corona könne man bei der Stadt allerdings (noch) nicht feststellen.
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Beim SCI:Moers gibt es zwei Projekte für Schülerinnen und Schüler, die nicht mehr zur Schule gehen wollen. Die Lernwerkstatt in der ehemaligen Barbaraschule richtet sich an Fünft- bis Achtklässler, die eine Auszeit von der Schule benötigen. Das Projekt „Wer-Statt-Schule“ bereitet Neunt- und Zehntklässler über neun Monate auf eine externe Abschlussprüfung vor. Voraussetzung ist bisher eine Bescheinigung über Hilfen zur Erziehung.
Frank Liebert vom SCI fordert hier mehr Flexibilität. Aus seiner Sicht brauchen beide Projekte neue Konzepte, die ohne die Bescheinigung funktionieren.