Kamp-Lintfort. Ein Kamp-Lintforter Vater lässt seine beiden Kleinkinder zu Hause. Zur Sicherheit. Er hat einiges zu kritisieren beim Thema Corona und Kita.

Eltern von Kita-Kindern sind derzeit nicht zu beneiden. Sollen sie ihr – noch – gesundes Kind in die Einrichtung schicken, auch wenn Corona-Fälle aufgetreten sind, oder bei den aktuellen Inzidenzen (siehe Lokalseite 1) sicherheitshalber zu Hause lassen? Stefano Heitmann hat sich entschieden: Seine beiden zwei und drei Jahre alten Kinder betreuen seine Frau und er seit eineinhalb Wochen zu Hause. „Das geht derzeit noch mit Überstundenabbau oder Urlaubstagen.“ Es gibt zwar zusätzliche Betreuungstage wegen der Coronapandemie. Aber die gibt es eben nur, wenn die Kita schließt.

In einem offenen Brief wendet sich der leidgeplagte Vater an Landrat Ingo Brohl und schildert ausführlich die Krux, mit der er nicht alleine umzugehen hat: „Hat man vergessen, dass Kinder unter 5 Jahren, anders als Kinder in den Schulen, vollkommen ungeschützt sind, da es keinen Impfstoff für sie gibt, oder will man die Durchseuchung schlichtweg in Kauf nehmen?“ Er moniert, dass es keine PCR-Tests für die ganz Kleinen gebe.

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Aktuell gebe es in der Einrichtung zwei Lolli-Tests die Woche plus einen vorgeschriebenen Bürgertest. Mittlerweile seien in der Einrichtung, die seine Kinder besuchen, sieben Erzieherinnen und 23 Kinder positiv getestet worden, erklärt Heitmann auf Anfrage der Redaktion. Gleichwohl habe es seitens des Gesundheitsamtes keine Reaktion gegeben.

Schwieriges Thema, räumt Jugendamtsleiter Berthold Klicza vom Jugendamt ein. Grundsätzlich liege die Schließung von Einrichtungen wegen Corona in der Verantwortung des Kreisgesundheitsamtes. Gleichwohl könne auch die Stadt in Notfällen so etwas anordnen. Die große, vorgegebene Richtung des Landes sei aber, die Kitas so lange wie möglich offen zu halten. „Wenn wir schneller schließen, haben wir die Eltern auf der Matte stehen, die keine andere Betreuungsmöglichkeit haben.“

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Der Erste Beigeordnete Christoph Müllmann bestätigt, dass in den vergangenen zwei Wochen täglich etwa fünf bis sechs Meldungen aus Schulen und Kitas kommen. Das seien „meist Einzelfälle oder eine kleinere Zahl von Kindern oder Erziehern“. Geschlossen waren in der letzten Zeit komplett die Kita Löwenzahn und die Kleine Oase. Berthold Klicza ergänzt, dass es keine präzise Vorgabe gebe, ab welchem Infektionsgeschehen geschlossen werden müsste.

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Der Kreis Wesel reagiert mit einer schriftlichen Stellungnahme auf die Anfrage der Redaktion: „Der Kreis Wesel ist an die Vorgaben des Landes NRW gebunden. Die PCR-Pooltests wurden vom Land ausschließlich für die Grundschulen eingeführt, nicht aber für die Kindergärten und Kitas. Inzwischen zeigt sich, dass dieses Modell gescheitert ist.“ Dennoch sei es wichtig, dass die Einrichtungen ihre Meldungen an das Gesundheitsamt weitergeben. Zum einen, da es sich bei Sars-Cov-2 um eine meldepflichtige Erkrankung handele. Zum anderen, da dies die Basis für das weitere Vorgehen des Gesundheitsamts sei. „Anhand der Meldungen werten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus, ob im jeweiligen Infektionsgeschehen Besonderheiten zu erkennen sind, die konkret nachverfolgt werden müssen. Die Kontaktnachverfolgung musste aus Kapazitätsgründen auf vulnerable Gruppen beschränkt werden. Die Schwerpunktbildung liegt am hohen Infektionsaufkommen und führt dazu, dass nicht jede Meldung nachverfolgt werden kann“, heißt es in der Stellungnahme. Wenn Besonderheiten zu erkennen seien, melde sich das Gesundheitsamt.

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Das tröstet Stefano Heitmann nicht. Nächste Woche sind Überstunden und freie Tage aufgebraucht. „Dann müssen wir unsere Kinder wieder in die Infektionskette geben.“ Er nennt es absurd, dass es klare Reglungen gebe für erkrankte Kinder, aber niemand dafür Sorge trage, dass verhindert wird, dass sie krank werden.