Neukirchen-Vluyn. Für Ingrid von Eerde ist es eine Heimkehr. Anfang Januar beginnt die gebürtige Neukirchen-Vluynerin ihre Arbeit als Klimamanagerin der Stadt.

Glücklicher hätten die Gesichter von Ulrike Reichelt und Ralf Köpke kaum sein können. Rund viereinhalb Monate, nachdem Stephan Baur sich aus der Stadt verabschiedet hatte, konnten die Wirtschaftsförderin und der Bürgermeister am Montagmittag endlich eine neue Klimaschutzmanagerin für Neukirchen-Vluyn vorstellen. Ingrid von Eerde übernimmt ab Anfang Januar damit einen Posten, der quasi per Ratsbeschluss eine der Schlüsselstellen im Verwaltungssystem ist, der aber in den vergangenen Monaten von Reichelt und Köpke quasi nebenher beackert werden musste. Zumindest habe man „Wir4Mobil“ auf den Weg bringen können, sagte Ralf Köpke mit Blick auf das gemeinsame On-Demand-Projekt mit Moers, Kamp-Lintfort und Rheinberg. Vieles sei aber liegen geblieben.

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Nun soll der Kampf gegen den Klimawandel in Neukirchen-Vluyn wieder Fahrt aufnehmen. Dafür kann Ingrid von Eerde auf vorhandene Strukturen zurückgreifen, wie zum Beispiel die Steuerungsgruppe Klima mit 40 Personen aus Politik, Sozialverbänden, Bürgerschaft, Vereinen und Wirtschaft, die unter anderem strategische Ziele für das klimagerechte Leben in der Stadt formulieren.

Vor allem die Netzwerkarbeit werde eine Hauptaufgabe sein, sagt Wirtschaftsförderin Ulrike Reichelt. Schließlich haben sich Politik und Stadt darauf geeinigt, den Klimaschutz in beinahe jedem Lebens- und Verwaltungsbereich mitzudenken und bei allen Beschlussvorlagen zu beleuchten. Gerade diese große Bandbreite habe sie überzeugt, sagt Ingrid von Eerde.

Für die 36-Jährige ist es eine Art Heimkehr. In Neukirchen-Vluyn ist sie aufgewachsen, hat auf dem JSG ihr Abitur gemacht. Nun kehrt sie nach Studium und ersten Berufsstationen in Berlin sowie sechseinhalb Jahren als Klimaschutzmanagerin in Wesel in ihre Heimatstadt zurück, um die Arbeit von Stephan Baur fortzusetzen und zu erweitern.

Und Themen gibt es einige: Das Klimaschutzkonzept und die praktische Umsetzung der Titel als global nachhaltige Kommune und „Fair-Trade-Town“, dazu das Ökoprofit-Projekt für ansässige Unternehmen, die Entwicklung einer nachhaltigen Mobilität oder das Projekt „Bildung für nachhaltige Entwicklung“, das die Stadt mit Hilfe der Trox-Stiftung umsetzt. Außerdem möchte Ingrid von Eerde eine Klimaanpassung vornehmen und die Stadt „sattelfest für Extremwetterereignisse“ machen. Ein Screening soll die potenziellen Gefahrenflächen in der Stadt offenlegen.

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Durch den Austausch der Klimaschutzmanagerinnen und -manager im Kreis Wesel sind van Eerde die Handlungskonzepte in Neukirchen-Vluyn alles andere als unbekannt. „Sie startet nicht bei null“, sagt Bürgermeister Ralf Köpke, der sich mit Wirtschaftsförderin Ulrike Reichelt aber um Entlastung bemüht. Der Förderantrag für eine Mobilitätsmanagerstelle sei bereits auf dem Weg, eine andere Förderung für die Stelle einer Nachhaltigkeitsmanagerin oder eines -managers vor allem für die Bildungsprojekte und das Fair-Trade-Siegel werde derzeit vorbereitet. Es werde aber nicht einfach, die Stellen zu besetzen, unter anderem weil beide Bundesförderungen lediglich jeweils zwei Jahre laufen.

Dennoch seien die zusätzlichen Stellenbemühungen ein Signal dafür, wie ernst die Stadt den Klimaschutz nehme, sagt die neue Klimaschutzmanagerin. „Mehr Personal bedeutet mehr Schlagkraft“, so Ingird von Eerde, „und mehr Kontinuität.“