Kamp-Lintfort. Der Verein Ambulante Hospiz Arbeit hat 2020 mehr Sterbebegleitungen denn je verzeichnet. Einer der Gründe dafür war die Corona-Pandemie.
Der Verein Ambulante Hospiz Arbeit (AHA) hat im letzten Jahr so viele schwerkranke Menschen und ihre Angehörigen während ihrer letzten Lebensphase begleitet, wie noch nie zuvor: 55 Sterbebegleitungen zählten die Koordinatorinnen des Hospizdienstes Renate Hirt und Simone Tappertz in 2020. 2019 standen die beiden gemeinsam mit den ehrenamtlich Tätigen des Vereins in 43 Fällen an der Seite Hilfesuchender. Der Anstieg der Zahlen im vergangenen Jahr sei auch eine Folge der Corona-Pandemie, sagen Hirt und Tappertz.
Durch die ohnehin enge Zusammenarbeit mit den Senioren- und Pflegeeinrichtungen sowie mit dem St. Bernhard-Hospital in Kamp-Lintfort und das damit verbundene Vertrauen in die Arbeit des Hospizdienstes, waren deren Helfende in der Krise dort besonders gefragt. Viele Verwandte und Freunde kranker Menschen hätten während der Pandemie den Weg in Einrichtungen gescheut – aus Angst, andere, aber auch sich selbst mit dem Virus anzustecken, so die Erfahrung der Koordinatorinnen: „Normalerweise haben wir mehr externe Begleitungen, im letzten Jahr waren wir aber mehr in Altenheimen oder Palliativstationen unterwegs“, hat Renate Hirt bilanziert.
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Immer haben die Hospizdienstmitarbeiter dabei auch ein Ohr für die Mitarbeitenden dieser Einrichtungen, seit Beginn der Pandemie hat sich diese Beziehung weiter vertieft: „Viele hatten deutlich mehr Unterstützung nötig als sonst.“ Manche Begleitung, sagt Hirt, sei sicher auch deshalb zustande gekommen, weil sie eine Entlastung für das unter Dauerstress stehende System der Altenpflegeeinrichtungen war. Corona und Einsamkeit – das sei oft Thema bei den Gesprächen gewesen, so Tappertz. Auch die Zahl der telefonischen Beratungen sei in dieser Zeit coronabedingt gestiegen: „Das telefonische Kontakthalten ist in Corona-Zeiten eine Alternative zu dem, was wir sonst tun.“
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Ein anderer, erfreulicherer Grund für die gestiegene Zahl der Sterbebegleitungen sei, dass das Angebot des Ambulanten Hospizdienstes in der Region immer bekannter werde, ebenso wie die Tatsache, dass die Hilfe von den Krankenkassen übernommen wird, haben die Koordinatorinnen festgestellt: „Unsere Klienten erhoffen sich meist eine Entlastung. Viele sind überfordert mit der Situation.“
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Das Wort Sterbebegleitung mögen beide nicht besonders: „Wir nennen unsere Aufgabe ,Lebensbegleitung bis zum Schluss’. Dazu gehört auch, die Menschen nicht auf ihre Krankheit zu reduzieren, sondern nach ihrem Leben zu fragen.“ So sei eine Begleitung eher selten nur das „Hand halten am Krankenbett bis zum letzten Atemzug“. Weil der Verein immer öfter angefragt wird, ist jetzt eine neue Schulung für Ehrenamtler angelaufen. „Vor allem wenn akute Fälle kommen, wäre es schön, wenn wir die Arbeit auf mehr Schultern verteilen könnten“, wissen Hirt und Tappertz: „Manchmal brauchen Menschen jemanden, der einfach nur zuhört.“
Informationen unter www.aha-in-kamp-lintfort.de