Neukirchen-Vluyn/Kamp-Lintfort. Die Koordinatorinnen der Hospizdienste aus vier Gemeinden machen auf die Hospizarbeit aufmerksam. Der Bedarf an Sterbebegleitung steigt weiter.

Als das Licht im Kinosaal eins der „Hall of Fame“ am Samstag wieder anging, wischten sich einige Besucher noch schnell eine Träne aus dem Gesicht.

Es wurde keine aktuelle Komödie, kein Thriller oder ein Science-Fiction-Film gezeigt, sondern „Dienstags bei Morrie“, ein Drama aus dem Jahr 1999, das die reale Beziehung zwischen dem Journalisten Mitch Albom und dem todkranken Soziologieprofessor Morrie Schwartz beschreibt. Anlässlich des Welthospiztages haben die Koordinatorinnen der Hospizdienste der „Wir4“-Region Renate Hirt und Simone Tappertz (Kamp-Lintfort), Bärbel Bouws und Petra Giesen-Bayer (Neukirchen-Vluyn), Mirjam Klaas (Rheinberg) und Bettina Borowski (Moers) zu diesem besonderen Kinonachmittag eingeladen.

Immer am zweiten Samstag im Oktober

Sie wollten die Hospizarbeit stärker in den Blickpunkt der Menschen rücken. „Sterben, Tod und Trauer sind immer noch tabuisierte Themen. Und kommen wir damit in Berührung, fehlen uns oft die Worte, werden wir unsicher und gehen auf Distanz“, erklärte Simone Tappertz vom Kamp-Lintforter Verein Ambulante Hospiz Arbeit (AHA) Kamp-Lintfort.

Der Welthospiztag findet jährlich am zweiten Samstag im Oktober statt und wird von Hospizdiensten, Palliativverbänden und Vereinen weltweit mit unterschiedlichen Aktionen und Veranstaltungen begangen. Ziel ist es, die Aufmerksamkeit der Gesellschaft auf die Menschen in der letzten Lebensphase zu richten und auf die Möglichkeiten hinzuweisen, die hospizliche und palliative Arbeit bieten.

Eine erste Initiative auf der Landesgartenschau 2020

Auf der Landesgartenschau im vergangenen Jahr haben die vier Hospizdienste erstmals gemeinsam auf sich aufmerksam gemacht, Flyer verteilt und Gespräche geführt. „Das war schön und das wollten wir wiederholen“, sagte Renate Hirt. Bewusst habe man dafür eine niedrigschwellige Aktion geplant und den Film „Dienstags bei Morrie“ ausgesucht. „Er spiegelt viel von unserer Hospizarbeit wider und zeigt auf leise Art und Weise, dass eigentlich jeder Mensch einen anderen Menschen beim Sterben begleiten kann“, so Hirt. In Kamp-Lintfort ist der Hospizdienst seit 20 Jahren aktiv. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter haben seitdem schon über 600 Menschen auf ihrem letzten Lebensweg begleitet – und der Bedarf ist noch größer.

„Wir brauchen unbedingt noch Männer, die als Sterbebegleiter tätig sind. Wir haben nur drei“, erklärte die Koordinatorin. Um diese Aufgabe zu übernehmen, müsse man Menschen mögen und einfühlsam sein.

Das meint eine der Besucherinnen des Nachmittags

„Alles andere kann man lernen. Dafür gibt es Qualifizierungsprogramme.“ Rund 100 Besucher schauten sich am Samstag den Film im Kamp-Lintforter Kino an. Eine von ihnen war Kornelia Borgmann. „Es war ein sehr guter, berührender und aufschlussreicher Film. Ich habe mich schön häufiger mit der Hospizarbeit auseinandergesetzt und wüsste nicht, ob ich das könnte. Ich habe sehr großen Respekt vor denjenigen, die das ehrenamtlich machen“, sagte sie.

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Wer mehr über Hospizarbeit erfahren möchte, kann sich zum Beispiel auf der Internetseite vom Hospiz- und Palliativverband NRW informieren: hpv-nrw.de.

Zu den Aufgaben des Vereins gehören unter anderem die Förderung und Weiterentwicklung der Hospizidee als Haltung, die Entwicklung und Förderung einer flächendeckenden ganzheitlichen Hospiz- und Palliativversorgung im ambulanten wie stationären Bereich in NRW und die Unterstützung der Mitglieder bei der Reflexion ethischer Konfliktsituationen und Grundsatzfragen. Kontakt: 0234 / 97355-147, E-mail: info@hpv-nrw.de.