Neukirchen-Vluyn. In einem Prospekt erklärt die Kiesindustrie ihre Sicht zur Ausweisung von Kiesflächen. In Neukirchen-Vluyn will man die Hefte zurückschicken.

Seit der vergangenen Woche werden die Haushalte in den von Kiesplänen des RVR betroffenen Kommunen mit Informationen versorgt, auf die vor allem die Kiesgegner mit Sicherheit gerne verzichtet hätten. In einer mehrseitigen Broschüre erklärt die Kiesinitiative „Zukunft Niederrhein“ bild- und wortreich ihre Sichtweise zur Ausweisung von Kiesflächen. An mehr als 80.000 Haushalte in Neukirchen-Vluyn, Kamp-Lintfort, Alpen, Rheinberg, Kalkar, Wesel und Rees wurde das Heft bereits verteilt und „tausende weitere Haushalte, zum Beispiel in Kevelaer, Weeze und Wachtendonk“, so Initiativ-Geschäftsführer Sascha Kruchen, sollen in den kommenden Tagen folgen.

Selbstverständlich stimmt die Kiesindustrie den Gegnern in keiner Weise zu, sondern spricht in einer parallel lancierten Pressemitteilung unter anderem von „Halbwahrheiten“ und „Fake-News“, die auch bei städtischen Veranstaltungen immer wieder verbreitet würden. „Um möglichen Verunsicherungen entgegenzuwirken“, habe man eine Informationsbroschüre gestaltet. Um die Verwendung geht es darin, um Materialmangel in der Baubranche, Naturschutz, Recyclingpotenzial oder die Nachnutzung.

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Das Heft fächert unter anderem den Kiesbedarf auf und will dabei auch die persönliche Betroffenheitskarte ausspielen. Neben dem Bild eines Kindes, das in einem Sandkasten spielt, steht: „Jeder Niederrheiner verbraucht statistisch gesehen über 10 Kilo Sand+Kies pro Tag – rund 75 Kilo die Woche.“ Auf der nächsten Seite wird die Kiesknappheit thematisiert und recht unverhohlen ein einfacheres Genehmigungsverfahren gewünscht. Die Kiesknappheit resultiere schließlich nicht aus einem Rohstoffmangel, sondern aus dem „hürdenreichen Weg zur Genehmigung“, heißt es in der Broschüre. „Es gibt also eher eine Genehmigungsknappheit.“ So aber werde der Rohstoff immer knapper und teurer.

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Auch den Naturschutz thematisiert das Blatt und zitiert aus der Rohstoffstrategie der Bundesregierung, nach der „ohne eine sichere Versorgung mit den dafür benötigten Rohstoffen“ die klimapolitischen Ziele der Bundesregierung im Bereich Energie und Verkehr nicht zu erreichen“ seien. Gleichzeitig preist es die Möglichkeiten der Nachnutzung und nennt Leuchtturmprojekte wie das Reeser Meer, den Auesee in Wesel oder die Xantener Südsee. Mit anderen Worten: Das könnte auch hier möglich sein.

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Man wolle die Diskussion mit der Broschüre versachlichen, sagt Sascha Kruchen. „Wir nehmen die Sorgen der Menschen sehr ernst und werden auch in den kommenden Wochen weitere wichtige Fragen rund um die Sand- und Kiesgewinnung beispielsweise über unsere Kanäle im Internet seriös beantworten“, so Sascha Kruchen weiter.

Ob es gelingt, die Bürgerinnen und Bürger am Ende zu überzeugen, ist fraglich. In Neukirchen-Vluyn werden die Broschüren gerade gesammelt. Sie sollen zurückgeschickt werden.