Neukirchen-Vluyn. In Neukirchen-Vluyn geht der Widerstand gegen den Kiesabbau weiter. Vorgesehen sind eine Demo und möglichst viele Einsprüche gegen die Pläne.
Mitten im geplanten Kiesabbaugebiet liegt der 120 Jahre alte Bauernhof Noltanien. Von hier aus versuchen Roland und Alexandra Nolte seit August, Widerstand gegen die Pläne zu leisten. Am Sonntag luden sie zum Kies-Talk im Viva Event- & Freizeitpark Neukirchen-Vluyn ein. Rund 100 Interessierte kamen in die Halle am Klingerhuf, den Livestream verfolgten bis zu 70 Personen.
„Viele fühlen sich nicht informiert und vielen ist die Tragweite der Pläne nicht bewusst“, sagte Alexandra Nolte vor der Veranstaltung. So referierte Roland Nolte ausführlich aus seiner Sicht die aktuelle Lage. Zwischen der Tersteegenstraße, Lintforter Straße und der Halde Norddeutschland sollen 180 Hektar – mehr als 200 Fußballplätze – für die Kiesgewinnung ausgebaggert werden, so Roland Nolte. Das Land hat dem stattgegeben, nun entscheidet der Regionalverband Ruhr (RVR) über die Offenlage des Regionalplanentwurfs. Der nächste Schritt sei eine Demonstration der Kiesabbaugegner bei der Tagung der RVR-Verbandsversammlung am 17. Dezember in Essen, wo über die Offenlage abgestimmt werden soll. Man werde so oft Einspruch wie möglich einlegen, da jeder überprüft werden müsse, so Nolte.
Martin Fortuin ist Anwohner des Abbaugebiets, das etwa 20 Meter vor seinem Haus entstehen soll. „Ich habe einen Infoflyer von der Veranstaltung bekommen und dachte, das hört sich interessant an“, erklärte er. „Jetzt bin ich auf einmal selber betroffen und maximal schockiert.“ Für ihn und seine Familie seien die Abbauabsichten ein Grund wegzuziehen.
Drei-Punkte-Plan
René Schneider, Landtagsabgeordneter der SPD, schlug einen Drei-Punkte-Plan vor: „Erstens: So viele Einsprüche wie möglich einlegen, um Zeit zu schinden. Zweitens: Die Regeln nach der Landtagswahl im Mai auf Landesebene ändern, und drittens: Die Baustoffwende starten und in Zukunft alternative Baustoffe verwenden.“ Auch die Landtagskandidatin der CDU, Julia Zupancic, versicherte, sie könne die Abbaupläne nicht gutheißen und wolle laut werden. Bürgermeister Ralf Köpke kommentierte via Livestream: „Die Bürgermeister von Neukirchen-Vluyn, Kamp-Lintfort, Rheinberg und Alpen haben sich zusammengeschlossen und kämpfen auf verschiedenen Ebenen gegen diese Pläne.“
Die Kiesgegner hätten sich von Anfang an mehr Mitspracherecht oder wenigstens eine Information zum Kiesabbau gewünscht. Sie fordern, dass das Recycling gestärkt und mehr erforscht werde. Generell werde für zu viele Jahre Kies abgebaut: „Der Landesentwicklungsplan hat die Kiesspeicherung für 25 Jahre beschlossen. Aus der Bedarfsentwicklung geht hervor, dass für 45 Jahre Kies abgebaut wird“, rechnete Nolte vor. Bei Einsprüchen wollen er und Ehefrau Alexandra Hilfestellung leisten und für Interessenten Anträge vorbereiten. Die Mahnwache soll weiter an jedem Sonntag stattfinden.