Neukirchen-Vluyn. Ein Bauernhof in Neukirchen-Vluyn: Das war der Traum von Familie Nolte. Jetzt gibt es Pläne zum Kiesabbau, und nichts ist mehr so wie es war.
„Unser Traum war es immer, hier einen Bauernhof zu haben“, sagt Dr. Roland Nolte aus Neukirchen-Vluyn. „Jetzt stellt sich heraus, wir sind ein Dorn im Auge der Kiesindustrie.“
Zusammen mit seiner Frau Alexandra und den Kindern wohnt der Ingenieur seit sechs Jahren auf dem Hof „Heister“ mit 8000 Quadratmetern Land, idyllisch gelegen in den Feldern an der Boschheidestraße. Dass die Familie plötzlich um ihr Zuhause fürchten muss, hätten die Noltes vor ein paar Wochen noch nicht gedacht.
Pläne für Neukirchen-Vluyn: Die Begehrlichkeit ist groß
Die Begehrlichkeit ist groß: 180 Hektar angepeilter Auskiesungsfläche stehen in den Plänen zu Buche. Betroffen ist fast das gesamte Gebiet zwischen der Halde Norddeutschland und dem Schulzentrum Tersteegenstraße.
Nach Jahren der Ruhe hat die Industrie das Areal im Rahmen der Änderung des Landesentwicklungsplanes erneut im Blick. „Als wir vor einigen Wochen eine Nachricht von unserem Vorbesitzer bekamen, dass bei uns Kies abgebaut werden soll, musste ich mich erst mal hinsetzen“, berichtet Alexandra Nolte: „Wir waren geschockt.“
Nach dem ersten Schreck stand für die Noltes fest: Man würde sich den Plänen nicht widerstandslos ergeben. Inzwischen entstand ein Video über die Pläne und Auswirkungen, das auf YouTube zu sehen ist. Auch Kontakte zu den betroffenen Nachbarn wurden geknüpft.
„Wir sind nicht allein. Etwa fünf, sechs Hof- und Landbesitzer auf der ganzen Fläche lehnen diesen gigantischen Kiesabbau ab“, weiß Nolte. Mit ein Grund sei es, dass nach Jahrzehnten der Verwüstung der Landschaft die entstehenden Wasserflächen für jede Art der sinnvollen Nachnutzung verloren seien: „Die meisten wollen nicht verkaufen.“
Familie Nolte schloss sich inzwischen auch der Bürgerinitiative „Mitgestalten-NV“ gegen den Kiesabbau an. Mit einer kleinen Gruppe zog man unlängst zum Ruhrparlament in Essen, das zum Thema Landesentwicklungsplan tagte. „In diesen Sitzungsunterlagen ist zu lesen, dass Neukirchen-Vluyn nicht einmal als Konfliktgebiet gilt“, hat Nolte festgestellt.
Dem Parlament einen Negativ-Preis überreicht
Dem Parlament habe man dann einen symbolischen Negativ-Preis überreicht und erklärt, dass es sehr wohl großen Widerstand gebe. Das Parlament habe seine Entscheidung dann um drei Monate aufgeschoben. „Wir werten das als einen ersten Erfolg.“
Bedroht fühlt sich die Familie auch deshalb, weil sie fast genau in der Mitte der geplanten Auskiesungsfläche liegt. „Ich werde nicht zusehen, wie man uns den Hof unter dem Hintern wegbaggert“, drückt es der Hausherr drastisch aus.
Das Ziel von Familie Nolte ist klar definiert
Am 6. Oktober sei eine Kieskonferenz zwischen dem Ruhrparlament und der Kiesindustrie anberaumt. „Wir werden uns in der Bürgerinitiative besprechen, um mit dabei zu sein“, sagt Nolte.
„Wir müssen jetzt so viel öffentliche Aufmerksamkeit erringen wie möglich“, erläutert Alexandra Nolte das weitere Vorgehen. Denn falls das Parlament in Essen der Offenlegung der Pläne im Dezember zustimme, seien im Verfahren dann die Bürger mit ihren Widersprüchen und Anregungen an der Reihe.
„Dann wollen wir für so viele Widersprüche wie möglich sorgen“, sagt sie. Daneben werde man sich, was Eigentumsrechte und ähnliches angehe, zusätzlich noch über die juristische Seite des Themas informieren.