Neukirchen-Vluyn. In Neukirchen-Vluyn ist eine neue Ausstellung eröffnet worden. Es geht um Wasser und um die Textilgeschichte. Die Eröffnung war eine besondere.

Eine Kunstausstellung per Fahrradtour hat Ariane Hackstein, Kunsthistorikerin und Kuratorin des Projekts „Land der Flunen – Fäden der Vergangenheit“, auch noch nicht eröffnet – bis gestern. Da führte sie rund 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu den fünf Kunstwerken, die bis Ende September im Stadt- und Landschaftsraum von Neukirchen-Vluyn zu sehen sind.

„Die Idee, eine Radtour zu den Kunstwerken zu machen, bestand schon, nachdem sich die Künstler die Ausstellungsorte ausgesucht hatten“, erzählte Sandra Kiss vom Stadtmarketing. 13 Kilometer umfasst die Route, die einmal quer durch den Ortsteil Vluyn führt.

Die ersten Besucherinnen haben die Route getestet

Sponsoren, Bürgermeister Ralf Köpke, Mitwirkende der Stadt und drei der fünf Künstler – Edgardo Mandanes aus Argentinien sowie Jan Gerling und Jens J. Meyer aus Deutschland – testeten die Strecke gestern selbst mit dem Fahrrad. Treffpunkt war das Landschaftsband auf Niederberg. Dort stand auch das erste Kunstwerk der Tour: die „Bogenbrücke“ von Meyer. „Neukirchen-Vluyn ist eine Bindestrich-Stadt. Der Künstler wollte die Stadtteile durch eine Brücke symbolisch verbinden“, erklärte Kuratorin Hackstein. Betretbar ist diese spezielle Brücke nicht, sie besteht überwiegend aus Tüchern – und greift damit ein Motto der Ausstellung auf.

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Denn alle Künstler setzten sich mit den Themen Wasser und Textilindustrie auseinander – beides prägt die Stadtgeschichte bis heute. „Wir möchten mit diesen Kunstwerken Dinge aus der Vergangenheit wieder in Erinnerung rufen“, erklärte Hackstein. „Kendel und Kuhlen haben uns dabei geleitet. Das sind auch Begriffe, die in anderen Regionen in Nordrhein-Westfalen gar nicht bekannt sind. Es war also auch gar nicht so einfach, den internationalen Künstlern die Wörter zu übersetzen“, erzählte sie schmunzelnd. Das hat augenscheinlich aber geklappt.

Am Ende der Tour gab es auf Niederberg Musik

Von Niederberg machte sich die Gruppe auf in Richtung Plankendickskendel. Statt an der Hauptstraßen entlang zu fahren, nutzten die Radfahrer die Wiesen- und Feldwege, vorbei an einigen Kopfweiden. Die spielten auch bei der zweiten Station, der Installation „Salix“, die Jan Gerling am Kendel aufgebaut hat, eine bedeutende Rolle. Salix ist das lateinische Wort für Weide.

Am Kunstwerk angekommen, zückten viele der Teilnehmer zunächst ihr Handy und machten Fotos. Zwischen den Kopfweiden und den gegenüberliegenden Bäumen wehten orangefarbene Fahnen. „Gerling war verwundert, warum der Weg nicht durch diese Baumallee führt und sah dies als Fehler in der Planung an. Mit den Fahnen wollte er dies akzentuieren“, sagte Hackstein.

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Es gibt aber auch eine pragmatische Lösung für die Wegeführung: Der Weg zwischen den Bäumen sei zu matschig und sumpfig, um ihn begehbar zu machen. Parallel zum Kendel ging es in den Vluyner Süden. Ebenfalls am Wasser, hat die niederländische Künstlerin Karin van der Molen ihr Kunstwerk „Neues Gewebe“ installiert. „Freier Fadenlauf“ hieß die Installation der Italienerin Elena Redaelli auf der Freifläche vor der Dorfkirche, „Weiden-Labyrinth“ das von Edgardo Madanes, der derzeit noch die letzten Feinheiten seines Kunstwerks an den Littardkuhlen fertigstellt. „Der Argentinier konnte nur dank der deutschen Botschaft in Buenos Aires und einer Ausnahmegenehmigung einreisen“, betonte die Kuratorin.

Geendet ist die Tour nach diesen fünf Stopps wieder am Landschaftsband auf Niederberg. Dort wurde die Truppe schon musikalisch empfangen: Shannon Barnet (Posaune) Valentin Garvie (Trompete) und Hayden Chisholm (Saxophon) spielten freie Improvisationen.