Moers. Auch in Moers und Umgebung bedeutete Corona eine Zäsur. Jetzt ist ehrenamtliche Hospizarbeit wieder möglich. Einfacher geworden ist sie nicht.

Hospize für Sterbende kennt heute fast jeder. „Dass es auch eine ambulante Betreuung für Betroffene und ihren Familien gibt, wissen leider nicht so viele Leute“, berichtet Bettina Borowski. Sie koordiniert vom Hospiz Haus Sonnenschein in Rheinberg aus den ambulanten Hospizdienst für Moers und Rheinberg, angegliedert dem Krankenhaus St. Josef Moers.

Die Arbeit mit den Kranken, die keine Aussicht mehr auf Heilung haben, leisten 25 Ehrenamtliche. Sie gehen in die Pflegeheime und Familien. Die Erstgespräche mit den Betroffenen führt Bettina Borowski. Froh sind alle, die schlimme Zeit der Corona-Lockdowns hinter sich zu haben.

Sterben: Viele Familien sind überfordert und unsicher

„Oft geht es darum, pflegende Angehörige für eine Zeit zu entlasten und ein paar Stunden für den Kranken da zu sein“, berichtet die Koordinatorin. Manchmal würden aber auch Gesprächspartner für die Sterbenden gesucht. „Wenn es um das Thema Sterben geht, sind viele Familien überfordert und unsicher. Und auch die Kranken finden es oft leichter, mit einem neutralen Menschen über ihre Ängste oder über unerledigte Dinge zu reden. Sie wollen ihre Angehörigen nicht traurig machen oder zum Weinen bringen“, hat Bettina Borowski festgestellt.

Andererseits seien es auch Angehörige, die das Gespräch suchten. Einen Sterbenden in der Familie zu betreuen, sei nicht einfach. Weniger die Kranken selbst als viel mehr Institutionen wie Krankenhäuser oder Pflegedienste vermittelten den Kontakt zum ambulanten Hospizdienst, weiß Borowski. „Ich gehe dann zu den Menschen, um zu erfahren, welche Art von Hilfe sie benötigen und um festzustellen, welcher Ehrenamtliche für die Arbeit passend ist.“

Die ersten Monate der Pandemie waren wirklich schlimm

Die Corona-Zeit, vor allem in der Anfangsphase, sei wirklich schlimm gewesen, blickt die Koordinatorin zurück. „Wir haben da zwei Monate lang pausieren müssen. Das war für beide Seiten schwierig.“ Nur telefonisch oder per Brief konnten die freiwilligen Helfer noch Kontakt zu den Sterbenden halten. „Etwa sechs Monate lang konnten wir in kein Altenheim gehen. Für uns war es schrecklich zu wissen, dass da Menschen im Heim ganz alleine sterben mussten.“

Bettina Borowski weiter: „Es herrschte viel Unsicherheit. Unsere Helfer wollten keine Krankheit zu den stark gefährdeten Betroffenen tragen. Viele haben es daher auf sich genommen, vor einem Krankenbesuch zum Hospiz nach Rheinberg zu kommen, um sich testen zu lassen.“ Um so froher seien alle gewesen, dass sie mit der Corona-Impfung relativ früh an der Reihe gewesen seien. „Und für viele Familien war es dann eine Beruhigung, als unsere Ehrenamtlichen geimpft waren.“

Die Helfer schenken den Sterbenden ihre Zeit

Inzwischen kann die ambulante Hospizarbeit wieder geleistet werden. „Zumeist reicht die Betreuung eines Sterbenden über einige Wochen“, erklärt Borowski, die von Hause aus Altenpflegerin ist und später eine umfassende Weiterbildung zur Koordinatorin für den ambulanten Hospiz- und Palliativ-Beratungsdienst durchlaufen hat.

Die Ehrenamtlichen seien hoch motiviert, berichtet sie. „Ich finde es bewundernswert, dass unsere Helfer anderen Menschen einfach so ihre Zeit schenken. Sie tun das gerne, es kommt von Herzen. Und sie bekommen auch Vieles von den Kranken zurück.“ Über neue Mitarbeiter für die stationäre und ambulante Hospizarbeit freue man sich immer. „Nächstes Jahr bieten wir wieder eine Schulung für neue Helfer an“, lädt Bettina Borowski zur Mitarbeit ein.

Kontakt

Kontakt zum ambulanten Hospizdienst (auch zum ambulanten Palliativ-Beratungsdienst) ist möglich unter 0170 / 733 91 99, per E-Mail über bettina.borowski@st-josef-moers.de oder über die Homepage des Krankenhauses St. Josef Moers.